Ein Erinnerungsfilm, quasi.

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„Hast du schon mal darüber nachgedacht, was du gewinnen könntest? Anstatt dir immer nur einzureden dass du etwas verlierst... Ein Leben mit Liebe, Glück und einer Familie. Ich will dich nicht drängen, das ist deine Entscheidung, aber... Versprich mir dass du das Ganze mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtest. Versuch es zumindest.", erwiderte Mats nachdem er einen tiefen Seufzer losgelassen hatte. Ich sah ihn an und nickte, „Versprochen..." „Gut, denn weißt du was? Wenn man den oder in meinem Fall die Richtige gefunden hat, dann verliert man sich nicht in der Beziehung. Man wächst und entdeckt Seiten an sich selbst, die man niemals für möglich gehalten hätte. Ihr entwickelt euch gemeinsam, wenn ihr euer gemeinsames Leben aufbaut, aber dennoch bleibt ihr Individuen, das verspreche ich dir. Du verlierst dich nicht, ganz im Gegenteil, es ist als wärst du erst jetzt ganz. Als würde sie dich komplettieren. Du kannst dir nicht mehr vorstellen wie es ohne sie war und wäre, das willst du auch gar nicht. Und ich würde mir nichts mehr für dich wünschen, als dass du diese eine Person findest, die dir dieses Gefühl geben kann. Wenn es Marco ist, dann gut, denn ihm wünsche ich dasselbe. Wenn er es nicht ist, auch gut, solange du glücklich bist. Das ist das Wichtigste. Lass dich nicht von der Angst verletzt zu werden bremsen, denn wenn du etwas riskierst, dann kannst du alles gewinnen.", dank seines Monologes, überzog sich mein gesamter Körper mit Gänsehaut.

Hatte er Recht? Konnte sich die Beziehung zu einer anderen Person tatsächlich so anfühlen? So etwas wie Mats gerade beschrieben hatte, hatte ich noch nie in meinem Leben für eine andere Person empfunden. Ich hatte immer zu viel Angst gehabt mich zu öffnen und damit verletzlich zu machen. „Danke Mats... Du gibst wirklich einen guten Redner ab, weißt du das?", murmelte ich und erhob mich langsam. Es war spät und wir alle hatten morgen etwas zu tun, es war nicht fair von mir Mats so lange wach zu halten, obwohl ich ihm die Müdigkeit ansehen konnte. Er stand ebenfalls auf, lachte leise und antwortete dann, „Ich weiß nicht, ich bin eigentlich nicht so der große Redner, aber manchmal habe eben auch ich einen Geistesblitz." Ich verzog meine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln, „Nicht nur manchmal. Du bist mittlerweile mein eigener kleiner Date Doktor." „Das tut mir leid für dich, dann findest du niemals den Richtigen.", scherzte er und zog mich dann kurz an sich, um mich fest zu umarmen und seine Worte von vorhin mit Taten zu unterstreichen. „Alles wird gut. Du musst nur lernen loszulassen und ein bisschen frei zu sein.", flüsterte er und drückte mich noch einmal kurz, bevor er mir eine gute Nacht wünschte und wir uns in unsere Schlafzimmer begaben.

Immer noch grübelnd machte ich mich bettfertig und legte mich hin. Der Abend begann sich erneut in meinen Kopf zu manifestieren und ich ließ Bild für Bild ablaufen, bis ein ganzer Film entstand. Ein Erinnerungsfilm, quasi. Marco wie er mir schüchtern erklärte, was er an mir schätze. Als ich daran zurückdachte, musste ich mir wohl oder übel eingestehen, dass ich dieselben Sachen an ihm schätzte. Er war ein netter Mann, mehr als das, er hatte genau die richtige Art Humor, war loyal und schlagfertig. Jedes unserer Wortgefechte genoss ich, genauso wie er es beschrieben hatte. Ich fühlte mich wohl bei ihm, konnte so sein wie ich eben bin, ohne Angst zu haben, dadurch etwas falsch zu machen. Außerdem musste ich zugeben, dass auch er ein Teil meines Lebens geworden war, denn ich nicht mehr missen wollte. Wenn ich an ihn dachte, kamen sofort die Schmetterlinge aus ihren Verstecken in meinem Bauch, ebenso wie mein Mund sich zu einem leichten Lächeln verzog. Ich schüttelte den Kopf und spulte den Erinnerungsfilm vor.

