Genau das ist er, ein Casanova!

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„Alles in Ordnung Kind? Du klingst so.... panisch?", fragte meine Mutter und klang sehr besorgt. Und da war er nun, der Moment, von dem ich gehofft hatte, dass er noch lange nicht kommen würde, der Moment der Wahrheit. „Nein, nicht panisch... Eher ein bisschen nervös...", erwiderte ich und ballte meine Hand zur Faust. „Aber warum denn? Geht es dir nicht gut? Jetzt rück doch mit er Sprache raus!", forderte meine Mutter. „Kannst du dich noch erinnern... Bei unserem letzten Gespräch, da habe ich dir ja erzählt, dass alles super ist mit Mitch...?", fragte ich und verzog das Gesicht, als hätte ich Schmerzen. „Natürlich. Stimmt etwas mit ihm nicht? Hat er sich verletzt?" „Nein. Naja, doch schon irgendwie.", stammelte ich und versuchte immer noch den Moment in dem ich ihr alles erzählen musste, hinauszuzögern. „Kind, eiere doch nicht rum! So habe ich dich nicht erzogen. Raus mit der Sprache!", sie hatte wieder ihre Feldwebel-Stimme aufgesetzt und ich wusste, es gab keinen Ausweg mehr. Schluss mit Stottern, Schluss mit Stammeln. „Als du mich nach Mitch gefragt hast und ich gesagt habe dass alles gut ist... Da waren wir schon getrennt.", sagte ich schnell. Es war wie ein Pflaster abzureißen. Meine Mutter blieb still. „Mama? Es tut mir leid, ich wollte euch nicht anlügen, aber als du gefragt hast, da war es noch eher frisch und ich hatte wirklich keinen Bock auf lange Erklärungen oder ein Verhör eurerseits, wieso wir uns getrennt haben...", führte ich meine Intention hinter dem Schweigen aus.

„Mama? Sagst du vielleicht auch mal etwas dazu?", fragte ich, nachdem sie weiterhin still geblieben war. „Na Gott sei Dank. Dein Vater und ich haben schon immer geahnt, dass mit diesem Jungen etwas nicht stimme kann, weil du ihn uns nie vorgestellt hast.", rief sie dann plötzlich aus und überraschte mich damit vollkommen. „Außerdem hat dein Vater immer gesagt, dass er ein fauler Hund ist, denn, wenn er das nicht wäre, hätte er es mit seinem Talent bereits geschafft, dass er an dem anderen Torwart, wie hieß der? Weidenkeller? ach ich kann mich nicht mehr erinnern... Na auf jeden Fall, wäre er an dem schon lange vorbeigekommen. Und es gibt Wechselgerüchte, was laut deinem Vater ja wirklich mehr als erbärmlich wäre, weil er dann den Kampf aufgibt, gerade wenn er die Chance hätte ihn zu gewinnen. Außerdem kann er ja nicht wirklich glauben, dass du mit ihm gehen würdest, jetzt wo du einen so tollen Job hast und dich in Dortmund wohl fühlst." Als sie kurz Luft holte, nahm ich meine Chance wahr und unterbrach ihren Monolog, „Das heißt.... Ihr seid nicht böse?" „Doch natürlich, aber nur, weil du gelogen hast.", erwiderte meine Mutter. Sie waren nicht böse... Ich war mehr als erstaunt, normalerweise bekam meine Mutter bei jeder meiner Trennungen einen Nervenzusammenbruch, weil sie Angst hatte, dass ich allein sterben würde, wenn ich nicht bald einen passenden Mann, sie nannte es „Heiratsmaterial", fand.

„Aber solange du uns ab jetzt die Wahrheit sagst...", fing meine Mutter an. Ich biss mir auf die Lippe, jetzt oder nie, „Ja... Wenn wir schon von der Wahrheit sprechen, ich muss euch da noch etwas sagen..." „Dann raus damit.", forderte meine Mutter. „Also, es kann sein, dass ihr in der Zeitung oder im Internet etwas über mich und Marco Reus lest...", stammelte ich und wusste noch nicht genau, welcher Wortlaut der Richtige war, um es meiner Mutter zu erzählen. „Stammle nicht, sondern sprich ordentlich Kind. Außerdem, was sollten wir denn von dir und diesem Weiberhelden lesen?", verlangte meine Mutter und schien dezent genervt von meiner heutigen Stammelei zu sein. „Also es könnte sein, dass ihr lest, dass er und ich ein Paar sind, aber...", fing ich an, doch sie unterbrach mich sofort lautstark, „Was?! DU hast dich gerade von deinem Freund getrennt und hast schon den nächsten an der Angel...?! Und dann auch noch diesen Reus! Von dem hört man doch nie etwas Gutes, der ist... wie sagt ihr jungen Leute? Ein Player? Genau das ist er, ein Casanova!" Mir klappte die Kinnlade runter. Diese Frau war manchmal so scheinheilig! Und ja, ich dachte gerade an meine Mutter, aber trotz ihrer Heuchelei hatte ich sie lieb, also durfte ich das sagen. „Wirklich? Ist das dein Ernst? Sonst bekommst du doch auch immer Torschlußpanik, wenn ich einen Typ abserviere und feierst Partys, wenn ich einen neuen habe... Aber Marco ist dir nicht gut genug oder was? Du kennst ihn doch nicht mal!", verteidigte ich ihn. „Nein, persönlich nicht, aber dein Vater sagt...", fing sie an. „Der kennt ihn auch nicht! Marco ist wirklich ein netter und liebevoller Mensch und das würdet ihr beide innerhalb von einer Sekunde merken, wenn ihr ihn nur kurz kennenlernen würdet! Aber eigentlich wollte ich etwas Anderes sagen, ich wollte dir sagen dass das was die Presse schreibt nicht stimmt. Wir sind kein Paar, sondern Freunde, die Presse interpretiert mehr rein, als da ist. Ich habe ihm nur geholfen seinen Neffen zu beruhigen, mehr war da nicht. Du kannst jetzt aufhören dich über ihn zu beschweren, hörst du?", rief ich über ihre Schimpftirade hinweg.

