Und das erste Mal...

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„Hey Alex. Na wie war die Familien Zusammenkunft?", fragte Cathy, als ich zu Hause ankam. „Grundsätzlich ganz gut, mein anderer Bruder, Ben, er ist als Überraschung mitgekommen.", erwiderte ich und lächelte bei dem Gedanken daran. „Und wieso war es dann nur ganz gut?" „Marie, die Verlobte von Luke... Die ist... Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber die ist mir irgendwie etwas suspekt, weißt du? Und als wir dann einen Kaffee trinken waren, hat Yvonne mich auch vor ihr gewarnt.", erzählte ich. Da Cathy genauer wissen wollte was ich mit ‚suspekt' meinte, erzählte ich ihr von Maries Verhalten, wobei sich ihr Gesicht immer mehr verfinsterte. Am Ende meiner Nacherzählung des Nachmittags, machte Cathy ein Geräusch das wie ein nachdenkliches „Hmm...", klang. Fragend sah ich sie an. „Also ehrlich gesagt klingt das ja nicht so prickelnd. Aber ich kann mir ja morgen sowieso ein eigenes Bild von ihr machen!", meinte die Spielerfrau dann. Da ich müde war, wünschte ich ihr eine gute Nacht und ging dann nach oben, wo ich mich bettfertig machte und mich dann ins Bett verkrümelte.

Das Gespräch mit Ben drängte sich wieder in meinen Kopf. Es gab auf der Welt niemanden der mich so gut verstand wie Ben und Luke es taten. Im Normalfall wussten sie was ich dachte, bevor ich es denken konnte. Auch wenn die beiden Zwillinge waren, hatten wir immer ein sehr starkes Band, beinahe als wären wir Drillinge. Sie hatten immer auf mich aufgepasst. Mir den Kopf gewaschen, wenn es nötig wurde, so wie heute.

Einige von Bens Worten krochen langsam in meinen Kopf, „Da hat er dich einfach geküsst nachdem er dir gesagt hat er steht auf dich? .... Und so schlecht kann doch kein Mensch im Zwischen-den-Zeilen-Lesen sein, als dass er nach Marcos Monolog nicht verstehen würde, dass der Junge verliebt ist." Und das erste Mal... Das erste Mal tat ich das nicht sofort als Schwachsinn ab. Die letzten Wochen und Monate bahnten sich ihren Weg in meine Gedankenwelt. Jeder Moment mit Marco, seit ich nach Dortmund gekommen war, lief vor meinem inneren Auge ab. Vom anfänglichen Hass über die langsame freundschaftliche Annäherung bis hin zum Kuss am See, dem beinahe Kuss und dem... gewollten Kuss. Auch einige unserer Wortgefechte schoben sich in den Vordergrund, aber ebenso kamen die Erinnerungen an die Momente dazu in denen ich gemerkt hatte, wie der echte Marco war. Als er mich beim Arzt ablenkte und ich irgendetwas von Schmetterlingsjungfrauen gequasselt hatte. Als er mit mir wegfuhr, damit ich Mitch aus dem Weg gehen konnte. Und auch wie er mit Finn umgegangen war, als er ihn an dem einen Abend ins Bett gebracht hatte, nachdem wir bei Mario gewesen waren. Nicht nur das, Marco hatte die letzte Zeit immer hinter mir gestanden, sei es gegen die Presse gewesen oder auch als er Mitch geschlagen hatte um mich zu verteidigen. Er war immer für mich da gewesen, wenn ich ihn gebraucht hatte.

