"MARCO?!"

1.6K 93 21
                                    

Ungeduldig saß ich in der Küche und klopfte mit den Fingern auf den Tisch. Immer wieder warf ich einen Blick auf mein Handy, ängstlich dass meine Eltern mich anrufen würden. Woran ich nicht dachte war, dass meine Brüder ebenfalls Smartphones besaßen und fähig waren das Internet zu benutzen. Meine vorrangige Sorge galt eben meinen Eltern, da diese vermutlich etwas heftiger reagieren würden als meine Brüder... Das redete ich mir zumindest ein. Luke konnte mir ohnehin nichts vorwerfen, er hatte mir schließlich auch nichts von seiner Freundin erzählt, bis sie verlobt waren. Und das waren Marco und ich noch lange nicht, schließlich waren wir nicht einmal ein Paar, nur Freunde.

„Alex, beruhige dich, alles wird gut.", versuchte Cathy mich zu beruhigen, während sie eine Hand auf meine legte um mich daran zu hindern, auf den Tisch zu klopfen. „Das glaube ich dir erst, wenn ich es meinen Eltern erklärt habe und die nicht böse auf mich sind.", murmelte ich und verzog das Gesicht. Sie wollte etwas erwidern, da klingelte ihr Handy. Eigentlich musste sie nicht sagen wer dran war, an dem Funkeln in ihren Augen und dem strahlenden Lächeln in ihrem Gesicht, konnte ich herauslesen, dass es ihr Mann war. „Das ist Mats, du entschuldigst mich kurz?", fragte sie dennoch höflich. Ich nickte und sah ihr nach, als sie den Raum verließ.

Würde ich jemals jemanden finden, der genauso zu mir passte wie Mats zu Cathy passte? Der mich genauso liebte wie ich ihn? Wie Cathy Mats liebte? Konnte ich nach diesem Skandal überhaupt noch jemanden finden oder würde ich für immer als „Fußballerhure" abgestempelt werden? Wie würden wir das geradebiegen? Nachdem ich einen tiefen Seufzer losließ, schloss ich die Augen und versuchte mich in eine andere Welt tag zu träumen. In eine Welt in der ich bereits den einen Mann gefunden hatte und glücklich mit ihm war. Eine Welt in der nie etwas Schlimmes passieren konnte und noch nie etwas Schlimmes passiert war.

Ich grinste als ich an all diese Sachen dachte und stellte mir vor, wie ich gerade in der Küche stand und kochte, als mein Mann nach Hause kam und zärtlich die Arme um mich legte. Sanft lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und genoss seine Nähe, während sein einzigartiger Duft in meine Nase stieg. Ich kannte diesen Geruch und ich liebte ihn, denn er gab mir Sicherheit. „Wie war dein Tag, Schatz?", fragte ich und schloss kurz die Augen, um seine Nähe noch intensiver zu spüren. „Wie immer.", ich konnte sein Lächeln spüren, als er mir einen Kuss auf die Wange gab. Schmunzelnd drehte ich mein Gesicht zu seinem und öffnete die Augen.

„MARCO?!", rief ich und riss auch in Wirklichkeit die Augen auf. „Ja? Wieso klingst du denn so überrascht, ich hatte dir doch geschrieben, dass ich vorbeikomme.", seine Hand lag auf meiner Schulter und er sah mich besorgt an. „Wie... Äh, also... Ich... Ich muss wohl ein bisschen zu sehr in meinem Tagtraum verschwunden sein.", murmelte ich mit roten Wangen. „Und da hast du von mir geträumt?", fragte Marco mit süffisantem Grinsen. „Nein, natürlich nicht. Ich habe von einer Gegenwart geträumt in der mich Deutschland nicht für eine Hure hält, die sich an jeden Fußballer ranmacht, den sie in die Finger bekommt.", erwiderte ich und konnte nicht verhindern, etwas verbittert zu klingen. Einerseits war ich froh, dass die Bitterkeit von meinen leuchtenden Ohren ablenkte, denn schließlich hatte er direkt ins Schwarze getroffen, andererseits tat es mir leid, dass er sie abbekam, schließlich war für ihn die Situation ebenso beschissen.

