Glaube ich zumindest.

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Wir beschlossen Ben zu holen und nach Hause zu fahren. Zunächst nahmen wir uns ein Taxi zu Marco, damit Marie genug Zeit haben würde ihre Sachen zu packen und Luke ihr nicht mehr entgegen treten musste. Nach einer Weile, in der wir uns stumm im Wohnzimmer gegenübersaßen, sagte Luke, dass er kurz das Badezimmer aufsuchen würde. Ihm war die Stille wohl zu unangenehm geworden. Ich konnte verstehen warum, aber es war auch schwierig ein Gespräch anzufangen und weiterzuführen. Wie oft kommt man denn auch in die Situation, dass die Freundin des Bruders diesen nur ausnutzt um an den Freund der Schwester ranzukommen? Nicht so oft. Glaube ich zumindest.

Wenige Sekunden nachdem Luke das Zimmer verlassen hatte, brach Ben die Stille, „Wer hätte gedacht dass ich jemals auf Marco Reus Sofa sitze?" Das brachte Marco zum lachen, was mich sehr verwirrte, schließlich war die Frage nicht wirklich lustig gewesen. Fragend zog ich meine Augenbrauen nach oben und sah meinen Freund an. Der zuckte aber lediglich mit den Schultern und sah Ben an, „Jetzt kann ich ihr ja sagen, was wir damals besprochen haben, oder?" Ben fiel es offensichtlich wie Schuppen von den Augen, denn auch er lachte jetzt bevor er nickte, „Ja, aber nur, wenn du mich verteidigst, sollte Alex auf mich losgehen." Ich würde ja gerne behaupten, dass ich eine Ahnung hatte von was die beiden redeten, aber um ehrlich zu sein, verstand ich nur Bahnhof. „Als Ben und ich damals telefoniert haben, da hat er mir ja ein paar Fragen gestellt...", fing Marco an, doch ich unterbrach ihn gleich, „Ja das weiß ich bereits. Er hat sich von dir ein Trikot und Karten für das Spiel geschnorrt. Was hat das jetzt damit zu tun, dass es angeblich so lustig ist, hier in deinem Wohnzimmer zu sitzen?" Marco verdrehte kurz die Augen, „Wie wärs wenn du mich aussprechen lässt?" Schnell streckte ich ihm die Zunge raus, deutete ihm dann aber mit der Hand dass der fortfahren sollte. „Also der Grund warum ich gerade so lachen musste ist der, dass Ben ganz offensichtlich schon seit einer Weile damit gerechnet hat mit mir näheren Kontakt zu entwickeln. Ich meine, vielleicht hat er nicht damit gerechnet mal auf meinem Sofa zu landen... denke ich zumindest... Aber damals bei diesem Telefonat, da war seine letzte Frage an mich die, ob ich Gefühle für dich hätte.", meinte Marco und lächelte schüchtern, während er offensichtlich an diesen Tag zurückdachte.

„Also so lahm habe ich meine Frage natürlich nicht formuliert!", mischte sich Ben ein und schüttelte gespielt entrüstet den Kopf, „Ich fragte Marco nicht nur ob er Gefühle für dich hätte, schließlich habe ich auch Gefühle für dich, aber deshalb würde ich trotzdem keine Beziehung mit dir anfangen, schließlich sind meine Gefühle brüderlich. Mein genauer Wortlaut war: ‚Ich weiß dass wir uns nicht kennen, dennoch muss ich dir noch eine weitere Frage stellen, die aber sehr persönlich ist. Du musst sie ehrlich beantworten, ich werde Alex nichts davon sagen, nur muss ich es wissen, um einschätzen zu können, was deine Motive in Hinsicht auf meine Schwester sind. Du setzt dich so sehr für sie ein... Hast du Gefühle für meine Schwester, die über Freundschaft hinausgehen? Bist du verliebt in Alex?'" Ich strengte meine Gehirnzellen an und versuchte mich ganz genau an den Tag zurückzuerinnern. „Du hast gezögert. Bei der letzten Antwort hast du damals gezögert, ich kann mich daran erinnern. Es sah beinahe so aus als wärst du schüchtern, so leise hast du Ben geantwortet. Außerdem war es die einzige Antwort, bei der du kurz gestottert hast und die einzige, die nicht aus einem ‚ja' oder ‚nein' bestand...", meinte ich und konnte Marco vor meinem geistigen Auge vor mir sehen, wie schüchtern er damals gelächelt hatte. Überrascht sah Marco mich an, „Du kannst dich noch genau daran erinnern?" Ich nickte und lächelte, während meine Wangen von einem sanften rosa überzogen wurden.