Plötzlich fiel mir etwas auf. All diese Sachen, hätte er nie tun müssen. Ich hatte mir immer eingeredet, dass er das nur aus Freundschaft oder Loyalität zu Mats tat, aber jetzt konnte ich das nicht mehr. Jede einzelne von Marcos Taten erschien mir in neuem Licht. Er hatte das nicht für Mats oder auch Finn getan. Er tat das für mich. Und warum? Den Grund dafür hatten mir mittlerweile so viele Personen genannt... Cathy, Mats, sogar mein Bruder der Marco nicht mal kannte und schlussendlich... Marco selbst. Ben hatte vollkommen recht, ich war miserabel im zwischen den Zeilen Lesen, dafür um so besser darin mich selbst zu belügen und meine Gefühle zu verdrängen. Und als ich noch ein weiteres Mal gedanklich alle Momente mit Marco durchging, da wurde mir klar dass ich nicht mal zwischen den Zeilen lesen musste. Mittlerweile stand die Information doch in Großbuchstaben im Titel.

Am nächsten Tag hatte ich keine ruhige Minute. Ob ich es wollte oder nicht, heute würde ich Marco gegenübertreten müssen. Und nach gestern Nacht, schrie eines meiner Organe beinahe nach ihm. Mein Herz fing sofort an in doppelter Geschwindigkeit zu klopfen, wenn ich mir nur für Sekunden erlaubte an ihn und meine Erkenntnis von gestern Nacht zu denken. Ich schüttelte den Kopf und stand dann auf, um mich in die Dusche zu begeben. Schließlich konnte ich ja nicht stinkend zum Spiel fahren, vor allem nicht, wenn Marco mich dann so sehen und riechen konnte. Und schon hatte er sich wieder einen Weg in meinen Kopf gebahnt. Ich seufzte und duschte dann ausgiebig fertig. Doch als ich nach einer Weile in Unterwäsche vor dem Spiegel stand, verzweifelte ich. Sollte ich mich schminken? Aber wenn ich etwas Auffälligeres probieren wollte, wäre heute definitiv der falsche Tag dafür. Könnte ja auch schiefgehen und mich in einen Clown verwandeln. Das würde zwar witzig aussehen, aber heute war wirklich nicht der richtige Tag dafür. Seufzend griff ich nach meinem Föhn und trocknete meine Haare, während das Glätteisen aufheizte. Danach lockte ich meine Haare, denn das konnte ich wenigstens selbst, ohne Angst zu haben danach wie ein Panda auszusehen. Sobald ich die letzte Strähne gelockt hatte, ging ich zurück in mein Zimmer wo ich meinen Kleiderschrank auf den Kopf stellte. Was zog man denn an, wenn man dem Typen gegenüber trat in den man verliebt war? Noch dazu in einem Fußballstadion. Gerade wollte ich mir die Haare raufen, da fiel mir erstens ein dass diese frisch gelockt waren und zweitens eine Lösung für mein Dilemma.

„CATHY?", rief ich laut und fuhr dann fort mich durch meine Klamotten zu wühlen. Wenige Minuten später, klopfte es an meiner Tür und Cathy trat ein. „Alles in Ordnung?", fragte sie lächelnd. Doch dann fiel ihr Blick auf mich und mein Schrankchaos und sie fing an laut zu lachen. „Was machst du denn da? Halb gestylt und nur in Unterwäsche vor allem?", prustete sie und kam näher. „Ich bin hier gerade am verzweifeln... Die Kameras filmen euch doch öfter auf euren Plätzen?", die Idee war mir vorhin im Bad gekommen, falls jemand fragen würde warum ich mich heute so rausgeputzt hatte. „JA und? Das war doch bisher auch egal.", grinste Cathy und zog fragend eine Augenbraue nach oben. „Zunächst war mir das bis vor kurzem nicht wirklich klar, dass ihr während Spielen auch im Fokus stehen würdet. Bis mein Bruder mich gestern ausgelacht hat, weil ich neben dir wie eine Obdachlose ausgesehen habe als er mich mal im Fernsehen gesehen hat. UND bisher war auch die dumme Freundin... Äh, Verlobte meines Bruders nicht dabei. Neben der will ich definitiv nicht aussehen wie eine Obdachlose. Außerdem ist das das letzte Spiel der Saison, da kann man sich ruhig mal rausputzen.", leierte ich meine Ausrede herunter, die zwar zu Teilen sogar stimmte, aber natürlich nicht der Hauptgrund für meine Outfitkrise war.

