"Hat dir niemand Manieren beigebracht?"

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Hallöchen! Heute ist zwar nicht Dienstag, aber der 07.07, was bedeutet dass meine allerbeste Freundin Geburtstag hat. Und weil ich weiß, dass sie die Geschichte mitliest, dachte ich mir lade ich ausnahmsweise heute noch ein (leider kurzes, sorry!) Kap hoch, um ihr (hoffentlich) Freude zu bereiten. Also Kleine wenn du das liest, danke dass du mich ermutigt hast die Geschichte hier hochzuladen und viel Spaß mit deinem, dir gewidmeten, Kapitel! :*
Euch anderen natürlich auch viel Spaß! :*

Geschockt riss ich die Augen auf, „Alles in Ordnung?" Im selben Moment wollte ich mich für die Frage ohrfeigen. „Tut mir leid, dumme Frage.", sagte ich deshalb und erwartete einen dummen Spruch seinerseits, der jedoch nicht kam. Er sah mich lediglich aus glasigen Augen an. Das konnte doch nicht bloß von den Schmerzen kommen? „Marco?", sprach ich ihn direkt an. „Wer denn sonst?", krächzte er da zurück und wurde plötzlich von einem Hustenanfall durchgeschüttelt, der ihn beinahe umfallen ließ, da ihm eine Krücke aus der Hand fiel. Schnell ging ich einen Schritt auf ihn zu und stütze ihn. „Warum hast du Mats denn nicht gesagt dass du krank bist?", fuhr ich ihn an. Hätte ich das gewusst, hätte ich ihm doch auch gleich Grippe Medikamente mitnehmen können. „Bin ich nicht.", krächzte er nur. „Nein, natürlich nicht.", die Worte trieften nur so von Sarkasmus. „Komm, ich helfe dir in deine Jacke und dann fahren wir zu deinem Arzt, er soll sich das ansehen, alleine schon deshalb, weil ich nicht weiß ob du auf deine Schmerztabletten diese Grippe Medikamente nehmen darfst beziehungsweise welche du nehmen darfst.", bestimmte ich und seufzte dann.

Warum ich? Wollte Gott mich bestrafen, indem er mich immer wieder für das Arschloch Sorge tragen ließ? Er wollte zunächst nicht, aber nachdem ich ihm keine Wahl ließ, zog er sich seine Jacke an und ließ sich von mir ins Auto helfen. „Es war alles in Ordnung bis du gekommen bist. Ich hatte nur keine Schmerzmittel mehr und mir in der Nacht den Knöchel verletzt.", knurrte er als ich mich ans Steuer setzte. „Klar so hat es auch ausgesehen. Du bist krank UND hast große Schmerzen. Man kann auch beides haben.", erwiderte ich und ließ ihn dann bei seinem Arzt anrufen und ankündigen dass wir vorbeikommen würden. Etwas mehr als eine halbe Stunde später, saß ich nun im Wartezimmer und wartete auf den Fußballer. „Frau Köhler?", hörte ich da meinen Namen. Ich sah auf und eine freundliche Arztsekretärin sah mich an, „Herr Reus wird noch eine Weile benötigen, er bekommt eine Infusion, damit die Schmerzen gemildert werden. Wollen Sie zu ihm oder nach Hause fahren und wir rufen Sie dann an, wenn er fertig ist?" Ein tiefer Seufzer von mir, bevor ich antwortete, „Ich denke, er sollte nicht allein sein... Wo finde ich ihn?" Sie zeigte mir den Raum und ich klopfte zögerlich. Es kam keine Antwort, daher wartete ich kurz bevor ich erneut klopfte und dann reinging.