„Als dein Bruder mir die Frage stellte, hat er mich komplett überrumpelt. Ich hatte mir die ganze Zeit davor eingeredet, dass wir einfach nur gute Freunde waren, dass ich mir die Schmetterlinge im Bauch nur einbildete... Und dann kommt Ben und stellt mir einfach so, obwohl wir uns nicht kennen und ohne großes Herumgerede, direkt diese Frage. Das war das erste Mal dass ich es einer anderen Person gesagt und allen voran, mir selbst eingestanden habe. In diesem Moment wurde mir erst klar, dass die Gefühle durch Ignoranz nicht verschwinden würden und dass ich dir die Wahrheit sagen musste. Schließlich besteht doch immer die Chance, dass die andere Person dasselbe empfindet.", Marco sprach nur leise, aber ich verstand jedes Wort ganz genau. Während ich berührt von seinen Worten war, grinste Ben stolz. „Sieht so aus als würde eure Beziehung zu 100% auf mein Konto gehen. Ich hätte mehr als ein Trikot und eine Karte verlangen sollen!", meinte mein Bruder und schlug sich gespielt wütend auf den Oberschenkel. „Noch mehr?", lachte ich und schüttelte den Kopf. „Ja, ein Training mit der Mannschaft zum Beispiel!", erwiderte mein Bruder. Marco dachte nach, „Mal sehen, ob sich da etwas machen lässt." „Häng dich rein, Schwager in spe, so schnell wie ich euch zusammengebracht habe, so schnell kann ich euch auch wieder auseinanderbringen.", drohte Ben, konnte sich das Grinsen aber nicht verkneifen.

Wir lachten alle, als Luke wieder zurück ins Wohnzimmer kam. Sofort breitete sich wieder peinliche Stille aus und mein Bruder seufzte. „Ich fühle mich wie der totale Loser, wenn ihr plötzlich zum lachen aufhört und mich peinlich berührt anstarrt, sobald ich einen Raum betrete.", murmelte Luke und verzog das Gesicht. „Der bist du aber nicht.", erwiderte ich und stand auf. „Ein bisschen schon nach dem heutigen Abend...", meinte er und schüttelte den Kopf, bevor er einen Blick auf die Uhr warf, „Ich denke mal das ist genug Zeit und der Weg ins Hotel ist frei." „Ich bringe dich hin.", bot ich an, doch er schüttelte lediglich den Kopf, „Du fährst jetzt nicht mit mir mit dem Taxi zum Hotel, nur um dann mit dem Taxi wieder nach Hause zu fahren. Und fürs Auto fahren haben wir bestimmt noch zu viel Alkohol im Blut. Außerdem tut mir ein bisschen alleine sein gut, zum Wunden lecken..." Ich stand schon neben ihm, aber seine Stimme klang entschlossen. Schnell legte ich meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich. „Ruf mich an, wenn du etwas brauchst.", murmelte ich. „Danke, kleine Schwester... Wir sehen uns morgen.", flüsterte er. Ein Taxi war schnell bestellt und noch schneller hier, so dass ich mich von meinen Brüdern verabschiedete und dann todmüde auf die Couch fiel.

Hallo ihr Lieben! 🤗
Der Dienstag ist da und ein neues Kapitel 😉
Heute werde ich mal nicht lange quasseln, sondern mich nur für die Votes und Kommis beim letzten Kapitel bedanken! 🤗 Ihr seid die Besten! (Und das meine ich auch wirklich so!)
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche,
Eure Skat 💛😘

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