Du weißt gar nichts über mich, hörst du?

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Eine kleine Warnung vorweg, im heutigen Kapitel wird etwas aus Alex' Vergangheit enthüllt, das nichts für schwache Nerven ist... Wer solche hat, sollte die Finger davon lassen 😉 Den anderen "Viel Spaß beim Lesen" 💛

Ich atmete ein letztes Mal durch und schon wurde die Türe geöffnet und ein überraschter Marco stand vor mir. "Ich will eine Erklärung Reus. S-O-F-O-R-T!", sagte ich mit kalter Stimme und drückte mich an ihm vorbei. Vom letzten Mal wusste ich wo die Küche war und diese steuerte ich direkt an. Er folgte mir, blieb aber still. "Los. Rede.", forderte ich, bekam aber nur einen verwirrten Blick von ihm. "Was?! Willst du so tun als wüsstest du nicht was ich meine? Für die dummen Spielchen habe ich weder Zeit noch Nerven. Also: Raus mit der Sprache! Was sollte die Scheiße gestern?", knurrte ich und sah ihn mit verschränkten Armen an. Er schien zu verstehen, dass ich nicht gehen würde, bevor ich nicht eine Erklärung haben würde, daher räusperte er sich und fing dann widerwillig an zu erzählen, " Also... Ich wollte Mitch zeigen, dass du auch eines dieser Mädchen bist, die nur hinter seinem Erfolg und Ruhm als Fußballer her sind. Ich weiß nämlich, dass du..." "Du weißt gar nichts über mich, hörst du? GAR NICHTS! Ich würde niemals jemanden betrügen. NIEMALS. Nicht nachdem...", ich biss mir auf die Zunge nachdem ich ihn unterbrochen hatte, beinahe wäre mir etwas rausgerutscht, dass ich noch nie jemandem erzählt hatte. "Nicht nachdem was? Kommt jetzt eine dramatische, traurige Geschichte in der dein erster Freund dich nur verarscht hat und hinter deinem Rücken alle deine Klassenkameradinnen gefickt hat? Oder etwa, dass er dich mit dem Mädchen betrogen hat, dass deine Schulzeit zur Hölle machte? ", ätzte er und plötzlich platzte etwas in mir.

Die Tränen ronnen über mein Gesicht als ich ihn anschrie, "Du hast keine Ahnung, Reus! KEINE! Mein kleiner Bruder hat sich umgebracht weil seine erste Freundin ihn betrogen hat! Also hör endlich auf so zu tun, als würdest du mich kennen, denn DU HAST KEINE AHNUNG!" Sobald ich es laut ausgesprochen hatte, zitterten meine Beine so sehr, dass ich mich nicht mehr auf ihnen halten konnte. Schluchzend hielt ich mir die Hände vors Gesicht, wischte hin und wieder über das Tränen und Rotze Gemisch, dass sich dort verbreitet hatte, bis ich eine warme Hand auf meiner Schulter spürte. Ich schlug sie weg, doch er ließ sich nicht beirren, griff erneut nach mir und stellte mich wieder auf meine Füße, die immer wieder durch meine Schluchzer erbebten, aber standhielten. "Es tut mir so leid.", flüsterte er mit belegter Stimme. "Gar nichts tut es dir!", schrie ich und begann mit meinen Fäusten auf seine Brust einzuschlagen, "Du mit deinem scheiß perfekten Leben! Glaubst du kannst alle Leute einfach so beurteilen, aber ich verrate dir etwas, DAS KANNST DU NICHT!" Er fing meine Fäuste ab und zog mich einfach in seine Arme. Ich wehrte mich, aber er war viel stärker als ich, weshalb ich keine Chance hatte und schlussendlich aufgab. Da stand ich nun, schluchzend in den Armen meines größten Feindes und hatte ihm mein größtes Geheimnis anvertraut. Er setzte erneut an etwas zu sagen, da fauchte ich sofort, "Halt die Klappe." "Ich wollte nur vorschlagen, dass wir uns auf die Couch setzen, das ist vielleicht gemütlicher...", entschuldigte er sich sofort und schob mich dann einfach Richtung Wohnzimmer, wo er mich auf die Couch drückte, immer einen Arm um mich gelegt und beruhigend über meinen Rücken streichend. Ich weiß nicht wie lange wir dort saßen, ich versuchte nur die Bilder die durch meinen Kopf blitzten zu verarbeiten. Jedes einzelne von ihnen, brachte mich dazu laut aufzuschluchzen. Mein Körper zitterte unkontrolliert, während all jene Gefühle aus mir herausbrachen, die ich so lange vergraben hatte. Der Sturzbach der aus meinen Augen kam, schien nie versiegen zu wollen, ebenso wenig wie meine stoßhafte Atmung, die das Schluchzen hervorgerufen hatte. Die Trauer schnürte mir die Brust ab, ein Kloß hatte sich gebildet, jener Kloß den ich so lange versteckt hatte. Innerhalb des Bruchteiles einer Sekunde verwandelte sich die Trauer in Wut und wieder zurück in Trauer. Dieses Wechselbad der Gefühle brachte mich beinahe dazu, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Doch hätte ich in diesem Moment nicht ein Wort sagen können ohne, durch mein stoßhaftes Atmen, das Hyperventilieren, das ich von mir gab und die Schluchzer, einer Ohnmacht nahezukommen.

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