„Ist dein Monolog bald zu Ende?"

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Ich schüttelte den Kopf, „Ach nichts, schon gut." Er zog ungläubig eine Augenbraue nach oben, „Komm schon, ich bin nicht blöd, auch wenn du das vielleicht glaubst. Detektiv Marco löst jeden Fall. Du hast dein Handy eingeschaltet und dort Nachrichten gesehen. Sie waren bestimmt von Mitch, von wem sollten sie auch sonst sein... Ist er noch böse? Nein, das kann es nicht sein, sonst hätte er sich nicht gemeldet. Was könnte dich daran erzürnt haben? Waren es zu wenige?" Bevor er weiterplappern konnte, unterbrach ich ihn, „Ist dein Monolog bald zu Ende?" Ein Grinsen durchbrach meine finstere Miene, zumindest für ein paar Sekunden, bis ich ihm mitteilte, „Nein, es sind nicht zu wenige... Es ist nur... Es zwingt mich eben, mich wieder mit unserem Streit zu beschäftigen." Er seufzte, „Ihr solltet reden, ganz einfach. Am besten sofort, deswegen gehe ich jetzt." Er winkte kurz und ging dann zur Tür, da fiel mir etwas auf, „Warte mal! Was heißt hier ‚von wem sollten sie auch sonst sein'?" Er lachte, „Wer gibt sich denn schon gerne mit einer Putze ab?" Nach einem verschmitzten Zwinkern war er auch schon auf dem Flur draußen, doch seinem lauten Lachen wenige Sekunde später zufolge, hatte er mein halblaut gesagtes, „König der Arschlöcher.", wohl noch gehört. Grinsend starrte ich noch einige Sekunden auf den Fleck, wo er gerade gestanden hatte, dann wandte ich mich seufzend meinem Handy zu. Mit schwerem Herzen, öffnete ich die erste Nachricht. Dann die zweite. Und die anderen, nach der Reihe. Sie hatten alle mehr oder weniger denselben Inhalt. Manchmal hatten sie einen wütenden Unterton, manchmal einen traurigen, aber der Inhalt war immer derselbe: Ich sollte ihn bitte verstehen; Wir sollten miteinander reden.

Lange dachte ich darüber nach, ob ich mich sofort mit ihm treffen sollte, beschloss aber dann, etwas Gras über die Sache wachsen zu lassen und mir selbst Zeit zu geben, über alles nachzudenken. Als ich ihm das in einer Nachricht schrieb, ignorierte er mich eine Weile, schrieb dann aber doch zurück, „Nimm dir alle Zeit der Welt. Aber bitte melde Dich wenn du so weit bist. Love you..." Ich erwiderte nichts mehr, starrte nur minutenlang das ‚Love you' an. Liebte er mich wirklich? Liebte ich ihn? Konnte man nach so kurzer Zeit schon von Liebe sprechen? Ich schüttelte den Kopf, nein, das war nicht möglich. Liebe auf den ersten Blick war möglich, aber in einer Beziehung wie unserer musste sich Liebe entwickeln. Hatte sie das? Wenn ich an Mitch dachte, hatte ich Schmetterlinge im Bauch, ein Grinsen im Gesicht und Herzrasen. Verliebt war ich, ohne Zweifel, aber zwischen Verliebt sein und Liebe, gab es eben einen großen Unterschied. Konnte ich mir eine Zukunft mit ihm vorstellen? Würden wir je über das Stadium des Verliebt seins hinauskommen? Wollte ich eine Fernbeziehung? Fragen über Fragen schwirrten durch meinen Kopf und ließen mich beinahe durchdrehen, bis der kleine Wirbelwind zu mir ins Zimmer kam.

Leise hatte er angeklopft, was er sonst nie machte. „Alex?", hatte er gemurmelt und mit seinen Fingern gespielt. Vorsorglich schaltete ich den Fernseher aus, schließlich war Game of Thrones nichts für den Kleinen, nicht einmal ein Standbild, welches er sehen würde, wenn ich auf Pause drückte. „Kleiner Wirbelwind! Was gibt es?", fragte ich und sah ihn erfreut an. „Geht es dir besser? Mami sagt, du musst eine Woche im Bett bleiben und kannst mich nicht in den Kindergarten bringen...", murmelte er und schien sehr traurig zu sein. „Mir geht es viel besser, seit du wieder zuhause bist und mich ablenken kannst! Ja leider kann ich dich nicht hinbringen, aber nächste Woche, bringe ich dich wieder hin, versprochen. Was hast du denn da in der Hand?", meinte ich neugierig und deutete auf etwas in seiner Faust. „Das ist mein Glücksauto. Ich wollte es dir geben, damit du schneller wieder gesund wirst...", flüsterte er schüchtern. Ich winkte ihn zu mir und versuchte meine Augen trocken zu blinzeln, um nicht vor Rührung in Tränen auszubrechen. Schnell stand er neben meinem Bett und hielt mir das Auto hin. Ich erkannte eines der Autos, die ich ihm zu Weihnachten geschenkt hatte und schon war es um mich geschehen. Mit einem dicken, fetten Kloß im Hals, bedankte ich mich herzlich bei ihm und knuddelte ihn beinahe zu Tode, damit er die wenigen Tränen, die ich nicht zurückhalten konnte, nicht sah. Sobald ich mich unter Kontrolle hatte, ließ ich ihn los, wischte unauffällig meine Wangen ab und stellte das Auto auf mein Nachtkästchen, „Dort kann ich es jeden Tag sehen." Finn nickte begeistert und meinte, „Dann wirst du ganz schnell gesund. Aber... wenn du das dann bist... Kann ich es dann wiederhaben?" Den letzten Satz sagte er erneut sehr leise und sah mich dabei mit roten Bäckchen an. Ich lachte kurz, „Natürlich! Schließlich ist und bleibt es dein Auto." Zufrieden sah er mich an und setzte sich, nachdem ich auf mein Bett geklopft hatte, neben mich.

