Ein glücklicher Werwolf

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Wie erwartet war James überwältigt vor Freude, als er von den Zwillingen hörte. In seinen Augen glitzerten Tränen des Glücks, als er erst Lily, dann Harry und dann jeden anderen in seine Arme schloss. Auch Sirius hüpfte glücklich durchs Haus, hoffte er doch, ein weiteres Mal Pate zu werden. Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er das sah. Sein Pate hatte tatsächlich manchmal fast hündische Anwandlungen. Fehlte nur noch, dass er ein Stöckchen apportierte. Harry wurde von Ginny, Hermine und Ron beglückwünscht, endlich ein großer Bruder zu werden. Den ganzen Tag über wollte das Grinsen nicht aus seinem Gesicht verschwinden.
Die nächsten Tage herrschte gute Stimmung unter allen Bewohnern des 'Hundezwingers'. An sportlicher Betätigung mangelte es nicht und auch Lilys Übelkeitsattacken hatten merklich nachgelassen. Madam Pomfreys Trank schien zu wirken.


Nun war Mittwoch gekommen, in der kommenden Nacht war Vollmond. Sie alle hatten dieser Nacht aufgeregt entgegengefiebert. Remus hatte jeden Tag pünktlich den Wolfsbanntrank genommen und wartete jetzt nervös auf den Einbruch der Dunkelheit. Hermine und Lily waren sich zwar sicher, dass sie den Trank richtig zubereitet hatten, aber auch sie wurden von einer gewissen Nervosität nicht verschont. Nach dem Abendessen zog sich Remus in einen Raum in zweiten Stock zurück. Dieser war schon lange so verzaubert worden, dass er sich dort verwandeln konnte, ohne jemand anderen zu gefährden, da er von innen nur mit einem Zauberspruch geöffnet werden konnte, den ein verwandelter Werwolf natürlich nicht sprechen konnte.

Sirius und James begleiteten Remus in den Raum und verwandelten sich in Hund und Hirsch. Sollte der Trank nicht wie gewünscht wirken, würden sie die ganze Nacht mit ihrem Freund in dem Zimmer verbringen. Als schließlich das erste Mondlicht durch das Fenster schien, zog sich Remus Kopf in die Länge und sein Rücken krümmte sich. Er fauchte und jaulte, verhielt sich aber ansonsten ruhig. Als die Verwandlung abgeschlossen war, fiepte er und stupste erst Sirius und dann James mit der Schnauze an. Er verhielt sich beinahe menschlich.
Sirius stellte sich hinter James und verwandelte sich zurück. Der Wolf beobachtete das mit wachem Interesse und lief schwanzwedelnd auf ihn zu. "Kannst du mich hören, Moony?", fragte Sirius, der bemerkte, dass der Wolf keinerlei Anstalten machte, ihn anzugreifen. Jetzt nickte der Wolf sogar, lief zu Sirius hin und leckte ihm über die Hand. "Du hast dein Bewusstsein behalten?", fragte Sirius erneut. Wieder nickte der Wolf vor ihm.

Nun verwandelte sich auch James wieder in seine menschliche Gestalt. "Was hast du für ein Glück, Moony, dass ich so eine kluge Frau und mein Sohn eine so kluge Freundin hat!", sagte er grinsend. Remus ließ ein zustimmendes Heulen hören.
"Na dann", meinte Sirius abenteuerlustig. "Wollen wir uns mal bei den beiden Damen bedanken." Er zückte seinen Zauberstab, öffnete die Tür und die beiden Männer gingen, gefolgt von dem zahmen Wolf, die Treppen hinunter.

"Es hat geklappt!", schrie Sirius glücklich, als die drei im Wohnzimmer ankamen, wo die anderen schon warteten. "Er ist immer noch er selbst!" Lily, Harry, Ginny, Ron und Hermine sprangen jubelnd auf und liefen auf die drei zu. Remus lief zuerst zu Lily und leckte ihr dankbar über die Hand, dann sprang er zu Hermine und leckte auch ihr über die Hand. Als sie sich zu ihm hinunter beugte, leckte er ihr auch übers Gesicht, woraufhin sie schnell wieder aufsprang.
"Meine Güte, Moony!", rief Sirius lachend, "So ist sie hier bisher nur von Ron abgeschlabbert worden!" James, Harry und Ginny prusteten los und lagen bald lachend auf dem Boden. Lily sah Sirius streng an, aber auch sie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Hermine und Ron dagegen waren rosa angelaufen und sahen beschämt woanders hin. Den ganzen Abend über sprang Remus in seiner Wolfsform fröhlich durchs Haus, meist begleitet von Sirius, der ebenfalls als Vierbeiner herumlief. Remus genoss das Gefühl, dass er nicht mehr eine tödliche Gefahr für seine Freunde darstellte und war auch in den nächsten Tagen viel fröhlicher drauf als sonst.

