Der Kuss, der nicht nur beinahe passiert war.

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„Mich? Ok, dann gib mir das Handy.", Marco war zunächst erstaunt, dann aber zu neugierig um abzulehnen. Ich verdrehte die Augen und hielt ihm das Handy hin, welches er sofort in die Hand nahm und sagte, „Hallo Ben, hier ist Marco." Nervös knetete ich meine Finger. Was wollte Ben von Marco? Ich ließ mich wieder auf den Stuhl sinken und beobachtete jede Regung in Marcos Gesicht. Zuerst zeigte sein Gesicht keine Regung und er sagte auch kein Wort, bis Ben ihm offensichtlich eine Frage stellte, auf die er, „Ja.", antwortete. Und so ging es dann weiter, mein Bruder stellte ihm Fragen oder zumindest vermutete ich das und Marco beantwortete sie mit ja oder nein. Einmal war es eine ernste Antwort, einmal musste Marco laut lachen und verlängerte das Ja um ein, „Das können wir definitiv machen."

Misstrauisch beobachtete ich das Ganze, die Augen immer auf Marcos Gesicht gerichtet, das er plötzlich anhob und mir so ebenfalls ins Gesicht sah. Seine Augen fixierten mich. Meine Augen, meine Nase, meinen Mund. Und schließlich lächelte er, bevor sein Blick wieder meinen traf. Ich konnte nicht umhin als zurückzulächeln, auch wenn ich etwas besorgt wegen des Verhörs meines Bruders war. Schließlich gab Marco seine letzte Antwort, die aber nicht mehr aus einem einfachen ja oder nein bestand. Seine Stimme wurde leiser und klang beinahe... Schüchtern? Dennoch funkelten seine Augen, die meine immer noch fest im Blick hatten, als er sagte, „Ich... Ja, ich denke schon."

Danach gab er mir mein Handy zurück und ich musste Ben natürlich sofort schelten, „Du Idiot, was sollte das denn? Konntest du ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Und was hast du ihn überhaupt gefragt?" „Nichts Alex. Keine Sorge, Marco hat mir nur ein paar Dinge bestätigt und jetzt lass gut sein, ich werde dir nichts über das Gespräch verraten und Marco ebenso nicht. Lass es gut sein. Ich vertraue ihm, dass er das Ganze in Ordnung bringt. Aber du solltest Mama und Papa noch anrufen, die gehen durch die Decke, wenn sie so etwas aus der Zeitung erfahren, auch wenn es nicht wahr ist.", meinte mein Bruder und hatte wieder seine unnachgiebige Stimme aufgesetzt. Ich verdrehte die Augen, seufzte dann aber, er würde mir ja sowieso nichts verraten. „Mama und Papa habe ich heute schon angerufen, sie haben zwar nicht abgehoben, aber sie werden bestimmt zurückrufen und dann werde ich ihnen alles erzählen.", erzählte ich ihm von meinen Plänen. Er stimmte mir zu und meinte dann abschließend, „Gut, dann sollten wir die Leitung nicht mehr besetzen. Das wird alles wieder... Du kannst Marco vertrauen, er biegt das wieder hin, da bin ich mir sicher!" „Ok. Ja, ich vertraue ihm auch. Danke Ben.", lächelte ich. „Ich habe dich lieb Alex. Wir hören bald voneinander. Und dieses Mal meine ich wirklich bald. Ach und sei nicht zu hart zu Marco, er tut wirklich sein Bestes.", lachte er und nachdem ich ihm ebenfalls gesagt hatte wie lieb ich ihn hatte, beendeten wir unser Gespräch.

„Du wirst mir nicht erzählen, was Ben dich gefragt hat oder?", wandte ich mich an Marco. Er grinste und schüttelte den Kopf. „Sicher nicht? Ich kann eine ungute Feindin sein.", drohte ich ihm und zog fragend eine Augenbraue nach oben. „Du bist auch ungut, wenn du meine Freundin bist.", erwiderte er und streckte mir die Zunge raus. „Was?! DU ...", ich wollte eigentlich einen verbalen Krieg mit ihm führen, kam dann aber zu dem Schluss, dass das jetzt nicht reichen würde, weshalb ich aufstand und ihm gegen den Oberarm schlug. Er fing an zu lachen, daher holte ich ein zweites Mal aus. Diese Mal reagierte Marco aber schneller und fing meine Hand ab, was mich so überraschte, dass ich das Gleichgewicht verlor. Plump fiel ich auf Marcos Schoß. „Äh... Ups?", etwas Besseres fiel mir in diesem Moment nicht ein. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das war Absicht.", meinte Marco und grinste so süffisant, dass ich ihm am liebsten noch einmal geschlagen hätte. Das war mir leider nicht möglich, denn die eine Hand hielt er im eisernen Griff und die andere war zwischen seinem und meinem Körper eingequetscht. „Du spinnst wohl...", murmelte ich daher, konnte aber meine Leuchttürme auch genannt Ohren nicht vor ihm verbergen.

