"Dieser alte Hund."

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„Ok also erzähl mal... Ist die immer so... Abweisend?", war meine erste Frage, nachdem ich meinen Hintern in einem der Sessel geparkt hatte. „Marie? Also zu mir war sie meistens freundlich... Wobei höflich trifft es hier glaube ich besser. Richtig warm geworden bin ich mit ihr aber auch noch nicht, ich habe sie aber auch noch nicht besonders oft getroffen um ehrlich zu sein.", erwiderte er und begann ein paar Utensilien auszupacken. „Vielleicht wird das ja noch... Am Ende der Fahrt ist sie ja auch etwas aufgetaut.", meinte ich und zuckte mit den Schultern. „Du meinst als du den BVB, Mats und vor allem Marco erwähnt hast?" „Das ist dir also auch aufgefallen?", fragte ich und fing seinen Blick auf. „Ich denke mal das ist nur Luke nicht aufgefallen. Nicht dass ich Marie etwas unterstellen will, aber vielleicht solltest du einfach etwas vorsichtiger sein was Informationen über Mats und die anderen betrifft.", meinte Ben und zog fragend die Augenbrauen hoch.

„Ja das habe ich mir im Auto schon gedacht... Nur... Ich habe für sie und Luke Karten für das Spiel morgen. Da wird sie die meisten der Jungs ja sowieso kennenlernen... Mal sehen wie sie sich dann benimmt. Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich Mats gefragt ob er für dich auch eine organisieren kann.", erzählte ich ihm dann von meiner Überraschung. „Ach, mach dir keine Sorgen... Ich bin nicht nur wegen dir hier, sondern auch weil ich ebenfalls eine Karte für morgen habe.", grinste mein Bruder. „Was? Wo hast du denn die her? Sind die nicht total schwer zu kaufen bei so einem Spiel?", frage ich und sah ihn überrascht an. „Ich habe da so meine Connections.", lachte er, verriet mir dann aber nicht wer diese ominösen Connections waren und woher er sie kannte. „Dann eben nicht, du Blödmann. Verrätst du mir dann wenigstens wo du sitzt?", meinte ich und verdrehte die Augen. „Hmm... Nein, das siehst du dann schon.", lachte er und ich streckte ihm die Zunge raus.

Plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich ihn seit der Autofahrt etwas fragen wollte, „Sag mal... Glaubst du dass Marie wirklich nicht wusste, dass ich für Mats arbeite oder hat sie nur so getan? Und vor allem, wenn sie so ein großer Fan ihres Lieblingsspielers ist, warum weiß sie dann nichts von den Artikeln?" Ben dachte kurz nach, „Ich glaube dass Luke es ihr nicht erzählt hat und vielleicht hat sie Mitchs Beziehungsstatus nicht verfolgt, weil er ohnehin den Durchbruch nie geschafft hat. Das mit Marco ist mir im ersten Moment auch etwas eigenartig vorgekommen, aber... Es könnte ja sein dass sie die Artikel kennt und auch ein paar der Fotos, dich aber nicht sofort damit assoziiert hat. Sie hat dich ja gerade erst kennengelernt und nicht viel mehr über dich gewusst, als dass du hier arbeitest und zwar im pädagogischen Bereich. Vermutlich hat sie die Schwester ihres Verlobten nicht gleich mit DEM Marco Reus in Verbindung gebracht." Seine Erklärung klang logisch in meinen Ohren, daher nickte ich etwas in meinen Gedanken versunken. „Und jetzt sag mal... Wieso nennst du ihn eigentlich nur ‚ihren Lieblingsspieler' und nicht Marco? Und vor allem, warum zuckst du bei seinem Namen zusammen?", ich wollte widersprechen, aber er sah das wohl kommen und meinte, „Du brauchst gar nicht versuchen dich hier irgendwie rauszureden, ich habe es genau gesehen. Also? Und die Wahrheit bitte, du weißt ich kann erkennen wann du lügst."

Ich seufzte. Musste das jetzt sein? Ich hatte es wirklich gut hinbekommen vor der gesamten Situation wegzulaufen. Zugegeben, nicht wirklich gut, aber ok. Vielleicht eher schlecht als recht. Gut, ich war wirklich miserabel darin gewesen, aber immerhin hatte ich es geschafft. Bis jetzt zumindest. „Ich will nicht darüber reden Ben.", murmelte ich und lehnte mich in meinem Sessel zurück. „Doch willst du eigentlich schon. Ich kenne den Unterschied zwischen deinem ‚ich will nicht darüber reden aber eigentlich will ich darüber reden' und dem ‚Ich will wirklich nicht darüber reden'. Was ist passiert? Ich dachte ihr hättet euch gut verstanden?", fragte Ben nach und setzte sich neben mich auf einen Sessel. Unsicher wo ich beginnen sollte fing ich an meine Finger zu kneten. „Wie wärs wenn du mir erst mal die gesamte Geschichte mit Mitch erzählst? So hat doch eigentlich alles angefangen nicht wahr?", schlug mein Bruder vor und ich atmete erleichtert aus. Es fiel mir leichter über die Trennung von Mitch zu reden als über die Situation mit... Ihm.

