Nach Hause

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Mit rasendem Herzen stellte ich das Auto ab und stieg aus. Marco sah auf und das Aufleuchten in seinen Augen ließ mich für einen Moment Hoffnung schöpfen, dass doch alles in Ordnung war und er einfach nur gerade über gestern nachgedacht hatte. „Hey Geburtstagskind.", rief ich und ging zu ihm, mein strahlendstes Lächeln im Gesicht. „Hallo.", erwiderte er, nachdem er sich geräuspert hatte. Ich blieb einen Schritt von ihm entfernt stehen. Es kam mir falsch vor mich weiter zu nähern, da er eine defensive Haltung mir gegenüber eingenommen hatte. Beinahe so wie früher. „Alles in Ordnung? Sollen wir fahren?", fragte ich, immer noch in der Hoffnung, dass es nicht an mir lag.

„Nein." „Was nein? Es ist nicht alles in Ordnung oder nein wir fahren nicht?", nervös knetete ich sein Geschenk in meinen Händen. „Nein, du fährst nicht.", sein Gesicht verzog keine Miene. „Ich... Was...", stotterte ich, brachte aber keinen normalen Satz heraus. „Ich... Was...", äffte er mich nach, „Du fährst nicht. Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich auch nur für den Ansatz einer Sekunde als die Frau an meiner Seite akzeptieren? Ich meine sieh dich doch an! Die Putze meines Teamkollegen. Gut, heute siehst du mal nicht zum Kotzen aus, aber Putze bleibt eben Putze. Mit sowas kann sich ein Mann von meinem Kaliber nicht abgeben. Wie sieht das denn aus? Marco Reus ist mit einer Landpomeranze zusammen, das zerstört doch mein Image." Mir blieb eine Antwort im Hals stecken. Mit großen Augen starrte ich ihn an. „Was? Wieso siehst du mich jetzt so dämlich an? Verstehst du es nicht? Du bist nicht gut genug für mich. Das wusste ich schon immer. Aber deine kratzbürstige Art, nun... Wie soll ich es am besten ausdrücken? Die hat den Jagdinstinkt in mir zum Leben erweckt. Es war eine nette Woche, du bist nicht schlecht im Bett, aber das war es auch schon. Ich habe mir meine Trophäe geholt und jetzt ist es mir zu langweilig geworden.", fuhr er fort. Und da platzte mir dann doch der Kragen. Mit Tränen in den Augen, schrie ich ihn an, „Trophäe? TROPHÄE? Bist du eigentlich noch ganz bei Trost? Jagdinstinkt? Was bist du? Ein Hund? Vielleicht solltest du mal den Kopf schräg legen, damit der Rest deines Gehirns zusammenfließen kann. Dann könnte es passieren, dass du einmal in deinem Leben einen Gedanken hast, der sich nicht um dich dreht. Du beschissenes Arschloch! Hast mich glauben lassen, dass du mich magst, wegen deines Jagdinstinkts? Du bist das allerletzte! Und damit meine ich das allerletzte! Du bist es nicht mal wert der Dreck unter meinen Schuhen zu sein!"

Ich drehte mich um und ging zu meinem Auto, da fiel mir noch etwas ein. Schnell lief ich zurück und warf ihm das Geschenk vor die Füße, „Ich wollte mit dir einen großen Schritt gehen und dich meinen Eltern vorstellen. Vielen Dank, dass du mir diese Peinlichkeit erspart hast. Und jetzt auf Nimmerwiedersehen, Arschloch." So schnell ich konnte, stieg ich ins Auto und fuhr nach Hause, wo Cathy mich erwartete.

„Alex? Hast du etwas vergessen?", fragte sie und kam zur Treppe, Finn war wohl schon im Bett. Nachdem sie einen Blick auf mein Gesicht geworfen hatte, ging sie hinter mir nach oben und folgte mir in mein Zimmer. Ich kickte die Schuhe quer durch den Raum, „Sogar diese beschissenen Fußschmerz-Schuhe habe ich für ihn angezogen. Damit ich ihm gefalle... Und er? Er sagt ich bin nicht gut genug für ihn?". Meine Stimme brach. „Wovon redest du?", fragte Cathy, die nicht wusste wie sie reagieren sollte. Und schon sprudelte alles aus mir heraus. All seine Worte, die mir in einer Sekunde das Herz gefrieren und dann zerspringen ließen. „Ich dachte... Dass wir... Ich wollte ihm meine Eltern vorstellen. Deswegen habe ich ihm einen Fluggutschein gekauft, auch wenn er es sich leisten könnte. Als Symbol eben. Ich wollte den nächsten Schritt gehen und dass obwohl wir noch nicht lange zusammen waren. Weil ich dachte, dass er das gleiche für mich empfindet, wie ich für ihn. Aber er hat nur mit mir gespielt. Wie eine Katze mit der Maus, bevor sie sie tötet.", die Tränen flossen in Strömen meine Wangen hinunter. „Alex... Es tut mir so leid, ich... Ich weiß nicht was ich sagen soll.", stammelte Cathy, die vollkommen überfordert war. „Ich schwanke zwischen ‚dieses miese Arschloch' und ‚dieser eingebildete Mistkerl'.", schluchzte ich und zog mir meine Bettdecke über den Kopf. „Beides sehr passend.", murmelte Cathy und strich mir über den Rücken.