Skeptisch sah Cathy mich an, konnte aber wohl keine Schwachstelle in meiner Begründung erkennen, weshalb sie mit den Schultern zuckte und meinte, „Ich suche dir ein Outfit raus, wenn du mich bedingungslos dein Make-Up machen lässt." Sie dachte wohl, dass ich dann mit der Wahrheit herausrücken würde. Auf jeden Fall rechnete sie nicht damit, dass das genau das war was ich eigentlich wollte. „Abgemacht.", lächelte ich und ging einige Schritte weg, damit sie genug Platz haben würde um meine Klamotten anzusehen. „Verarschst du mich gerade?", die Skepsis war in Cathys Stimme zurückgekehrt. „Nein? Ich finde den Deal fair, also los, hilf mir bitte.", erwiderte ich und lächelte sie auffordernd an. Immer noch skeptisch ging sie alle meine Klamotten durch und warf mir dann eine schwarze Jeans und ein gelbes Cami Top zu. „Sicher?", nun war ich diejenige die skeptisch war. „Klar, besser gekleidet kannst du heute nicht sein.", meinte Cathy. Ich schlüpfte in die zwei Sachen und musste gestehen, dass mir die Kombination recht gut gefiel, also bedankte ich mich bei Cathy. Sie gab mir im Gegenzug schwarze Sandalen und eine schwarze Tasche und nickte dann fachmännisch, „Perfekt. Ich hole noch schnell das Make-Up, du kannst dich in der Zwischenzeit setzen." Gesagt, getan.

Und einige Zeit später, erkannte ich mich selbst kaum wieder. Die blaue Farbe meiner Augen stach hervor und schien viel intensiver zu sein als eine halbe Stunde zuvor. Die Smokey eyes mit dem dunklen Lidschatten außen, der nach innen immer heller wurde, ebenso wie der schwarze Lidstrich, der meinen Augen eine etwas katzenartigere Form gab, betonten alles an den richtigen Stellen. Meine Wimpern hatte Cathy getuscht, so dass sie jetzt schwarz, dicht und lang waren und meine Lippen waren mit nude farbenen Lipgloss zu einem glänzenden Kussobjekt gemacht worden. Und obwohl meine Haut an sich nicht schlecht war, schien sie jetzt makellos zu sein. „Wow. Krass... Einfach krass Cathy. Ich glaube du musst mir das mal beibringen.", staunte ich. „Alex... Geht es dir gut? Normalerweise würdest du mir drohen mich zu verprügeln, wenn ich dich so schminke?", erstaunt sah Cathy mich an. „Mir geht es bestens.", erwiderte ich, konnte mich aber immer noch nicht vom Spiegel abwenden. War das wirklich ich? Konnte ich wirklich so gut aussehen? „Irgendwas ist doch im Busch.", vermutete Cathy und sah mich streng an. Ich schüttelte den Kopf, wenn ich es ihr jetzt erzählen würde, würde mich später der Mut verlassen, das wusste ich, also hielt ich es geheim. „Du kannst mir alles sagen.", sagte Cathy dann mit eindringlicher Stimme. Lächelnd ging ich auf sie zu und umarmte sie fest. „Vielen Dank. Ich wusste nicht, dass ich auch mal so gut aussehen würde.", murmelte ich in ihr Ohr. Überrascht legte sie ihre Arme um mich, doch bevor sie noch etwas fragen oder erwidern konnte, rief Finn nach ihr, weshalb sie mich losließ und mein Zimmer verließ.

Hallöchen! 🤗
Es ist Dienstag und hier ist das neue Kapitel. 😉
Alex hat es also den ersten Schritt endlich geschafft, hat ja eh nur EWIG gedauert 😂😂Mal sehen ob sie Schritt 2 in Richtung Marco auch so souverän meistert 🤔🤔
Vielen Dank für die Votes und Kommis beim letzten Kapitel! 😘
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche,
Eure Skat😘💛

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