Hermine hatte die Idee gehabt, zur Vorbereitung auf mögliche Kämpfe mit Todessern das gemeinsame Kämpfen zu trainieren. So bildeten sie immer wieder zwei Gruppen in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen, da sie alle sich aufeinander einstellen sollten. Sie trainierten sowohl innerhalb des Hauses als auch im Garten und auch in dem kleinen Waldstück, das zum Grundstück gehörte und vom Fideliuszauber umfasst war. Sie übten auch, sich in Unterzahl gegen eine Übermacht zur Wehr zu setzen. Keinen überraschte es, dass Harry, Ron und Hermine zusammen am besten eingespielt waren und sich auch gegen fünf Gegner durchsetzen konnten.

Mit der Zeit aber wurde auch das Zusammenspiel in allen anderen Kombinationen besser. Lily bekam regelmäßig Wutanfälle, weil sich alle anderen ihr gegenüber zurückhielten und keiner sie verfluchen wollte, aus Angst um die Zwillinge. Auch ihr Argument, die Todesser würden sie auch nicht verschonen, führte zu keiner Verhaltensänderung der anderen. Harry wollte seine Mutter nach Möglichkeit ohnehin aus Kämpfen mit Todessern heraushalten; James ging es genauso. So nahmen sie es in Kauf, dass Lily oft stundenlang nicht bereit war, mit einem der Männer zu sprechen, weil sie sich nicht für voll genommen fühlte. Sowohl Harry als auch James ahnten aber auch, dass Lily im Ernstfall niemals zuhause bleiben würde, wenn ihre Familie und ihre Freunde ihr Leben riskierten.

Nun rückte auch Sirius Geburtstag näher. Am 20. November würde er 22 werden. Für Lily und James war es zu gefährlich, das Haus zu verlassen. Dass Sirius nicht loszog, um für sich selbst Geschenke zu kaufen, war ohnehin klar.
Harry, Ron, Hermine, Ginny und Remus dagegen wollten gemeinsam nach London, um für Sirius einige Geschenke zu besorgen. Zur Sicherheit hatte Albus ihnen Vielsafttrank mitgebracht, zusammen mit Haaren von irgendwelchen Muggeln aus dem Dorf, in dem Sirius' Haus stand. Zusätzlich hatten Harry und Hermine beide Tarnumhänge in ihren Taschen verstaut. Unter den Tarnumhängen apparierten sie schließlich in eine Seitenstraße nahe des Tropfenden Kessels und gingen in die Winkelgasse.

Dort sah es ähnlich düster aus wie damals als Harry, Ron und Hermine zu Gringotts gegangen waren. Nur wenige Menschen waren auf der Straße zu sehen und die wenigen, die da waren, blieben nirgends stehen, sondern eilten o schnell wie möglich weiter. Selbst die Ladenbesitzer zuckten zusammen, wenn sich die Tür öffnete, als ob sie erwarteten, dass Todesser oder andere Kriminelle eingetreten waren. So schnell wie möglich suchten die fünf einige Dinge aus, von denen sie annahmen, dass sie Sirius gefallen würden. Harry kaufte im Auftrag seiner Eltern auch das, was diese Sirius schenken wollten. Schnell war eine knappe Stunde rum und sie mussten sich wieder nach Hause aufmachen, bevor der Vielsafttrank seine Wirkung verlor. Sie waren gerade wieder über die Türschwelle getreten, als Harry schon spürte, wie er sich in sich selbst zurückverwandelte.

Die Geschenke für Sirius sorgten zum Teil für große Erheiterung. Von James (via Harry) bekam er ein Leder-Hundehalsband samt Leine. Remus schenkte ihm ein Buch über Hundeerziehung. Von Harry und Ginny zusammen bekam er ein Besenpflegeset inklusive Politurmittel. Auch Hermine konnte nicht aus ihrer Haut und schenkte ihm ein Buch, eines über alte defensive Magie. Ron dagegen hatte eine riesige Packung mit Süßigkeiten aller Art zusammengestellt. Bertie Botts Bohnen, Schokofrösche, Lakritzzauberstäbe und vieles andere riefen in Sirius Begeisterung hervor. Lily hatte Harry gebeten, für Sirius eine Eule auszusuchen. Seine alte Eule, die er von seinem Onkel Alphard geerbt hatte, war im Sommer gestorben. Zusätzlich hatten sie noch mehrere Geburtstagstorten gebacken, sodass am Nachmittag beim Kaffeetrinken alle satt wurden.

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