Eine Nacht zum Feiern 3/3

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Erneut wurde die stellvertretende Direktorin mit Applaus bedacht und bald schon stellte sich wieder ein aufgeregtes, munteres Geplapper ein. Harry, Hermine und Sirius setzten sich an das Ende eines Tisches. Sieben Schüler saßen in ihrer Nähe; vier Jungs und drei Mädchen aus Gryffindor und Ravenclaw, unter ihnen auch Connor O'Malley. Die anderen Schüler schienen zunächst etwas gehemmt, die drei anzusprechen, sondern starrten sie nur interessiert an. Schließlich fasste sich ein dunkelhaariges Mädchen mit Ravenclaw-Uniform ein Herz und sprach Sirius an.

"Ähm, Sir? Gehören Sie drei auch zu den fünfzig Kämpfern, die gegen Sie-wissen-schon-wen gekämpft haben?"
Sirius kicherte bei dieser Anrede. "Also zunächst mal:", antwortete er, "Nenn mich bitte nicht Sir, dann fühle ich mich glatt dreißig Jahre älter. Es ist gerade mal vier Jahre her, dass ich hier selbst Schüler war. Sag einfach Sirius. Und das sind Harry und Hermine. Und wie heißt du?" Er zwinkerte dem Mädchen zu.
"Julia", antwortete das Mädchen und lief rosa an. "Julia O'Malley."
"Ach, dann bist du seine Schwester?", fragte Harry und deutete auf Connor. Julia nickte.

"Aber zu deiner Frage:", fuhr Sirius fort, "Ja, wir drei gehören zu denen, die heute gegen Voldemort gekämpft haben." Einige der Schüler zuckten bei dem Namen zusammen, zwei andere aber nicht. Alle bedachten die drei mit bewundernden Blicken.
Einer der Gryffindors fragte weiter. "Aber warum freut ihr euch denn gar nicht? Ihr seht so niedergeschlagen aus im Vergleich zu den anderen. Seid ihr gar nicht erleichtert, dass Voldemort besiegt ist?"

"Doch, natürlich sind wir erleichtert", antwortete Hermine. "Sehr sogar. Aber leider war dieser Sieg nicht ohne Verluste möglich. Viele mussten ihr Leben lassen. Zwei Männer, die ich sehr geschätzt habe, habe ich heute Nacht sterben sehen und noch einige andere, die ich nicht kannte. Noch letzte Woche wurden meine Eltern und meine Großeltern von Todessern ermordet. In die Freude über den Sieg heute mischt sich auch die Trauer um die Gefallenen. Ich mache euch aber überhaupt keinen Vorwurf, dass ihr heute feiern wollt. Schließlich gab es lange genug nichts zu feiern." Die Schüler hatten gebannt zugehört und nickten jetzt mitfühlend und verständnisvoll.

Bald schon legten die Schüler ihre Zurückhaltung ab und unterhielten sich ungezwungen mit Harry, Hermine und Sirius. Harry fiel auf, dass Sirius sich besonders auf Julia konzentrierte und bei ihr seinen Charme spielen ließ. Ganz offensichtlich hatte er damit Erfolg; Julia errötete leicht bei seinen geschickt eingestreuten Komplimenten und nahm seine Aufforderung zum Tanzen freudig an, nachdem Professor McGonagall eine Tanzfläche freigeräumt hatte und nun schnellere Musik gespielt wurde.
Grinsend schüttelte Harry den Kopf über seinen Paten. Hermine saß derweil an ihren Platz und Harry sah ihr deutlich an, dass sie an ihre Eltern dachte. Er beschloss, sie und auch sich selbst ein wenig auf andere Gedanken zu bringen. Er zog sie an ihrem Ärmel auf die Tanzfläche und auch sie tanzten einen fröhlichen Disco-Fox. Beim Tanzen fiel sein Blick auf einen Tisch ganz hinten in der Halle, an dem tatsächlich einige Hauselfen saßen, die sich etwas verschämt gemeinsam mit den anderen freuten. Harry und Hermine gingen zu ihnen hinüber.

"Hallo, Tommy", begrüßte Hermine den ihnen schon bekannten Hauselfen. "Na, habt ihr Spaß hier?"
Tommys Gesicht leuchtete auf. "Oh ja, Miss! Tommy freut sich sehr, hier feiern zu dürfen. Kann Tommy etwas für Sie tun, Miss?"
Hermine schüttelte lächelnd den Kopf. "Feiert einfach weiter und freut euch über den heutigen Sieg. Das könnt ihr für mich tun."
Wieder hatte Tommy Tränen in den Augen. "Miss ist sehr nett zu Tommy. Tommy wünscht Miss alles Gute!" Lächelnd verabschiedeten sich Hermine und Harry und kehrten auf die Tanzfläche zurück.

Gegen zwei Uhr kamen dann Ron, Ginny und Remus in die Halle und entdeckten nach einigem Suchen Harry. Ginny zog Harry in einen leidenschaftlichen Kuss, der ihn alles um sie herum vergessen ließ. Aus den Augenwinkeln sah er, dass auch Ron und Hermine sich liebevoll begrüßten. Sie setzten sich wieder auf ihre Plätze, als Professor Dumbledore vor den Lehrertisch trat, die Hände ausbreitete und so für Ruhe sorgte.
"Liebe Schüler! Wie ich sehe, habt ihr die Neuigkeiten schon gehört und tut das einzig richtige in einer solchen Nacht, nämlich dieses Ereignis feiern. Ich will euch auch gar nicht lange davon abhalten, möchte aber doch eine Ankündigung machen. Ich habe mit allen Lehrern gesprochen und bedauerlicher Weise sieht sich keiner von ihnen in der Lage, morgen zu unterrichten." Er grinste verschmitzt und zwinkerte den Schülern zu. "Daher muss der Unterricht morgen – bzw. heute – leider ausfallen und ihr könnt euch auf ein langes Wochenende freuen. Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis."