Der Moment in dem ich ihn als Bachelor bezeichnete und vollkommen ausflippte, weil er seine Gefühle durch einen Kuss feststellen wollte entstand vor meinem inneren Auge und ich konnte nicht anders als, peinlich berührt durch meine etwas überzogene Reaktion, die Arme über dem Gesicht zu kreuzen, in der Hoffnung so würde sich alles als Alptraum herausstellen. Von all den schönen Sachen die er mir gesagt hatte, suchte ich mir das eine heraus mit dem ich mich schützen konnte. Das ich gegen ihn verwenden konnte. Weil ich feig war. Ein Angsthase. Und eventuell etwas beziehungsgestört, egal was Mats auch behaupten würde. Wütend auf mich und meine Reaktion ließ ich den Film weiterlaufen.

Als der Kuss dran war wurde der Film zur Realität, denn mein Magen spielte sofort verrückt und ließ die Schmetterlinge wieder los. Die Erinnerung an das Feuerwerk war zwar nicht ganz so intensiv, dennoch immer noch vorhanden. Es war so surreal, dass gerade Marco Reus in mir solche Gefühle hervorrufen konnte, indem er mich berührte. Und welche Gefühle das waren...

Ich schüttelte den Kopf, um den Erinnerungsfilm weiterlaufen zu lassen, denn an dieser Stelle zu verharren, würde mich jetzt gerade mehr als überfordern. Die nächste Erinnerung die sich vor mein inneres Auge schob war die meines Abgangs. Marcos enttäuschter Blick, als ich ihm sagte, dass ich das alles hier nicht konnte. Den kleinen Hoffnungsschimmer, als er bemerkte dass in meinem Satz ein 'noch nicht' gewesen war. Ich drückte mit meinen Armen auf meine Augenlider bis die kleinen bunten Flecken auftraten, denn so konnte ich die Bilder, wenigstens für einen Moment verscheuchen. Immer wieder spielte sich der Film vor meinen Augen ab, doch irgendwann kam der Moment in dem ich einschlief. Kein guter Schlaf, aber immerhin besser als mich in meinem Bett mit Erinnerungen an einen missglückten Abend zu quälen.

Die nächste Zeit ignorierte ich Marco, ging ihm so gut wie möglich aus dem Weg, zuckte jedes Mal zusammen, wenn nur sein Name erwähnt wurde, aus Angst mich ihm stellen zu müssen. Ihm und meinen Gefühlen, die seit dem Abend komplett durcheinander waren. Wenn ich wirklich alles riskieren würde, so wie Mats meinte, könnte ich dann gewinnen? Würde Marco auch noch Interesse an mir haben, wenn ich ja sagen würde? Schließlich konnte es ihm auch nur um den Jagdinstinkt gehen. Wenn er einmal gewonnen hatte, würde er dann das Interesse an mir verlieren? Ich wurde mir von Tag zu Tag unsicherer darüber was ich tun sollte. Um so erfreuter war ich über die Ablenkung die der Besuch meines Bruders darstellte.

Hallöchen 😊
Yay es ist Dienstag! 🤗
Und Mats hat da wirklich mal einen guten Rat gegeben, wenn ihr mich fragt. Und er scheint ja auch leichte Früchte zu tragen, in Alex Sturkopf, oder nicht? 🤔🤔
Vielen lieben Dank für die Votes und Kommis beim letzten Kapi! 😘
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche,
Eure Skat 😘💛

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