Mein Bruder?

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Wie gerädert stand ich auf. Die heutige Nacht war nicht besonders erholend gewesen, ich hatte viele Alpträume gehabt. Nach einem intensiven Strecken meiner Glieder, begab ich mich ins Bad und hüpfte unter die Dusche. Kroch traf es zwar eher, aber egal. Dank des warmen Wassers entspannten sich meine Muskeln. Ich dachte an meinen Bruder und seine Freundin und hatte sofort ein mulmiges Gefühl im Magen. Würden wir uns verstehen? Was wenn sie eine idiotische Tusse wäre? Was wenn ich sie so gar nicht leiden konnte? Vehement schüttelte ich meinen Kopf, jetzt darüber nachzudenken würde mich nur dazu bringen Vorurteile zu bilden und ich wollte ihr doch unvoreingenommen gegenübertreten.

Seufzend warf ich einen Blick auf die Uhr und wusste, dass ich nun endlich aus der Dusche musste, wenn ich halbwegs rechtzeitig am Flughafen ankommen wollte. Gedacht, getan. Schnell föhnte ich meine Haare und band diese dann zu einem Dutt, bei dem ich eine Strähne hineinflocht. Mit wenigen Handgriffen hatte ich etwas Eyeliner und Wimperntusche aufgetragen und zog dann ein weiß-rot-blau kariertes Shirt Kleid an. Mit blauen Sneaker an den Füßen, meiner schwarzen Tasche in der Hand und einer dunklen Pilotenbrille auf der Nase, verließ ich das Haus. Finn wurde von Cathy in den Kindergarten gebracht, damit ich den heutigen Tag mit meinem Bruder und seiner Freundin verbringen konnte. Ich checkte nochmal meine Tasche, ob ich alles mithatte und stieg dann ins Auto. Gemütlich machte ich mich auf den Weg zum Flughafen um die Beiden abzuholen, wobei ich am Flughafen angekommen dann doch erstmal eine Weile warten musste. Gelangweilt surfte ich daher im Internet, immer darauf bedacht Fußall-News zu umgehen, um ja keinen Artikel oder gar ein Foto von Marco zu sehen. Ich hatte versucht ihn so gut wie möglich aus meinen Gedanken zu verbannen. Hat übrigens nicht funktioniert. So gar nicht. Denn um so mehr ich nicht an ihn denken wollte, um so mehr dachte ich an ihn. An den Abend. Seine Worte. Der Kuss.

Die Gedanken an ihn wurden unterbrochen als mein unverkennbarer Bruder durch die Türen kam und hinter ihm... Mein Bruder? „Ben?! Was machst du denn hier?", rief ich und lief ihnen entgegen. Die junge Blondine die den Beiden folgte, ignorierte ich zunächst. „Ich hatte mir eigentlich erwartet, dass du mich zuerst begrüßt. Schließlich habe ich dir meinen Besuch angekündigt.", lachte Luke, während er beobachtete wie ich Ben in die Arme sprang. Fest klammerte ich mich an meinen großen Bruder, den ich einfach viel zu lange nicht gesehen hatte. Ich atmete seinen vertrauten Duft ein und fühlte mich sofort sicher, denn er war ja hier und er würde mich immer und vor allem beschützen. „Du hast mir gefehlt, du Geheimniskrämer.", murmelte ich und drückte ihn noch einmal, bevor ich ihn losließ und meinen anderen Bruder knuddelte. Bevor ich zu Luke etwas sagen konnte, flüsterte er, „Ich habe dich vermisst, kleines Monster." Lachend drückte ich ihn fester. Als ich noch kleiner gewesen war, hatte er mich immer so genannt, weil ich, laut ihm, die nervigste Schwester der Welt und daher ein Monster gewesen war. Damals hat es mich immer gestört und war mir vor allen Dingen extrem peinlich gewesen, wenn er es vor seinen oder gar meinen Freunden gesagt hatte, aber heute ließ es mein Herz warm werden. Es gab mir ein Gefühl der Heimat. „Ich dich auch...", sagte ich daher leise, bevor ich ihn losließ und meine zwei Brüder dann anstrahlte. Es war der beste Anblick seit Tagen, wie sie so nebeneinanderstanden und mich angrinsten. Ich hatte sie zwar immer vermisst, aber jetzt wurde mir erst richtig klar wie sehr.

Ich wollte die Beiden gerade auffordern mir zum Auto zu folgen, da räusperte Luke sich und griff mit seiner Hand nach der Blondine, „Also kleines Monster, das ist Marie. Marie, das ist Alex, meine kleine Schwester." Ach ja, die war ja auch noch da. Ups. „Hey, nett dich kennenzulernen.", lächelte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. Bevor Marie diese nahm um sie leicht zu schütteln, musterte sie mich kurz, aber genau. „Freut mich auch. Luke spricht den ganzen Tag von dir.", erwiderte sie. Ich bildete es mir bestimmt nur ein, aber der letzte Satz hatte meiner Meinung nach einen leicht feindseligen Unterton. „Ach wirklich? Dann denkst du bestimmt, dass ich wirklich ein Monster bin.", versuchte ich es mit einem Scherz, der ihr aber lediglich ein müdes Lächeln abrang. Nachdem ich keine Antwort darauf erhielt, meinte ich dann, „Sollen wir fahren? Ich bringe euch ins Hotel und dann dachte ich mir, könnten wir doch einen Kaffee trinken gehen, ich weiß wo es den besten der Stadt gibt." Die Jungs stimmten begeistert zu, auf Maries Reaktion achtete ich nicht. War mir auch egal was sie dachte, ich wollte nur so viel Zeit wie möglich mit meinen Brüdern verbringen, ob sie jetzt dabei war oder nicht.