So genau wie möglich schilderte ich meinem Bruder wie die Trennung von Mitch vonstatten gegangen war. Er wurde zunächst ziemlich wütend, beruhigte sich dann aber etwas, als er erfuhr dass Marco Mitch deshalb bereits eine verpasst hatte, „Dieser Reus ist wirklich ein klasse Typ. Noch cooler als ich gedacht hatte." „Hmm... Total cool.", murmelte ich und starrte auf meine Hände. „Vor Kurzem hast du das auch gedacht... Also, was ist passiert?", kam mein Bruder auf die anfängliche Frage zurück. Ich blieb kurz still, knetete meine Finger und fühlte mich so unwohl wie damals als ich meinen Eltern gestehen musste, das ich mit dem Auto beim Parken angefahren war. Doch mein Bruder kannte mich eben zu gut. Sanft legte er eine Hand auf meine und drückte sie aufmunternd. Ich sah zu ihm auf und er schenkte mir ein warmes Lächeln, das mir das Gefühl gab, dass nichts Schlimmes passieren konnte. Und plötzlich hörte ich mich selbst reden. Ich hörte mich von allem erzählen. Dem Kuss am See. Dem beinahe Kuss. Dem Geständnis. Dem zweiten Kuss. Meiner Angst. Von allem eben und ich wusste mein Bruder würde mich nie verurteilen, also erzählte ich alles bis ins kleinste Detail.

Doch mit seiner Reaktion hätte ich niemals gerechnet, denn er lachte kurz und grinste dann, „Dieser alte Hund. Da hat er dich einfach geküsst nachdem er dir gesagt hat er steht auf dich? Hätte ich ihm nicht zugetraut. " Ich schüttelte den Kopf, „Er hat doch nicht gesagt dass er auf mich steht. Hast du nicht zugehört?" Mein Bruder schüttelte lachend den Kopf, „Du hast offensichtlich nicht zugehört. Und nicht zugesehen, denn wenn du das getan hättest, dann wüsstest du dass der Junge dir mit Haut und Haaren verfallen ist. Wer ist die erste Person an die er denkt, wenn er Hilfe benötigt? Du. Glaubst du er hätte sich so ins Zeug gehaut um deinen Namen rein zu waschen, wenn du ihm egal wärst? Nein. Und so schlecht kann doch kein Mensch im zwischen den Zeilen Lesen sein, als dass er nach Marcos Monolog nicht verstehen würde, dass der Junge verliebt ist. Nicht mal du, meine kleine feige Lieblingsschwester. Was hast du erwartet? Dass er dir ein Schild mit der Aufschrift ‚Ich bin verliebt in dich, Alexandra Köhler' in die Höhe hält? Und selbst, wenn wir jetzt für einen kurzen Moment davon ausgehen, dass du wirklich so ein riesiges Brett vor dem Schädel hast, dass du es nicht verstehen würdest, müsste es dir doch spätestens beim Kuss klarwerden. Oder allerspätestens - und das wäre dann der Moment wo es selbst die dümmsten unter uns verstehen- als er meinte er würde dir Zeit geben und ihr müsstet euch nicht hetzen."

Ich konnte ihn nur anstarren. Wieso war mein Bruder so... erpicht darauf, mir verständlich zu machen, dass Marco all das ernst gemeint hatte? Und vor allem, warum zur Hölle klang alles was er gesagt hatte plötzlich so logisch?

Hallo ihr Lieben 🤗
Es ist Dienstag und ich habe hier ein brandneues Kapitel für euch!
Was sagt ihr zu Ben? Der Typ hat meiner Meinung nach den totalen Durchblick, aber woher hat er Karten für das Spiel? 🤔🤔
Vielen lieben Dank für die Votes und Kommis beim letzten Kapitel, ihr seid wirklich die Besten 😍😘
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche. Meine wird eher langweilig, ich habe zwar Ferien muss aber lernen... Naja, habe ich mir ja selbst ausgesucht 😉
Bis dann,
Eure Skat 💛😘

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