„Wieso läufst du dann so rot an?", fragte er leise und seine Stimme hatte einen Unterton, den ich nicht einordnen konnte. Was ich einordnen konnte, war die Reaktion meines Körpers auf seinen Körper und vor allem den Ton in seiner Stimme, denn er bescherte mir Gänsehaut. Aber die gute, die sich über deinen Körper zieht, wenn du erregt bist, nicht die schlechte, die man bekommt wenn man Angst hat. „Ich äh.... Also...", eigentlich wollte ich ihm erklären, dass ich überhaupt nicht rot anlief und er sich das nur einbilden würde, aber mein Gehirn wurde zu Matsch, als er mich so ansah. Mit dem schelmischen Funkeln in seinen Augen und diesem Grinsen, das nur Marco grinsen konnte. Verlegen sah ich ihn an, was sollte ich jetzt tun? Wie wärs mit aufstehen, du einfältige Nudel, schalt ich mich selbst und spannte meine Muskeln an, um Marcos Schoß zu entkommen. Marco spürte die Veränderung meines Körpers, doch als ich die erste Bewegung machte um aufzustehen, verstärkte er seinen Griff und zog mich wieder zurück auf seinen Schoß. „Äh... Ups.", er sagte zwar dieselben Worte wie ich vorhin, aber im Gegensatz zu mir war es ihm nicht peinlich. Ganz im Gegenteil, er grinste, süffisant wie immer und sah mich eindringlich an. Ich wusste nicht ob oder was ich sagen sollte, also blieb ich still und fühlte mich unter seinem Blick wie die Antilope die im Griff des Löwen festsaß. Und der Löwe setzte zum Angriff an. Marcos Grinsen wich, aber das Funkeln in seinen Augen blieb, als er plötzlich sein Gesicht näher zu mir bewegte. Mein Körper reagierte von selbst, indem ich meinen Kopf anhob und ihm etwas entgegenkam.

BUMM! Die knallende Tür ließ uns auseinanderschrecken, doch obwohl ich aufsprang wie von der Tarantel gestochen, hatte Cathy gesehen, dass ich vor wenigen Sekunden noch auf Marcos Schoß gesessen hatte. „Ich wollte euch nur sagen, dass Mats und ich euch bei allem unterstützen, aber jetzt interessiert mich natürlich viel mehr, was hier gerade los war? Seid ihr euch sicher, dass die Presse nicht doch recht hatte?", zufrieden grinsend, sah sie uns beide an. Mich wie ich dastand, einem begossenen Pudel gleich und Marco, der zwar rote Ohren hatte, aber versuchte mit einem selbstsicheren Grinsen, die Situation zu entschärfen, „Nichts war hier los, Alex ist nur gestolpert." „Und auf deinen Schoß gefallen, wo ihr Gesicht gestolpert ist und beinahe in deines gekracht wäre?", schmunzelte Cathy. „Ja, das war wirklich total verrückt.", erwiderte Marco und versuchte geschockt zu schauen, „Als wären Geister am Werk gewesen!" Ich stand nur da, stumm wie ein Fisch. Was sollte ich auch sagen? Nein Cathy, es ist nichts passiert, außer dass Marco und ich uns beinahe geküsst hätten. Verdammt, wie hatte das passieren können? Ich hatte mir geschworen, dass so etwas nie wieder passieren würde, nach dem Vorfall am See. Der Kuss, der nicht nur beinahe passiert war. „Alex? Willst du vielleicht auch etwas dazu sagen?", wandte sich Cathy an mich, aber ich schüttelte nur mit weißem Gesicht und hochroten Ohren den Kopf. Ich konnte Marcos Blick auf mir spüren. Was wollte er? Das hätte nicht passieren dürfen, nicht jetzt. Nicht bei dem was gerade abging.

Ich hatte Glück im Unglück, denn genau in diesem Moment rief mich meine Mutter zurück. „Tut mir leid, da muss ich rangehen. Danke dass du vorbeigekommen bist und mich über die weiteren Schritte informiert hast. Viel Glück morgen, wenn du das Statement abgibst.", sagte ich steif zu Marco, „Man sieht sich." „Alex...", wollte er noch etwas sagen, aber ich schüttelte stumm den Kopf und nahm dann den Anruf entgegen, „Mama! Gut dass du endlich zurückrufst." Cathy warf ich im Vorbeigehen einen warnenden Blick zu, der ihr befahl Marco in Ruhe zu lassen. Dann lief ich nach oben in mein Zimmer, wo ich mich zunächst aufs Bett setzte, es dort aber nicht aushielt und wieder aufsprang.

Hallo nochmal! 🤗
Ich hatte heute in der Uni so dermaßen Bock zu schreiben, dass ich das einfach mal getan habe...😊 Und weil ich gut drauf bin und ihr alle so liebe Kommentare beim heutigen Kapitel hinterlassen habt, dachte ich mir, dass ich das Kapitel einfach gleich hochlade und euch so (hoffentlich) ein kleines bisschen Freude bereite!🤗😉 Mein Professor hasst mich jetzt zwar vermutlich, aber egal, der hat doch keine Ahnung wie wichtig Alex ist😉😉
Einen schönen Abend und vor allem restliche Woche, wünsche ich euch noch😊😊
Eure Skat😘💛

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