„Du haust nicht ab."

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Entsetzen. Wut. Verzweiflung. Nacheinander zeichneten sich diese Emotionen auf meinem Gesicht ab, bis die Verzweiflung Überhand nahm. Meine Miene versteinerte sich, als Marco Marie anlächelte. Um so länger ich die Beiden beobachtete um so weiter rutschte mein Herz Richtung Hose. Bis ich es nicht mehr aushielt und beschloss abzuhauen. Natürlich wusste ich, dass ich diese Situation nur als Vorwand nutzte, um meine Gefühle wieder in einen Karton zu packen und diesen zu vergraben, aber dennoch konnte ich mir nicht helfen. Ich musste hier weg und das schnell. Als ich einen Schritt zurück machte, spürte ich etwas Festes an meinem Rücken. Verwirrt drehte ich mich um. Ich konnte nicht daran erinnern, dass da eine Wand gewesen war.

„Du haust nicht ab.", ertönte da eine Stimme, mit strengem Unterton. „Doch. Und du wirst mich jetzt vorbeilassen.", knurrte ich und wollte meinen Bruder auf die Seite schieben. Er hielt meine Arme fest und sah mich mit eindringlichem Blick an, „Du gehst jetzt nicht. Erstens weil ich dich nicht lasse und zweitens, weil du jetzt verdammt nochmal deinen Arsch zu Marco bewegst. Marie ist nicht diejenige die er will, sondern du. Er ist nur höflich zu ihr." „Klar, wenn ich höflich bin, dann lache ich auch die ganze Zeit und lasse mich von irgendwelchen Typen auf diese Art berühren. Höflichkeit in ihrer reinsten Form.", der Sarkasmus triefte nur so, doch ich konnte mir nicht helfen. Auch wenn mein Bruder nichts dafürkonnte, ließ ich meine Wut und die Verzweiflung jetzt an ihm aus, einfach weil er gerade da war. „Wenn du mal deine Augen aufmachen würdest, dann würdest du sehen, dass er sich immer von ihr weg lehnt, sobald sie ihn berührt. Und er MUSS lächeln, das ist sein Job. Er ist professioneller Fußballer, damit kamen eben auch andere Pflichten wie Freundlichkeit gegenüber Fans in sein Leben. Was du auch weißt, du bist ja nur feige und suchst eine Ausrede, warum du abhauen kannst. Aber damit ist jetzt ist Schluss. Alleine schon deshalb, weil er gerade herkommt. Ist die nervige Tusse wohl losgeworden.", meinte mein Bruder und grinste siegessicher. Ich hingegen hatte plötzlich einen Puls von 200.

„Hey Ben! Ich habe gerade mit Luke gesprochen und dachte du wärst er, aber er war so freundlich und hat mich aufgeklärt. Nett dich endlich kennenzulernen.", mit freundlichem Lächeln begrüßte Marco meinen Bruder, als würden sie sich schon ewig kennen. Ich beobachtete die beiden mit gerunzelter Stirn. Außer dem einen Telefonat vor einer gefühlten Ewigkeit, dass auch noch nicht besonders lange gedauert hatte, hatten die Beiden doch nichts miteinander zu tun. Oder? Meine Grübelei wurde erst unterbrochen, als Marco die Arme um mich legte und mich fest an sich zog. „Schön dich zu sehen.", murmelte er in mein Ohr und sofort erzeugte der tiefe, raue Ton seiner Stimme Gänsehaut, die sich über meinen ganzen Körper zog. Ich erwiderte nichts, sondern genoss einfach nur seine Berührung. Nach einer, für mich viel zu kurzen Weile, ließ er mich los und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.

„Luke hast du also auch schon getroffen. Hat er dich vor Marie gerettet?", scherzte mein Bruder dann um die Stille zu unterbrechen, die entstanden war und lachte gleich darauf laut los, als er Marcos Gesicht sah, das schmerzhaft verzogen wurde. „Nein, nicht gerettet, sie ist doch eine sehr... freundliche Frau?", Marcos Stimme klang eher als würde er uns fragen. „Ja, zu dir vielleicht.", brummte ich. „Zu dir etwa nicht?", meinte er und zog eine Augenbraue hoch. „Doch, seit sie weiß dass wir beide ähm... befreundet sind.", erwiderte ich und versuchte meine roten Ohren zu verbergen. Statt befreundet hätte ich beinahe etwas Anderes gesagt, aber ich konnte mir noch rechtzeitig auf die Zunge beißen. „Ja... Freunde.", Marco räusperte sich und schien nicht recht zu wissen was er sagen sollte oder wie er reagieren sollte. Ich hätte ihn um ein Gespräch bitten sollen oder irgendetwas sagen, Ben machte mir das mit Blicken recht deutlich, aber noch konnte ich den nötigen Mut nicht aufbringen. „Ach Ben, da fällt mir ein, ich habe etwas für dich.", meinte Marco dann und verschwand kurz. „Was meint er denn?", fragte ich Ben und sah meinen Bruder an. Er lachte nur, „Das wirst du gleich sehen. Ich hätte nicht gedacht, dass er noch daran denkt. Als ich damals mit ihm telefoniert habe, da meinte er ja bei einer meiner Fragen, dass wir das schon machen könnten... Der erste Teil dieser Frage war, ob er mir Karten für ein Spiel besorgen könnte, was er ja gemacht hat, wie du siehst. Den zweiten Teil siehst du gleich. "

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