„Von wegen kein Paar."

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Während die Kinder ihren Spaß hatten und ich Stefanie ignorierte, surfte ich im Internet. Gut, man konnte es nicht wirklich surfen nennen, denn ich suchte eher etwas Bestimmtes. Hatte Marco mir eine Uhrzeit genannt zu der er das Statement machen würde? Oder wo? Ich konnte mich nicht daran erinnern, so sehr ich auch meine grauen Zellen anstrengte. Immer wieder wenn ich versuchte das Gespräch von gestern wieder in mein Gedächtnis zu rufen fiel mir nur eine Sache ein und die ließ meine Ohren innerhalb einer Nanosekunde leuchten. Verdammt, ich musste diese Sache aus meinem Kopf bekommen. Aber Marco darauf ansprechen konnte ich nicht, den nötigen Mut dafür könnte ich nicht aufbringen. In mir keimte etwas Hoffnung, dass Mats recht hatte und Marco es von sich aus ansprechen würde. Klar, das Gespräch wäre nicht das angenehmste meines Lebens, aber es war besser das Ganze zu klären, bevor er eine Ewigkeit zwischen uns stehen würde. Am liebsten hätte ich mich wieder in meinem Bett vergraben und die Realität ausgeblendet, aber ich hatte Verantwortung für Finn übernommen und konnte ihn ja nicht einfach abschieben. Wobei das Lachen des Kleinen während er am Klettergerüst spielte, mir ebenfalls ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Wie einfach war das Leben in seinem Alter gewesen? Jungs waren sowieso doof und das größte Drama hatte sich dann abgespielt, wenn man nicht das gewünschte Spielzeug bekommen hatte. Und sollte man sich mal mit seinen Freunden gestritten haben, dann entschuldigte man sich und die Sache war für immer vergeben und vergessen. Innerlich seufzend, Stefanie sollte ja nicht bemerken dass mich gerade etwas beschäftigte, dachte ich über das letzte Jahr nach.

Mein Umzug hierher war das Beste und Schlimmste was mir je passiert war. Das Beste, weil ich hier so tolle Menschen kennengelernt hatte und das Schlimmste, weil ich mit vielen Dingen konfrontiert wurde, die ich bereits tief in mir vergraben hatte oder mit denen ich niemals gerechnet hatte. Zuerst erzählte ich Marco von meinem Bruder, gerade Marco von allen Menschen auf dieser Welt und dann musste ich wegen der Sicherheit die Marco mir gab eine ganze Runde Hass und Lügen über mich ergehen lassen. War das Leben hier das alles wirklich wert? Dieser Hass und das Gefühl der Wertlosigkeit das mit ihm einherging... Als ich Finn so betrachtete und mir alle Menschen die ich hier kennengelernt hatte ins Gedächtnis rief, da wusste ich es gab nur eine Antwort... Ja!

Mats, der wie ein großer Bruder für mich geworden war, auch wenn ich schon 2 Exemplare hatte. Cathy, mit ihrer Neugier und dem Verständnis das sie mir entgegenbrachte. Finn, der mir jeden Tag mit seinem Lächeln zeigte, wie sehr ich meinen Job doch liebte. Auba, der mich immer zum Lachen brachte, weil er der verrückteste Kerl dieser Welt war. Nuri, der einfach nur lieb und zuvorkommend war, seit dem Tag an dem ich hier angekommen war. Auch Mitch, denn obwohl es schlecht zwischen uns geendet hatte, hat er mir doch einige schöne Momente beschert. Und dann... Marco. Marco, der zunächst das größte Arschloch gewesen war. Marco, der mich immer reizte, mit seinen blöden Sprüchen. Marco, der mir das Gefühl gab einfach alles schaffen zu können. Dem ich Dinge anvertraut hatte, die niemand außer meine Familie wusste. Sie alle waren dieses kleine Dilemma mit der Presse wert. Sie waren es auch wert, dass ich Leute wie Stefanie oder die Mädchen im Supermarkt aushielt, denn das Gerede würde vergehen, aber meine Freunde würden bleiben, egal was noch geschrieben würde. Und sei es eine Affäre mit dem Papst persönlich. Und bis alles vorbei war, würde ich eben zur Hutträgerin werden.

Um so später es wurde, um so öfter googelte ich, fand aber immer noch keinen Artikel oder ein Statement von Marco, was mich immer skeptischer machte. Ließ Marco sich so viel Zeit? Oder würden sie es nicht drucken oder senden wollen, weil sie damit ihre Artikel revidieren müssten? An diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht. Mein Herz schlug sofort schneller, als ich überlegte, was unsere weiteren Schritte sein könnten, würde diese Möglichkeit eintreten. Doch bevor ich in eine Panikattacke abrutschen konnte, klingelte mein Telefon. Mit nervösen Fingern suchte ich danach und warf einen kurzen Blick aufs Display. MARCO, stand dort und ich hörte Stefanies Schnauben, als sie ebenfalls einen Blick darauf warf, „Von wegen kein Paar." „Wenn ich mit jedem Typ zusammen wäre, der mich anruft, dann hätte ich seit heute eine Beziehung mit dem Vertreter meines Telefonanbieters.", brummte ich und stand dann auf, bevor ich abhob, „Hey... Was gibt es?" Darauf bedacht außer Hörweite von Stefanie aber in Sichtweite von Finn zu bleiben, bewegte ich mich beinahe auf die andere Seite des Spielplatzes.