Ich weinte. Wie lange, das konnte ich nicht einschätzen, ich weinte einfach bis keine Tränen mehr kamen. Cathy saß die ganze Zeit bei mir und tröstete mich. Ich konnte es nicht verstehen. Nichts von alledem. Heute morgen im Hotel, da war alles noch in Ordnung gewesen. Natürlich nicht perfekt, aber wer war das schon? Dennoch hatte ich nicht das Gefühl gehabt, dass wenige Stunden später alles vorbei sein würde. Eigentlich hatte ich eher ein gegenteiliges Gefühl, dass wir uns nähergekommen waren. „Wieso hat er das getan? Wieso hat er all diese aufmerksamen Sachen gemacht und all diese schönen Sachen zu mir gesagt? Wirklich nur um mich ins Bett zu bekommen?", murmelte ich vor mich hin, bis ich irgendwann einschlief. Dass Mats nach Hause kam und sich mit Cathy unterhielt, bekam ich nicht mit. Ich schlief, erschöpft und völlig fertig durch das ganze Weinen tief und fest.

Am nächsten Morgen, nahm ich meine Koffer, verabschiedete mich von Mats, Cathy und Finn, die mich zum Flughafen gebracht hatten. „Wann kommst du wieder nach Hause Alex?", fragte Finn und klammerte sich an mich. „Bald. Ihr fahrt jetzt mal schön in den Urlaub. Da kannst du im Meer spielen und Sandburgen bauen und den ganzen Tag leckeres Essen essen. Klingt das nicht toll?", lächelte ich. „JA!", freute er sich. „Und wenn ihr wieder nach Hause kommt, dann bin ich auch wenig später wieder da. Versprochen.", meinte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor ich mich von ihm löste und mich meinen Arbeitgeber zuwandte. „Ich wünsche euch beiden einen erholsamen Urlaub.", sagte ich und schlang die Arme um den großen Verteidiger. „Alex ich...", fing Mats an und an seinem Tonfall konnte ich erkennen, dass er ein gewisses Thema ansprechen wollte. „Bitte nicht... Ich ... Ich muss jetzt einfach ein wenig Abstand gewinnen und mich zusammenflicken... Wie auch immer das vonstatten gehen wird.", murmelte ich und schüttelte den Kopf. Meine Augen hatte sich sofort mit Tränen gefüllt, obwohl er es noch nicht mal wirklich angesprochen hatte. „Wenn du etwas brauchst. Egal was, dann ruf an. Wir sind für dich da.", sagte er dann lediglich und drückte mich noch einmal an sich. „Danke.", flüsterte ich und löste mich von ihm, um mich noch von Cathy verabschieden zu können. „Ich ...", fing sie an, konnte aber nicht weitersprechen und umarmte mich dann einfach nur fest. „Ich habe dich lieb, Alex.", murmelte sie. „Ich dich auch. Euch alle.", erwiderte ich und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. Dann wurde es Zeit einzuchecken und ich nahm meine Koffer und ging los. „Bis bald. Ich habe euch lieb.", rief ich, als ich mich ein letztes Mal umdrehte, bevor ich den Flug nach Hause antrat. Nach Hause, wo ich versuchen würde meine Herzensscherben wieder zusammenzukleben.

Hallo meine Lieben! 🤗
Da bin ich wieder und ich habe das letzte Kapitel dieses Teils mit mir gebracht. 😔Ich weiß, es ist kein Happy End, aber das ist eben manchmal so im Leben. 🙈
Oh wartet mal, ihr habt richtig gelesen das letzte Kapitel DIESES TEILS. 🤔🤔Ergo, wenn ihr möchtet, dann geht die Story weiter.🤗 Ich habe lange überlegt sie hier enden zu lassen und wollte das auch tun, aber meine beste Freundin hat mich gezwungen, alles in einem durch zu lesen. Und mit einem Punkt hatte sie recht: Die Geschichte der Beiden ist noch nicht zu Ende. 😊😊 Zumindest habe ich das Gefühl, wie seht ihr das? 🤔
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche,
Eure Skat💛😘

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