Die Schüler quittierten diese "traurige" Nachricht mit begeistertem Applaus und Albus fuhr lächelnd fort. "Aufgrund der jetzt schon weit vorgerückten Stunde erwarte ich euch morgen erst zum Mittagessen um 14 Uhr wieder hier in der Halle. Wer vorher schon frühstücken möchte, dem steht dies selbstverständlich frei, jedoch bitte ich euch, zum Mittagessen alle zu erscheinen. Und nun lasst euch nicht weiter vom Feiern abhalten."
Wieder brandete Applaus auf und die Schüler wollten gerade ihre Unterhaltungen wieder aufnehmen, als Albus noch einmal die Hände hob. "Ein letztes noch: Für unsere Gäste, die heute an unserer Feier teilnehmen, stehen ausreichend Gästezimmer zu Verfügung. Wendet euch bei Bedarf an einen der Lehrer." Damit kehrte Albus an den Lehrertisch zurück und forderte die überraschte Professor McGonagall zum Tanz auf.

"Habt ihr eigentlich Kreacher informiert, dass die Gefahr vorüber ist?", fragte Ginny auf einmal.
"Oh Merlin, den haben wir total vergessen!", rief Sirius erschrocken. Er wollte schon seinen Hauselfen rufen, da überlegte er es sich anders. "Ich glaube, es bringt nichts, ihn jetzt zu rufen. Ich bin sicher, den drei Kindern geht's gut und was sollen die jetzt hier auf der Feier? Ich werde ihn rufen, nachdem wir morgen aufgestanden sind." Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung.

Noch zwei Stunden blieben die sechs Freunde auf der Feier und unterhielten sich prima mit den Schülern an ihrem Tisch. Sirius hatte dabei nur Augen für Julia, was auf Gegenseitigkeit beruhte und was Harry und Remus ziemlich amüsierte. Gegen halb fünf Uhr morgens gingen die sechs dann aber geschlossen zu Bett. Der Tag hatte auch spürbar an ihren Kräften gezehrt, auch wenn sie nach dem Kampf alle einen Stärkungstrank zu sich genommen hatten.
Sie ließen sich von Professor Flitwick zwei Einzel- und zwei Doppelzimmer zuweisen, die alle im zweiten Stock in der Nähe des Krankenflügels lagen. Hermine und Harry schlichen sich noch einmal in den Krankenflügel, um zu sehen, wie es Lily ging. Harry lächelte, als er seinen Vater in einem Bett liegen sah, das er direkt neben das von Lily geschoben hatte.

Sanft rüttelte er ihn wach. "Dad, wach auf!", flüsterte er.
James schreckte hoch, entspannte sich aber schnell, als er Harry und Hermine erkannte. "Wie geht's Mum?", fragte Harry leise.
"Unverändert", antwortete James. "Poppy hat ihr einen Schlaftrank gegeben. Vor zwölf Uhr wird sie nicht aufwachen und erst danach kann Poppy sie noch einmal untersuchen und genaueres herausfinden." Harry nickte und ging um die beiden Betten herum. Er drückte seiner Mutter noch einen Kuss auf die Wange und verließ dann mit Hermine den Krankensaal.

Zusammen mit den anderen machten sie sich jetzt auf den Weg zu ihren Zimmern mit der üblichen Zimmeraufteilung. "Sirius, du alter Herzensbrecher!", sagte Remus auf einmal mit einem Grinsen im Gesicht. "Du hast dieser Julia ja ganz schön ihren hübschen Kopf verdreht. Dass du es über dich bringst, dem armen Mädchen solche Hoffnungen zu machen!"
Sirius antwortete mit seinem arrogantesten Blick. "Pfff! Wenn du meine achtjährige Nichte heiraten darfst, dann kann ich ja wohl mit 19-jährigen Schülerinnen flirten."

Harry, Ron, Ginny und Hermine prusteten los. "Tja, ich würde sagen, eins zu null für Sirius!", kicherte Ginny.
Remus öffnete den Mund, wusste darauf aber nichts zu sagen, also schloss er ihn wieder. Nach einem Moment öffnete er ihn wieder. "Moment ... 19? Was macht sie denn dann noch hier in Hogwarts?"
"Sie musste ihr zweites Jahr hier wiederholen, weil sie zehn Monate im St. Mungos lag", antwortete Sirius. "Du hättest halt nicht nur mich anstarren und sabbern, sondern ihr zuhören sollen."

Harry amüsierte sich über das Geplänkel zwischen den beiden Freunden. Er wurde jedoch das Gefühl nicht los, dass Sirius mit seinem arroganten Gebaren von etwas anderem ablenken wollte. Hatte Julia etwa ernsthaft sein Interesse geweckt? Harry hatte jedoch keine Gelegenheit mehr, darüber genauer nachzudenken. Wie erschlagen ließ er sich wenig später in sein Bett fallen und war zwei Minuten später eingeschlafen.

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