Marco räusperte sich, „Hi. Ich hoffe ich störe nicht?" „Wann hat dir das je etwas ausgemacht?", rutschte es mir in alter Alex Manier heraus. „Äh, nein, du störst nicht. Ich bin gerade mit Finn am Spielplatz.", mein stotternder Versuch die Antwort in Ordnung zu bringen, war zwar keine Glanzleistung, aber ok. Marco schien zunächst kurz verunsichert, musste dann aber leise lachen, „Immer einen frechen Spruch auf der Zunge, hm?" „Ich gebe mein Bestes. Also, du hast bestimmt einen Grund weshalb du anrufst?", lenkte ich das Gespräch zurück auf den Grund seines Anrufs. „Ja klar, ich habe alles erledigt. Ein Zeitungsinterview und ein Videointerview. Es ist alles klargestellt, du bist nur eine nervige Nanny, die einfach die Finger nicht von mir, dem großen Fußballer lassen kann, aber wir sind kein Paar. So wolltest du das doch, oder?", erzählte er. „WIE BITTE?! Das hast du nicht getan du kleines...", fing ich an zu schimpfen. Dass er mich verarschte, wurde mir erst im letzten Moment klar. Genervt stöhnte ich auf, als er anfing laut zu lachen. „Dein Ernst, Reus? Ich finde Witze gerade nicht so angebracht.", brummte ich und verdrehte die Augen. „Ich wollte dich nur etwas aufziehen, hätte ja sein können, dass dir ein kleiner Lacher entkommt. Der Rest war aber ernst, es ist alles geregelt, die Welt weiß nun dass wir nur Freunde sind.", erwiderte er. Erleichtert atmete ich aus. „Sicher?", ich musste einfach nachfragen. Nicht weil ich ihm nicht glaubte, sondern einfach, weil ich es noch einmal hören wollte. „Ja, sicher. Und jetzt musst du mir verraten als was du mich vorhin beschimpfen wolltest!", meinte er und ich konnte die Neugier aus seiner Stimme hören. „Als mieses Arschloch, so wie immer.", sagte ich trocken, musste dann aber wie verrückt grinsen, weil alles so geklappt hatte wie gehofft. Marco lachte kurz, leise und mit rauer Stimme. Dieses Lachen das ich so mochte und das mir jedes Mal Gänsehaut bescherte. Sofort dachte ich an gestern und die lockere und erleichterte Stimmung war weg. Mein Herz klopfte schneller und ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte, also versuchte ich langsam das Gespräch zu beenden, „Das sind wirklich tolle Nachrichten... Danke dass du dir so eine Mühe gemacht hast. Ist das alles?"

Ich konnte hören wie Marcos Atem sich beschleunigte, bevor er sich einige Male räusperte und meinte, „Nein... Ich glaube wir müssen reden. Über gestern." Mein erster Impuls war das Ganze als Missverständnis abzutun, aber dann kam mir das Gespräch mit Mats in den Sinn. Er hatte mich gebeten nicht davonzulaufen, sondern mich dem Gespräch zu stellen und ich wusste er hatte recht. Daher unterdrückte ich den Impuls, atmete ein paar mal tief durch und murmelte dann, „Ich glaube du hast recht..." „Aber nicht am Telefon. Wie wäre es, wenn wir uns heute treffen? Oder du zu mir nach Hause kommst?", erwiderte Marco und klang irgendwie...erleichtert? „Finn ist nach der Spielerei an der frischen Luft bestimmt müde wenn wir nach Hause kommen... Spätestens um sieben muss er sowieso ins Bett, wie wäre also halb acht?", schlug ich vor. „Klingt gut.", meinte Marco. „Dann sehen wir uns um halb acht bei dir.", fasste ich zusammen, bevor wir uns voneinander verabschiedeten.

Während ich in Richtung Stefanie ging, fiel mir auf, dass es bereits kurz nach fünf war, weshalb ich Finn zu mir rief. Schnell verabschiedeten wir uns von Stefanie und ihrem Sohn und machten uns auf den Weg nach Hause. Ich hatte recht behalten, denn nach dem Essen, duschen und bettfertig machen war Finn so fertig, dass er bereits um halb sieben einschlief und das sogar ohne dass ich ihm vorlesen musste. Da ich nicht wusste was ich sonst eine knappe Stunde lang machen sollte, ging ich duschen und lockte meine Haare etwas. Mit wenigen Handgriffen trug ich etwas Make-Up auf und suchte mir dann etwas passendes zum Anziehen. Da es abends immer noch etwas kühl werden konnte, entschied ich mich für eine lange schwarze Jeans, aber ein hellrosa fließendes Spaghettiträger Top.

Ein letzter Blick in den Spiegel ließ mich die Stirn runzeln. Dieses zurechtgemachte Mädchen konnte nicht ich sein? Cathy hatte wohl doch mehr Einfluss auf mich gehabt als ich gedacht hatte, zumindest was Klamotten und Make-Up betraf, denn in dieser Hinsicht hatte ich mich doch ziemlich geändert, wenn man meinen eher lockeren Stil von früher betrachtete. Während meiner Beziehung zu Mitch hatte ich immer das Gefühl gehabt stylisch sein zu müssen um ihm zu gefallen, aber jetzt wo er nicht mehr, wenn auch unbewusst, diesen Druck auf mich ausübte, gefiel mir mein neuer Stil. Neue Klamotten, aber die alte Alex. Nur eben in einer etwas ... stylischeren Hülle. Ich warf dem Spiegelmädchen ein selbstbewusstes Lächeln zu und machte mich dann, nachdem ich meine Tasche und die beige Lederjacke geholt hatte, auf den Weg zu Marco.

Hallöchen Leute 🤗
Es ist wieder einmal Dienstag und das neue Kapi ist da 😊
Ich bin recht müde also werde ich heute mal nicht viel reden 😪😪
Hoffentlich hat es euch gefallen😘
Vielen lieben Dank für die Votes und Kommis beim letzten Kapitel 🤗😘
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche!
Eure Skat 💛😘

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