„Bist du endlich fertig?"

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„Alex... Ich weiß eigentlich gar nicht was ich sagen soll außer dass es mir so leid tut, dass du in diese Situation geraten bist. Ich weiß dass dir dein Job sehr wichtig ist und mit solchen Schlagzeilen wird er bestimmt auch nicht leichter... Nicht dass es bei Mats und Cathy ein Problem wäre, aber generell, falls du irgendwann mal etwas Anderes machen möchtest oder bei einer anderen Familie arbeitest. Und... Ich bin so wütend auf mich, dass ich nicht mal für eine Sekunde darüber nachgedacht habe, dass so etwas passieren könnte...", fing er an. Ich konnte mich aber plötzlich nicht mehr halten. Worauf wollte er hinaus? Dass er mich aus Mitleid oder Wut hatte küssen wollen? „Und deshalb hast du gestern den Versuch unternommen mich zu küssen? Weil dein schlechtes Gewissen dich dazu gezwungen hat? Ist es das was du mir sagen möchtest?", fragte ich und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme zeigte, wie sehr mich das verletzen würde.

Genervt seufzte Marco auf, „Das denkst du nicht wirklich oder?" „Ich weiß eigentlich gerade gar nicht was ich denken soll Marco... Mein Freund zieht weg und es ist ihm egal, was ich darüber denke, also mache ich Schluss mit ihm, nur damit ich dann wie das größte Arschloch dastehe dass ihn in seiner Karriereentscheidung nicht unterstützt. Dann fühle ich mich super mies und wenn es endlich bergauf geht, stellt mich die Presse vor ganz Deutschland als spielergeile Hure dar. Dann gestern, da tauchst du bei mir zuhause auf, bist mein großer Held und ja ich sage das ganz ohne jeglichen Sarkasmus und willst mich küssen. Und schließlich muss ich mir anhören dass das nur aus Mitleid war? Oder willst du mir jetzt erklären, dass das alles nur ein Missverständnis war und ich offensichtlich am Rande des Nervenzusammenbruchs bin, weil ich mir mittlerweile Dinge einbilde? Was soll ich denn noch denken, außer dass ich offensichtlich das Lieblingsopfer des Schicksals bin?", erwiderte ich und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Er blieb kurz still, danach atmete er tief ein und meinte, „Du hast gerade richtig viel um die Ohren, hmm?" Ich warf ihm einen nicht-dein-Ernst- Blick zu, antwortete aber nicht auf seine rhetorische Frage. Was sollte ich denn dazu auch noch sagen? Zurzeit hatte ich definitiv die Arschkarte gezogen und ich wollte nichts lieber tun, als sie wieder zurück in den Stapel zu schieben. „Ok, tut mir leid, blöde Frage...", murmelte er dann und sah mich entschuldigend an. „Schon gut.", brummte ich.

„Also...", begann Marco erneut, brach aber ab. „Also?", wiederholte ich und fing an nervös meine Finger zu kneten. „Alsooo... Keine Angst vor dem Nervenzusammenbruch, du hast dir nichts eingebildet.", kurz und knapp stellte er fest, wovor ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte. Es war keine Einbildung und kein Missverständnis. Er WOLLTE tatsächlich dass wir uns küssen. „Das heißt...", fing ich an, doch er unterbrach mich, „Das heißt, ich wollte dich gestern in der Küche küssen. Deswegen habe ich dich aufgehalten als du von meinem Schoß aufstehen wolltest. Naja nicht wirklich deswegen, ich hatte ja nicht geplant dass wir uns küssen, aber... Wie formuliere ich das jetzt am besten ohne wie ein Idiot zu klingen? Als du auf meinen Schoß gefallen bist... Und ja ich hatte das nicht beabsichtigt! Also als du auf meinen Schoß gefallen bist, da hatte ich plötzlich Gänsehaut. Klar zuerst fand ich es witzig dich deswegen zu ärgern und ein bisschen aufzuziehen, aber dann... Ich weiß ja auch nicht, dann dachte ich eben daran, dass du mittlerweile ein so fester Bestandteil meines Lebens bist. Ich mag es dich um mich zu haben und mich mit dir zu unterhalten. Meistens mag ich es sogar mit dir zu streiten, schließlich bist du einige der wenigen die es mit mir aufnehmen können... Und ich werde es nur einmal sagen, also gut zuhören: Die mich in Wortgefechten sogar besiegen kann. Es ist schon eine Weile her, dass ich mich mit jemandem so gut verstanden habe... Und als du dann auf meinem Schoß gesessen bist, da ich weiß auch nicht, da wurde mir bewusst dass da vielleicht auch mehr sein könnte... Ich weiß wir hatten schon mal einen Kussunfall, aber... Ich weiß ja auch nicht, als du mich so angesehen hast, da wollte ich dich einfach küssen. Ja... Und dann kam Cathy." Als er seinen Monolog beendet hatte, musste ich für einen Moment schlucken. Ich verstand jedes Wort das er mir sagte und jedes Wort ließ mein Herz zunächst für einen Schlag aussetzen nur um dann mit dreifacher Geschwindigkeit weiter zu klopfen. Doch wie immer wenn mich eine Situation überforderte und ich mich in die Enge gedrängt fühlte, fiel ich in mein altes Muster zurück.

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