Sie blieb still. Aber nachdem sie sich gesammelt hatte, fragte sie, „Ach, dann ist das alles nur erfunden? Du hast wirklich keine Beziehung mit ihm? Und dieses Mal lügst du nicht oder verheimlichst uns etwas?" Ich seufzte, „Nein Mama, ich verheimliche weder etwas, noch lüge ich. Ich habe keine Beziehung mit Marco Reus, wir sind lediglich Freunde, verstanden?" Der Ton in meiner Stimme brachte sie wohl dazu mir zu glauben, weshalb sie das Thema auf Smalltalk wechselte. Ich wollte eigentlich noch mit meinem Vater sprechen, aber der war wohl noch irgendwohin gefahren und meine Mutter versprach mir hoch und heilig, ihm alles genauestens zu berichten, also beendete ich schließlich das Gespräch.

Genervt, aber ebenso erleichtert ließ ich mich ins Bett fallen, wo ich die Arme über meinem Gesicht kreuzte und die so entstehende Dunkelheit genoss. Zumindest für einen kurzen Moment, denn sobald die Krise mit meinen Eltern abgewendet worden war, schob sich Marco in meine Gedanken. Ich versuchte ihn zu verdrängen, aber er drängelte, hüpfte und sprang immer wieder in meinen Kopf. Vor wenigen Stunden war ich noch so froh gewesen, dass er dieses Pressedilemma lösen würde, aber jetzt beschäftigte mich eine Frage viel mehr. Wollte er mich wirklich küssen in der Küche? Und wieso? Wieso jetzt? Hatte Marco etwas Gefühle für mich? Und noch wichtiger, hatte ich Gefühle für ihn, die über Freundschaft hinausgingen?

Ohne es zu wollen, versetzte ich mich in die Küchen-Situation zurück und stellte mir die Frage, ob ich gewollt hätte dass er mich küsst. Ob ich mich von ihm so berühren ließe, ob ich diese Art von Berührung wollte. Erschrocken riss ich die Augen auf, wollte ich das wirklich? Ja. Ja ich wollte, sonst hätte ich ihn damals am See nicht geküsst. Aber welches weibliche Wesen würde Marco verschmähen? Er war gutaussehend, nett, hilfsbereit und lustig. Während meine Arme meinen Augen immer noch Dunkelheit gewährten, blitzte Marcos Gesicht auf mit diesem einmaligen Grinsen, dass nur er beherrschte. Automatisch begann auch ich zu lächeln. Mit strenger Gedankenstimme rief ich mich aber sofort zur Ordnung, „Stopp. Ihr seid nur Freunde und das ist gut so. Du lächelst weil ein Freund glücklich ist. Das war's."

Es musste einfach daran liegen, dass ich Marco grundsätzlich als sehr gutaussehend empfand und mein Körper darauf eben reagierte. Keine Gefühle. Außer Dankbarkeit für seine Hilfe heute und generell normale, freundschaftliche Gefühle. Da war nicht mehr, da durfte nicht mehr sein... Es konnte nicht mehr sein... Oder?

Hallöchen! 🤗
Bin heute (für meine Verhältnisse😉) recht spät dran mit dem Kapitel und es kann auch sein, dass sich ein paar Fehlerchen eingeschlichen haben, aber ich hatte die letzten paar Tage eine fette Schreibblockade, die erst heute gelöst wurde. 🙈🙈Problem dabei: Ich war gestern lange und ausgiebig mit ein paar Freunden feiern.🍸🍸 Also nicht wundern, falls ihr ein oder zwei Fehler entdeckt. Ich werde die Fehlerkorrektur morgen nochmal nüchtern durchführen, sollte ich bis dahin nüchtern sein! 😉😂
Auf jeden Fall hat Alex Mama ja recht gut auf die Trennung vom faulen Mitch reagiert... Casanova Marco scheint aber nicht so ihr Fall zu sein, völlig unverständlich für Alex und mich!
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen!😊😊 Vielen Dank für die Kommis und Votes beim letzten Kapitel, ihr bringt mich damit sogar dazu mit Kater ein Kapitel zu tippen, nur damit ich euch nicht enttäusche😉😘
Eine schöne Woche euch allen noch🤗
Eure Skat😘💛

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