"Wieso lachst du denn jetzt?!"

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Verzweifelt und peinlich berührt wie ich gerade war, hatte ich die Hoffnung, dass er es einfach auf sich beruhen lassen würde. Leider war mir, wie immer eigentlich, das Schicksal nicht gnädig. „Alex, warte. Wir sollten darüber reden.", rief er und ging mir nach, in normaler Geschwindigkeit trotz derer er schneller war als ich mit meinen 2 Helfern. „Nein danke. Ich habe genug geredet. Wenn ich es recht bedenke, muss ich nie wieder mit irgendjemandem reden.", erwiderte ich und sah krampfhaft in die andere Richtung, da ich sein Gesicht einfach nicht ertragen konnte. „Komm schon. Wir haben gerade angefangen uns gut zu verstehen! Wenn wir jetzt darüber reden, dann können wir in ein paar Wochen darüber lachen, dass das passiert ist.", sagte er und wechselte auf meine andere Seite, woraufhin ich den Kopf wieder drehte. „Glaub mir, wenn ich eines ganz genau weiß dann, dass ich darüber nie lachen werde.", murrte ich.

Marco schnaubte laut und sprang vor mich, um mich zum Stehenbleiben zu zwingen. „Ich musste dich abweisen. Es hätte dir leid getan, wenn wir weitergemacht hätten.", sagte er und sah mir dabei fest in die Augen. Ich wusste dass er Recht hatte, dennoch änderte das nichts an der Peinlichkeit des Kusses. „Schon gut, ich bin dir nicht böse.", murmelte ich und wollte weiterhumpeln, doch er ließ mich nicht, „Sicher? Wieso rennst du dann weg?" Ich konnte nicht anders und wie immer, wenn ich mich in die Ecke gedrängt fühlte, schrie ich los, „Verdammt nochmal, weil mir das PEINLICH ist?! Was glaubst du denn? Zuerst schütte ich dir mein Herz aus, erzähle dir vom schlimmsten Moment meines Lebens und dann kann ich meinen Körper nicht kontrollieren, der auf eine einfache Umarmung von dir SO reagiert!" Meine Ohren fingen erneut Feuer und ich rechnete mit vielem, aber nicht damit, dass Marco einfach anfing zu lachen.

„Wieso lachst du denn jetzt?! Das ist genau GAR NICHT witzig!", fuhr ich ihn an. „Weil du mir auch normal antworten kannst. Ich stehe vor dir und meine Ohren funktionieren noch einwandfrei. Außerdem finde ich es niedlich, dass du immer sofort losschreist, wenn du nicht mehr weiter weißt.", erwiderte er und konnte sich sein Schmunzeln nicht verkneifen. „Es ist in Ordnung, du warst überwältigt von Traurigkeit und Verzweiflung und die Umarmung hat dir etwas Geborgenheit gegeben in der du dich vor den negativen Emotionen verstecken wolltest. Das ist uns allen mal passiert Alex, keine Sorge.", erklärte er mir dann.

Mit starken Griff packte er mich an den Schultern und fuhr dann fort, „Ich bin dir weder böse noch sonst was. Das war eben eine völlig normale Reaktion auf deine Verletzlichkeit, die du mir gezeigt hast. Es muss dir auch nicht peinlich sein, wenn du willst vergessen wir das Ganze einfach." „Als wäre DAS möglich...", schnaubte ich und verdrehte die Augen. „Was?", fragte er und zog die Augenbrauen zusammen. „Na den Kuss zu vergessen.", brummte ich. „Welchen Kuss?", war seine nächste Frage und erst da verstand ich worauf er hinauswollte. „Der Witz funktioniert zwar in Filmen oder Serien aber nicht im echten Leben Marco.", stöhnte ich auf und schüttelte den Kopf. „Ach komm schon, ein Versuch war es wert.", grinste er. „Kann ich jetzt bitte nach Hause gehen und mich dort unter meiner Decke verkriechen?", fragte ich und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Willst du nicht noch darüber...", fing er an, aber ich ließ ihn nicht ausreden, „Nein, ich will nicht mehr darüber reden. Weder jetzt noch in Zukunft irgendwann mal."

