„Ach, fällt dir da plötzlich etwas ein?"

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Am nächsten Morgen machte ich mich wie immer zunächst fertig, bevor ich ein kleines Frühstück vorbereitete. Mit einem schwarzen Rock, der zirka eine Handbreit über dem Knie endete, einem weißen Tanktop mit der Aufschrift ‚I woke up like this' und schwarzen Ballerinas bekleidet, band ich mir die Haare zu einem Dutt und ging dann zu Finn, um ihn zu wecken. Eine kleine Weile später, waren wir auch schon unterwegs zum Kindergarten, wo ich den kleinen Wirbelwind ablieferte und mich danach auf den Weg ins Krankenhaus machte, wo ich eine Kontrolluntersuchung für meinen Fuß vor mir hatte. Genervt saß ich im Wartezimmer, bis ich nach einer halben Ewigkeit mal aufgerufen wurde.

„Ah Frau Köhler. Heute ganz ohne Herrn Reus hier?", begrüßte mich Dr. Meier und schien leicht enttäuscht zu sein. „Ja? Ich bin schließlich bereits erwachsen.", erwiderte ich und verzog mein Gesicht zu einem gefälschten Lächeln. Mit seinem Arzt sollte man sich schließlich nicht anlegen. „Natürlich.", sagte er und hantierte dann am Computer herum, wo er meine Akte geöffnet hatte, „Dann legen sie sich bitte kurz auf die Liege und zeigen mir ihren Fuß. Haben sie irgendwelche Beschwerden?" Ich tat was er mir auftrug und meinte dann, „Manchmal zieht es ziemlich und gerade die ersten Tage hat es wirklich wehgetan, aber es wird immer besser und mit den Tabletten habe ich die Schmerzen auch halbwegs aushalten können." „Gut... Na das sieht doch nach einer ordentlichen Wundheilung aus.", er hantierte etwas herum, sah sich meine Wunde genau an, „Trotzdem würde ich die Fäden gerne noch eine gute Woche drinnen lassen..." Er erklärte mir noch dass ich, bis die Fäden gezogen waren die Krücken behalten sollte und nächste Woche wiederkommen sollte, dann ließ er mich wieder gehen, nachdem ich einen Termin fürs Fäden ziehen bekommen hatte.

Während ich nach draußen ging, schrieb ich Cathy eine SMS in der ich ihr mitteilte, dass ich Finn doch abholen konnte, da wir abgesprochen hatten, dass falls mein Krankenhausbesuch länger dauern würde, sie das machen würde. Gemütlich machte ich auf den Weg, da es aber noch zu früh war, beschloss ich auf einen Kaffee bei Yvonne vorbeizuschauen. Schließlich schuldete ich ihr noch eine Erklärung für den Auftritt den Mitch und ich hingelegt hatten. „Und du Idiot hast ihn wirklich geschlagen? Ich habe offensichtlich wirklich den dümmsten Bruder der Welt.", hörte ich sie schon beim Öffnen der Türe lachen. Da nichts los war, wandte sich ihr Blick, sobald ich die Türe geöffnet hatte mir zu und ein Grinsen schob sich auf ihr Gesicht, „Na wen haben wir denn da? Das Übliche?" „Du hast es erfasst.", erwiderte ich und wollte mich auf meinen Stammstuhl setzen. Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass derjenige, der auf dem Hocker nebenan saß, mir recht bekannt vorkam.

„Muss ich dich wirklich hier auch noch ertragen Reus?", fragte ich und setzte mich seufzend auf meinen Stammstuhl. „Sonst alles klar? Das ist der Laden MEINER Schwester, also wenn muss ich dich hier ertragen.", erwiderte er und zog eine Augenbraue nach oben. „Warte mal was? Yvonne ist deine Schwester?", wandte ich mich zuerst an ihn, bevor ich Yvonne selbst ansah, „Du bist seine Schwester?! Dann musst du ja eigentlich alles was ich dir erzählt habe, bereits gekannt haben?" „Nicht ganz. Ich meine, manche Dinge habe ich von beiden Seiten erzählt bekommen, aber gerade anfangs hatte ich wirklich nicht mal die kleinste Vermutung, dass du von Marco sprechen könntest. Eure Geschichten gingen teilweise richtig auseinander und so wie du meinen Bruder beschrieben hast, kenne ich ihn ja nicht. Das war als würdest du vom größten Arschloch dieser Welt sprechen!", verteidigte sie sich, wurde aber synchron von Marco und mir unterbrochen, „König der Arschlöcher." Ich warf ihm einen Blick zu, woraufhin wir beide Grinsen mussten. Yvonne runzelte nur die Stirn, beließ es aber dabei.

Sie schüttelte kurz den Kopf und wandte sich dann wieder meinem Cappuccino zu, während sie das Thema von vorhin aufgriff, „Und jetzt erklär mir mal genau und ohne rumeiern, warum du ihn geschlagen hast. Ich dachte ihr wärt Freunde?" „Ja DAS würde mich auch brennend interessieren.", schloss ich mich an und kreuzte meine Arme vor der Brust. „Du hast davon gehört?", ganz kleinlaut stellte Marco mir diese Frage. „Hast du wirklich geglaubt Mats würde mir das nicht erzählen oder willst du mit der Frage nur Zeit schinden?", erwiderte ich und zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. „Also erstens hatte ich erhofft, um ehrlich zu sein.", murmelte er und richtete den Blick auf sein Glas. „Tut mir leid deine Hoffnung zu zerstören, aber Mats hat mir alles erzählt, zumindest was objektiv passiert ist. Jetzt hätte ich aber liebend gerne etwas tiefergehende Informationen, wie zum Beispiel du auf die Idee kommst, Mitch zu schlagen?! Glaubst du wirklich ich würde so etwas gutheißen? Abgesehen davon hatte Mats wohl alles im Griff.", knurrte ich und wurde sofort wieder etwas wütend. Was hatte er sich nur dabei gedacht Mitch anzugreifen? Als würde diese Aktion irgendetwas an der Situation ändern...