Wie ein Häufchen Elend lag er dort auf der Liege. Er tat mir so leid, zuerst die Verletzung, jetzt die Krankheit, das war bestimmt nicht leicht zu verarbeiten für einen Vollblut Sportler wie ihn. „Wenn niemand herein sagt, dann kann man doch nicht einfach auf gut Glück in einen Raum gehen! Hat dir niemand Manieren beigebracht?", motzte er mich da schon an, bevor er zu sich selbst murmelte, „Nein, natürlich nicht... Du bist ja nur die Putze." Hatte ich vor 10 Sekunden noch Mitleid mit ihm gehabt, so wollte ich ihn jetzt gerade mit seinem Infusionsschlauch erwürgen. „Und ich dachte schon du musst sterben, weil du vorhin keine Beleidigungen von dir gegeben hast. Wie gut dass jetzt wieder alles beim Alten ist, hmm?", knurrte ich und ballte meine rechte Hand zur Faust, um mich zu beruhigen. Ich bekam keine Antwort. „Na dann, du findest bestimmt wen der dich abholt, wenn du hier fertig bist. Die ‚Putze' wird nämlich jetzt nach Hause fahren.", sagte ich daher und machte mich auf den Weg nach draußen. „Warte.", hörte ich ihn plötzlich sagen, wobei Flüstern es eher traf. „Was?! Willst du mir jetzt vielleicht noch ein paar Beleidigungen an den Kopf werfen bevor ich gehen darf?", knurrte ich und drehte mich mit verschränkten Armen zu ihm um. „Nein... Kannst du bitte noch bleiben? Ich...", fing er an, doch ich unterbrach ihn, „Wozu? Um mich weiterhin als ‚Putze' bezeichnen zu lassen? Darauf kann ich wirklich verzichten." „Nein ich...", er stotterte. Der große Marco Reus stotterte. Und weil ich einfach keine kaltherzige Person war, kam das Mitleid sofort zurück. Wenn ich dort liegen würde, hätte ich auch lieber Gesellschaft und sei es jemand wie Reus. Selbst er wäre besser als alleine hier am Tropf zu hängen. „Gut ich bleibe und fahre dich dann noch nach Hause, aber nur unter der Bedingung dass du, wenn du nichts normales oder Freundliches zu sagen hast, die Klappe hältst.", seufzte ich und zog mir einen Sessel heran.

Wir sprachen kein Wort miteinander während wir darauf warteten, dass die Infusion enden würde. Erst danach, als der Doktor reinkam und mir das Rezept mit den Medikamenten gab, wandte ich mich wieder an das Arschloch, „Wir fahren jetzt in die Apotheke, holen das Zeug und dann bringe ich dich nach Hause. In Ordnung?" Er nickte, verlor aber bis zu sich nach Hause kein Wort. Ich fragte mich, ob er über etwas nachdachte oder lediglich nicht mit mir sprechen wollte. Vermutlich letzteres. Bei ihm zuhause angekommen, brachte ich ihn noch nach drinnen, wo er sich sofort ins Schlafzimmer begab und sich ins Bett legte. Ich hingegen bereitete ihm noch eine Thermoskanne Tee zu und brachte ihm diese mitsamt einer Flasche Wasser und seinen Tablettenschachteln nach oben. „Hier. Du sollst bestimmt viel trinken.", brummte ich und stellte alles ab. Er starrte mich nur an, verlor aber wiederum kein einziges Wort. „Die Tabletten hast du jetzt alle?" Wenigstens ein Nicken. „Benötigst du sonst noch etwas?" Ein Kopfschütteln. „Gut... Dann gute und schnelle Besserung.", ich erzwang mir ein Lächeln, bevor ich mich auf den Weg nach Hause machte.

Er hatte sich nicht mal bedankt, kein einziges Wort hatte er an mich verloren. Hatte er meine Bedingung tatsächlich so ernst genommen? Und hasste er mich tatsächlich so sehr, dass er nicht ein einziges Wort sagen konnte, das nicht beleidigend war? Ich schüttelte den Kopf. Was hatte ich ihm nur getan, dass er mich so dermaßen hasste? Schnell räumte ich die Geschenke in mein Zimmer und versteckte sie so, dass der kleine Finn sie nicht finden würde, bevor ich mich erschöpft auf mein Bett legte, um etwas zu entspannen. Der Tag war lang und anstrengend gewesen, vor allem jetzt als das Arschloch vor meinen Augen halb gestorben war. Müde und erschöpft, schlief ich einfach so ein wie ich im Bett lag, vollkommen angezogen, in der ungemütlichsten Position die ich mir nur vorstellen konnte. Und dennoch war mein Schlaf tief, entspannend und beruhigend.

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