Im Auto, auf dem Weg zum Hotel, wandte ich mich erneut an Ben, „Also, warum bist du hier?" „Freust du dich nicht? Ich kann den nächsten Flug nach Hause buchen, wenn du mich loswerden willst.", erwiderte er und zog fragend eine Augenbraue hoch. „Nein! Wehe!", rief ich und schlug ihm dann leicht auf die Schulter, „Du weißt genau wie ich das gemeint habe. Natürlich freue ich mich dass du hier bist! Aber warum hast du denn nichts gesagt?" „Ich wollte dich eben überraschen. Du hast bestimmt keine Sekunde daran gedacht, dass du dieses Wochenendedeine beiden Brüder sehen könntest , oder?", grinste er. „Nein. Wie denn auch? Aber es war wirklich eine sehr schöne Überraschung. Ihr habt mir schon ein bisschen gefehlt...", erwiderte ich und warf zuerst Ben und dann Luke einen Blick über den Rückspiegel zu. „Na dann, Überraschung geglückt, würde ich sagen.", zufrieden lehnte Ben sich zurück in den Sitz. „Und du Marie, warst du schon mal in Dortmund?", richtete ich das Wort an die Freundin, Entschuldigung, Verlobte meines Bruders. „Nein.", antwortete sie und starrte dann beim Fenster raus. Eine Frohnatur diese Frau, das war unverkennbar.

Ich seufzte leise und lächelte dann, „Mein Bruder sagte, du wärst BVB Fan?" „Ja, stimmt.", erneut eine so ausführliche Antwort. „Hast du auch einen Lieblingsspieler?", versuchte ich es noch einmal. „Natürlich.", wenn sie weiterhin so viel reden würde, müsste ich ihr noch ein Pflaster über den Mund kleben, um sie zu stoppen. Genervt krallte ich die Finger um das Lenkrad, als sie plötzlich von sich aus anfing zu sprechen. Dass mein Bruder sie aufmunternd gestoßen hatte, hatte ich nicht bemerkt. „Marco Reus. Du kennst ihn?"

Im einen Moment noch genervt, rutschte mir jetzt das Herz in die Hose. Ihre Stimme klang zwar beiläufig fragend, aber ich konnte aus dem Unterton hören, dass sie das Pressetheater mitbekommen hatte. Wie hätte sie das auch verpassen können, wenn er ihr Lieblingsspieler war... „Oh ... Ja, ich kenne Marco. Ein Arbeitskollege meines Chefs.", meinte ich und versuchte mich zu beruhigen indem ich meine Fingernägel in das Lenkrad grub. „Wirklich? Luke hat gar nicht erzählt dass du für den BVB arbeitest.", mit einem Mal klang ihre Stimme so warm und freundlich, dass ich mich ermahnen musste, sie nicht verblüfft anzustarren. „Ich arbeite auch nicht für den BVB, sondern privat für Mats Hummels. Ich bin die Nanny seines Sohnes.", lächelte ich. Es wunderte mich, dass sie das in den Artikeln überlesen hatte. Aber ich hatte nicht vor sie deswegen zu fragen, vielleicht tat sie einfach der Höflichkeit wegen so als wüsste sie es nicht. Wobei Höflichkeit, zumindest bis jetzt, eigentlich nicht zu ihren Stärken gehört hatte. „Ach? Das muss ja spannend sein! Fährst du dann mit ihm zu allen Spielen und den Trainings?", diese plötzliche Interesse ließ mich etwas vorsichtiger antworten, „Nein, nur manchmal. Er ist ja noch recht jung." Sie wollte noch etwas fragen, aber glücklicherweise waren wir gerade bei ihrem Hotel angekommen und es wurde Zeit die Drei einchecken zu lassen. Während Luke und Marie in ihr Zimmer gingen, um sich etwas frisch zu machen, folgte ich Ben in seines.

Hallihallo ihr Lieben 🤗
Der Dienstag ist da und auch ein neues Kapitel 😊😊
Da hat sich also ein weiterer Bruder nach Dortmund verirrt, was das wohl zu bedeuten hat? 🤔🤔
Und jeder der einen Bruder hat, kennt das bestimmt, eine Marie haben sie doch alle mal... 😂
Vielen lieben Dank für die Votes und die Kommis beim letzten Kapitel, ihr seid die Besten! 😘
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche,
Eure Skat💛😘

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