„Mats hatte nicht alles im Griff! Wäre es so gewesen, hätte Mitch dich nicht vor ihm beleidigt. Weißt du denn überhaupt, was er gesagt hat!?", fuhr Marco mich an. „Natürlich hatte er das! Nur weil er Mitch nicht gleich eine Ohrfeige verpasst hat, bedeutet das noch lange nicht, dass er nicht alles im Griff hatte! Und ja ich weiß was Mitch gesagt hat.", erwiderte ich und konnte nicht verhindern, dass auch meine Stimme an Schärfe zulegte. „Und das regt dich nicht auf?", Marco schien fassungslos zu sein. „Natürlich ärgere ich mich darüber, aber deswegen werde ich ihm jetzt nicht ins Gesicht schlagen, habe ich damals bei dir ja auch .... Oh.", mitten im Satz brach ich ab, denn eine Erinnerung schoss in meinen Kopf. Marco der mich verführen wollte und natürlich... Meine Hand in Marcos Gesicht, als ich ihm wenige Sekunden später eine Ohrfeige verpasst hatte. „Ach, fällt dir da plötzlich etwas ein?", ein besserwisserisches Grinsen überzog Marcos Gesicht. Für einen Moment war ich sprachlos, doch dieser Moment legte sich Gott sei dank sofort und ich meinte, „Ja und? Dann habe ich dich eben geohrfeigt. Aber erstens hattest du es verdient und zweitens war das eine Sache zwischen dir und mir. Das jetzt ist eine Sache zwischen Mitch und mir und nicht zwischen Mitch und dir. Genau darin liegt der kleine aber feine Unterschied. Ich kann meine Probleme alleine klären und ich kann auch ganz alleine Männer ohrfeigen. Wie du bestimmt noch weißt."

Ich war irgendwie ein bisschen stolz auf mich, dass ich trotz des kurzen sprachlosen Moments eine logische Erklärung für meine Wut auf Marco gefunden hatte. „Das weiß ich noch zu gut. Aber darum ging es mir eigentlich nicht...", erwiderte er und verdrehte kurz die Augen, „Ich weiß ganz genau dass du deine Probleme alleine lösen kannst, aber du warst nicht da in dem Moment und ich hatte das Gefühl dass Worte nicht ausreichen würden. Dasselbe Gefühl, dass du, zumindest glaube ich das, damals hattest als du mich geohrfeigt hast. Als ich ihn hörte wie er dir unterstellte ihn zu betrügen, da sind bei mir eben die Sicherungen durchgebrannt. In diesem Moment sah ich dich wieder auf meiner Couch sitzen oder auf der Bank am See, völlig aufgelöst und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Jemandem wie dir zu unterstellen eine Betrügerin zu sein ist wirklich das letzte und ja mir ist bewusst, dass ich das auch getan habe. Doch zu meiner Verteidigung, ich kannte dich damals nicht annähernd so gut wie Mitch dich zum jetzigen Zeitpunkt kennen sollte und ich war voreingenommen. Aber gerade von ihm, der ein paar Wochen zuvor noch meinte dass er dich lieben würde... Wie konnte er so etwas über dich sagen?! Er weiß genau, dass du ein liebevoller, gütiger und loyaler Mensch bist und auch wenn er verletzt ist, gibt ihm das nicht das Recht, solche Dinge über dich zu sagen. Niemand hat das Recht so über dich zu sprechen."

Ich hatte mit vielem gerechnet, aber damit dass er jemals solche Dinge über mich sagen würde, darauf hätte ich mich nie vorbereiten können. „Ich äh... Also...", stotterte ich, unfähig einen meiner Gedanken in Worte zu fassen. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe. Was sollte ich darauf erwidern? Vor nicht mal 24 Stunden war ich noch wütend auf ihn gewesen, weil er sich in Dinge eingemischt hatte, die ihn nicht das Geringste angingen, doch jetzt... Jetzt hatte er mir eine schlüssige Erklärung geliefert, die ich mit ganzem Herzen verstehen konnte. Eine Erklärung, die mich verstehen ließ warum er so gehandelt hatte... Und die mich einsehen ließ, dass ich in derselben Situation genau gleich gehandelt hätte.

Hallo ihr Lieben! 🤗
Heute ist zwar nicht Dienstag, aber Weihnachten🎅🎄 und deshalb kommt heute schon ein neues Kapitel, quasi als Geschenk🎁 für euch, weil ihr immer so lieb votet und kommentiert. Vielen lieben Dank dafür, für mich ist das jedes Mal ein Geschenk! 😘😘
Alex hat Marco jetzt also konfrontiert mit ihrer Wut, aber wird sie ihm die Einmischung wirklich verzeihen? Schließlich ist Alex manchmal zu stolz um ihm Recht zu geben...🤔🤔
Wie gesagt noch einmal ein großes DANKESCHÖN an alle die immer so fleißig voten und kommentieren und hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen. 🤗😘💛Und um zum Ende zu kommen:
Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten, ein besinnliches Fest mit der Familie und vor allem ein braves Christkind! 🎁🎄🎅🎄🎁
Eure Skat 💛😘

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