„Alex...", versuchte er es erneut. „Bitte Marco, der Tag war aufregend genug. Ich will mit niemandem mehr reden, egal über welches Thema.", bat ich ihn mit eindringlichem Blick. Offensichtlich schien er zu verstehen, dass mein primäres Ziel war, mich nun irgendwo zu verkriechen und meine Wunden zu lecken, denn er ließ mich vorbei. „Danke...Für alles.", murmelte ich, während ich an ihm vorbeihumpelte und mich auf den Weg nach Hause machte. „Wenn du etwas brauchst und sei es auch nur jemand zum Reden... Dann melde dich bei mir...", rief er mir noch nach, doch ich reagierte nicht darauf. Ich war verwirrt. Peinlich berührt. Verletzt. Und das waren nur einige wenige der Emotionen die ich gerade fühlte.

Zuhause fiel ich in mein Bett, zog mir die Decke über den Kopf und wollte einfach nur alles vergessen. Wie idiotisch war dieser Kuss denn bitte? WARUM hatte ich mich dazu hinreißen lassen? „Oh Gott, Erde tu dich auf und verschlinge mich.", stöhnte ich und konnte spüren wie meine Ohren, nur beim Gedanken an den Kuss, wieder brannten. Wieso musste es gerade Marco sein? Von allen Menschen dieser Welt musste gerade diese Person Opfer meines idiotischen Kusses werden.

Am liebsten wäre ich nie wieder aus meinem Bett gekrochen, hätte nie wieder mit jemandem geredet und wäre einsam hier gestorben, aber das war mir leider nicht vergönnt. Als könnte er spüren, dass mir gerade der peinlichste Moment meines Lebens widerfahren war, rief Luke mich an.

Ich zögerte, denn eigentlich war ich nicht in der Stimmung um ein ganzes Gespräch mit ihm durchzustehen. Wiederrum hatte ich eine Ewigkeit nicht mit ihm gesprochen und war neugierig was Zuhause los war. Mein Daumen schwebte über dem grünen Knopf, aber nach der katastrophalen Trennung von Mitch, der Heulerei am See und meiner Blamage mit Marco, würde ich ein Gespräch mit meinem großen Bruder kaum durchstehen. Er würde innerhalb weniger Sekunden merken, dass alles ganz und gar nicht in Ordnung war. Dann würde er mich löchern und während ich ihm alles erzählte, wäre mein nächster Heulkrampf angesagt.

In diesem Moment würde ich das nicht nochmal durchstehen, also lehnte ich den Anruf ab. Gerade deshalb bekam ich aber ein schlechtes Gewissen. Was wenn es etwas Wichtiges gewesen war? Schnell begann ich eine Nachricht zu tippen, in der ich mich bei ihm entschuldigte und erklärte, dass ich gerade sehr viel zu tun hatte, weshalb ich ihn die Tage mal zurückrufen würde. Er war mir nicht böse, meinte aber, dass er wirklich gute Neuigkeiten hatte und ich mich beeilen sollte. Nach seiner Antwort freute ich mich darüber, dass ich nicht abgehoben hatte, denn mit dem Glück anderer Leute, auch wenn er mein Bruder war, konnte ich gerade heute, nicht umgehen. Und schon waren meine Gedanken wieder bei dem heutigen Tag gelandet. Wie hatte ich mich nur dazu hinreißen lassen Marco zu küssen? Wieso ihn? Warum nicht einen Baum oder einen Stein oder zumindest jemanden dem ich nie wieder begegnen müsste? Vermutlich weil mein Leben dann nicht mehr besonders spannend sein würde...

Wie lange ich noch in meinem Bett lag und mir selbst Vorwürfe machte, wusste ich nicht genau, aber zwischen Vorwürfen und leichten Tränen, die noch die Nachwehen meines Tages waren, war ich wohl eingedöst, denn ein leichtes Klopfen weckte mich. „Alex, alles ok?", hörte ich Mats wenige Sekunden leise fragen. „Nein.", kam meine gedämpfte Stimme unter der Decke hervor. „Was ist passiert?", seine Stimme klang besorgt. „Nichts." „Sicher?", natürlich musste er nachfragen. „Mitch und ich haben Schluss gemacht.", sagte ich dann. Mats hatte verdient die Wahrheit zu erfahren und wer weiß, vielleicht hatte er ja einen guten Tipp für mich? „Was? Shit. Aber ich dachte...", fing er an, doch ich unterbrach ihn, „Und dann hab' ich Marco geküsst."

Hallöchen ihr Lieben! 🤗
Schon wieder ist ein Dienstag da und ich habe hier ein neues Kapitel für euch. 💛 Tut mir leid, es ist nicht gerade das längste Kapitel, aber ich konnte mir einfach nicht verkneifen hier aufzuhören 😉 Hoffentlich habt ihr trotzdem Gefallen daran gefunden! 😅
Ich wünsche euch noch eine schöne restliche Woche 😘

Eure Skat 😘💛

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