Die letzte Nacht

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"Mummy, schau!", rief Klein-Hermine und zeigte stolz auf einen Duploturm, der fast so hoch war wie sie selbst. "Hab ich 'baut!", rief sie stolz. "Harry hat 'holfen."

"Das hast du toll gemacht!", lobte Mary ihre Tochter. "Und Harry natürlich auch." Klein-Harry war währenddessen auch aufgestanden und zu Ron hingelaufen, der sich gerade mit Sirius unterhielt.
"Won!", forderte Klein-Harry seine Aufmerksamkeit, doch Ron reagierte zunächst nicht. "Won! Won! Guck!", rief er noch einmal und Ron wandte sich jetzt ihm zu.
Ginny und Harry prusteten los und hielten sich die Bäuche. Auch Hermine konnte einen Kicheranfall nicht unterdrücken und biss sich in die Hand. Ron dagegen war rot angelaufen wie eine Tomate und schaute mit finsterer Miene auf Klein-Harry hinab.
"Won-Won!", keuchte Ginny und schüttelte sich vor Lachen. "Harry, du hast's einfach drauf!"

Alle übrigen Anwesenden schauten jetzt mit verwirrten Mienen zwischen den Zeitreisenden hin und her. "Könnte uns mal jemand aufklären?", fragte Sirius. "Was ist so witzig daran, dass Harry mit Ron spricht?"
"Nicht dass er mit ihm redet, sondern wie", stellte Ginny kichernd fest. "Er hat ihn Won-Won genannt. Rons Ex-Freundin hat ihn auch immer so genannt und das ging uns anderen ziemlich auf den Geist. Und ich glaube, unserem Won-Won auch." Harry musste sich immer noch auf die Lippen beißen, um nicht noch einmal loszulachen.
Ron schaute seine Schwester mit finsterer Miene an. "Vielen Dank, dass du das jetzt allen erzählt hast!", knurrte er.
Ginny setzte eine unschuldige Miene auf. "Keine Ursache, Brüderchen. Immer wieder gern!" Harry amüsierte sich über die Kabbeleien zwischen den Geschwistern und hoffte, dass er sich auch einmal so unbeschwert mit seinen zukünftigen Geschwistern würde necken können.

Mary setzte sich jetzt auf den Boden und spielte mit den drei kleinen Kindern. Dies schien sie am ehesten von dem Gedanken ablenken zu können, dass ihr nur noch einige Stunden auf dieser Welt blieben. Auch die anderen sahen versonnen den Kindern beim Spielen zu. Harry und Ginny legten einen Arm um Hermine, die zwischen ihnen saß und wieder mit den Tränen kämpfte.

Nach dem Mittagessen überkam Mary das Bedürfnis, noch einmal ihren Mann zu sehen. Also ging sie, diesmal alleine, die Treppe nach oben und in das Zimmer, in dem noch immer der Körper von Martin Granger lag. Eine halbe Stunde später kam sie die Treppe wieder herunter. Auf ihren Wangen waren Tränenspuren zu sehen, aber ansonsten wirkte sie gefasst. Zu neunt setzten sie sich wieder ins Wohnzimmer. Als Mary nach ihren Wünschen gefragt wurde, bat sie darum, weitere Kostproben von Zauberkünsten zu erhalten. Mit Vergnügen machten sich die anderen daran, diesen Wunsch zu erfüllen. Sowohl James als auch Sirius verwandelten sich in Hirsch und Hund, Harry erzeugte seinen Patronus und Hermine ließ einen Vogelschwarm im Raum umherflattern. Sirius und Harry verhexten sich gegenseitig, sodass Sirius nun mit giftgrünen Haaren dastand, während Harry eine Nase hatte, die immer länger wurde und ihm immer mehr Ähnlichkeit zu Pinocchio verlieh.

Mary lachte aus vollem Hals und bekam sogleich noch mehr geboten. Lily verhexte zwei Stühle so, dass sie zu Musik Walzer tanzten. Ginny schnappte sich James' Tarnumhang und verschwand darunter. Mary machte große Augen, als plötzlich ein Kopf ohne Körper vor ihr schwebte. Hermine ließ, nach vorheriger Absprache mit Harry, die Vögel mittels eines 'Oppugno!' auf Harry zufliegen, der sie mit einem Schildzauber abwehrte.
So ging es noch eine Weile weiter und Hermine war glücklich, ihre Mutter noch einmal unbeschwert lachen zu sehen. Dann ging die ganze Gruppe nach draußen. Schnell waren mehrere große Schneemänner aufgebaut, die anschließend mit viel Lärm gegeneinander kämpften. Anschließend kramten James, Sirius, Harry und Ginny ihre Besen hervor, schwangen sich in die Lüfte und vollführten einige Kunststücke.

"Ihr könnt fliegen?", fragte Mary begeistert. "Darf ich auch einmal mitfliegen?"
"Du willst fliegen?", fragte Hermine überrascht. "Ja, ich wollte schon immer mal fliegen", antwortete ihre Mutter. "Ich wollte immer paragliden. Aber auf einem Besen zu fliegen, das ist noch viel besser."
"Na, wenn du meinst", meinte Hermine leicht skeptisch. "Ich mag das Fliegen nicht so gerne. Aber du sollst dich doch auch nicht so anstrengen, Mum."
"Wenn das heute mein letzter Tag auf Erden sein soll, dann möchte ich den auch ausnutzen", widersprach Mary mit zitternder Stimme.
Mary setzte sich nun hinter James auf seinen Besen und klammerte sich an ihn. James flog mit ihr einige Runden und als ihr das gefiel, steigerte er die Geschwindigkeit, flog engere Kurven und steilere Sinkflüge. Als er nach einer Viertelstunde wieder landete, war Mary begeistert vom Fliegen. Nach einigen weiteren Kunststücken begaben sich die Bewohner des 'Hundezwingers' wieder ins Haus. Sirius, Remus, Harry und Ginny bereiteten nun das Abendessen vor. Mary war nach ihren Wünschen gefragt worden und Ron und Remus waren nach dem Mittagessen in die nächste größere Stadt appariert, um alles nötige zu besorgen.

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