„Na wie war es heute im Kindergarten?", lächelte ich. „Lustig! Tommy hat Luisa eine Wachsmalkreide in die Nase gesteckt und dann waren ihre Popel blau, den ganzen Tag!", kicherte er und rutschte hin und her, um es sich gemütlich zu machen. „Wirklich? Wieso macht er denn sowas?", fragte ich nach und war froh über die Ablenkung. „Wir haben Fußball gespielt und Tommy hat zu Luisa gesagt, dass sie das nicht kann, weil sie doch ein Mädchen ist. Dann hat Luisa Tommy gehaut und dann haben die beiden sich gegenseitig gehaut, bis Theresa beide geschimpft hat.", fing er an zu erzählen, „Dann haben wir alle gemalt und Luisa hat gelacht, weil Tommys Sonne Ecken hatte. Luisa hat dann gesagt, dass Tommy nicht malen kann, weil er ein Junge ist und Tommy hat ihr den Stift in die Nase gesteckt und Theresa hat wieder geschimpft, aber viel lauter, weil Luisa nämlich ganz laut geweint hat, weil alle ihre Popel blau waren. Ich hab's gesehen, sie hat es nämlich jedem gezeigt!" Ich lachte, „Na da hast du ja einiges erlebt heute." Er wollte gerade etwas erwidern, da hörten wir Cathy einige Male seinen Namen rufen.

Bevor wir auch nur einatmen konnten um zu antworten, stand sie aber schon in meinem Zimmer und seufzte, „Finn, ich habe dir doch gesagt dass Alex Ruhe braucht. Komm, geh in dein Zimmer spielen und nicht vergessen, morgen geht es ausnahmsweise nochmal in den Kindergarten. " „Schon gut Cathy, der Kleine ist die beste Medizin. Du kannst auch beruhigt morgen arbeiten gehen, ich passe schon auf ihn auf, er muss nicht extra in den Kindergarten gehen. Er ist bestimmt brav.", sagte ich und sah Finn dabei prüfend an. Er nickte heftig, „Ja, bin brav, weil Alex Ruhe braucht und nicht aufstehen darf." Zweifelnd sah Cathy uns beide an, gab aber nach wenigen Momenten seufzend klein bei, „Euch beiden kann man sowieso nicht wiedersprechen." „Dann darf ich morgen bei Alex bleiben?", fragte Finn und sah seine Mutter begeistert an. „Ja, aber du musst wirklich GANZ brav sein und auf alles hören, das Alex dir sagt! Und du musst ihr helfen, wenn sie Hilfe braucht. In Ordnung?", meinte sie und hatte ihr strenges Gesicht aufgesetzt. „Versprochen Mami!", rief er und sprang dann auf, um seine Mutter zu knuddeln. Ich sah den beiden grinsend zu, da wandte sich Cathy an mich, „Ich habe etwas zu essen gemacht, hast du Hunger?"

Erst jetzt fiel mir auf, dass mein Magen leise grummelte, weshalb ich nickend lächelte, „Ein bisschen schon, ja." „Ich bringe dir gleich etwas. Und Mats besorgt dir morgen Krücken, damit du dich etwas bewegen kannst.", erwiderte sie und wollte nach unten gehen, da rief Finn, „Mami ich will mit Alex im Bett essen! Biiiiiiiiiiiiiiiitte!" Mit Schmollmund und Hundeaugen, bekam er seine Mutter dann rum und konnte mit mir in meinem Bett essen, während wir uns Cars im Fernseher ansahen. Ich freute mich darüber, dass Mats mir Krücken besorgen würde, wusste aber, dass ich vorsichtig sein musste, denn es würde schon einen Grund geben, warum der Arzt vergessen hatte, mir solche zu verschreiben. Schließlich hatte er mir das Auftreten verboten, aber wie sollte ich mich dann ohne Krücken bewegen? Warscheinlich hatte er es vergessen, weil er zu abgelenkt von Marcos Anwesenheit gewesen war. Mir entfuhr ein leichtes Lachen. Bis zu dem Moment an dem Cathy die Krücken erwähnte, hatte ich noch gar nicht überlegt, wie ich mich fortbewegen würde, schließlich hatte ich bis jetzt alles ans Bett geliefert bekommen. Grinsend schüttelte ich den Kopf und verbrachte dann den restlichen Abend mit Finn, bis dieser ins Bett musste.

Hey ihr Lieben! Ich wollte mich nur kurz bei euch für die ganzen Votes und die Kommis bedanken.💛DANKE💛 Ich habe mich wirklich irrsinnig darüber gefreut! Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen 🤗

Eure Skat 😘

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