Marco verzog das Gesicht, „Alex, es tut mir wirklich leid. Wenn ich geahnt hätte, dass so etwas passieren könnte, dann hätte ich dich nie um Hilfe gebeten. Wirklich. Die Presse war in letzter Zeit recht ruhig, deshalb habe ich nicht mal im entferntesten daran gedacht, dass sie aus unserem Treffen mehr machen könnten. Es tut mir so leid." Ich seufzte. Aus seinem Tonfall konnte ich erkennen, dass es ihm wirklich ernst war. „Schon gut, du kannst nichts dafür, dass diese Aasgeier sich auf jeden kleinen Funken Glück stürzen und versuchen diesen zu ersticken, damit sie eine spannende Story haben. Ich bin dir auch nicht böse, falls du das glaubst...", erwiderte ich.

„Du hast es gut auf den Punkt gebracht. Aber ich habe bereits mit meinem Presseberater gesprochen und alles in die Wege geleitet. Morgen gebe ich ein Statement ab und erzähle ihnen die Wahrheit, denn das wird in diesem Fall am besten funktionieren. Ich werde ihnen erzählen, dass ich dich um Hilfe gebeten haben und Mats wird das Ganze bestätigen. Es wird alles wieder gut, mach dir keine Sorgen mehr. Dennoch muss ich dich um etwas bitten: Sei vorsichtig, wem du was erzählst. Sollte die Presse dich kontaktieren, dann verweise auf meine Stellungnahme und sage nicht mehr dazu. Sollte irgendwer versuchen durch Schmeicheleien an mehr Informationen zu kommen, dann sei zwar freundlich und nett, aber bleib einfach bei der Wahrheit, so kann dir nichts passieren. Ich werde außerdem die Presse ermahnen, dich nicht wie eine spielergeile Hure darzustellen, denn wenn du eines bist, dann nicht auf Ruhm oder Erfolg aus. Du bist so bodenständig, freundlich, lieb und lustig, vergiss das nicht. Egal was sie schreiben, du bleibst all das und noch mehr. Jeder der dich kennt und in Zukunft das Glück hat dich kennenzulernen, wird das merken oder weiß es bereits. Alles wird wieder gut, wir bekommen das in den Griff, ich verspreche es dir.", während seinem Monolog hatte er sich mir gegenüber niedergelassen und nach meiner Hand gegriffen, die er jetzt sanft drückte.

Die Berührung ließ meine Haut kribbeln und meinen Magen flau werden, aber nicht auf unangenehme Weise. Sie gab mir Sicherheit und zu ersten Mal seit einer guten Stunde, hatte ich das Gefühl, dass sich wirklich alles zum Besten wenden würde. Ohne mein absichtliches Zutun, verzogen sich meine Mundwinkel zu einem ehrlichen Lächeln, das ich Marco schenkte, um ihm zu zeigen, dass ich ihm vertraute und glaubte. Er erwiderte mein Lächeln sofort und streichelte dann sanft über meine Hand. Ich hätte ewig so dasitzen können, in meinem eigenen kleinen Lebens-Vakuum, nur Marco und ich, wie wir uns gegenüber saßen und anlächelten, aber das Leben und die Realität holten uns leider sofort ein.

Mein Handy klingelte und mein Herz ging sofort durch die Decke. Mit zitternder Hand griff ich danach und warf einen Blick aufs Display, bevor ich abhob, „Ben?" „Sag mal Alex, willst du mir nicht etwas erzählen? Schlimm genug dass Luke nun von dieser Sirene bezirzt wurde und du dich kaum meldest, aber dass du mir nicht mal mehr erzählst, dass du Mitch Langerak für Marco Reus verlassen hast, das schmerzt doch.", ich konnte mir es auch einbilden, aber hörte ich da einen leicht amüsierten Unterton in seiner Stimme? „Ben, hör zu. Es tut mir leid, dass wir in letzter Zeit so wenig Kontakt hatten, das wird sich wieder ändern versprochen, aber das mit Marco ist wirklich ganz anders. Mitch und ich, wir haben uns zwar getrennt, aber nicht wegen Marco, sondern weil wir außerhalb der rosaroten Brille-Phase, einfach nichts gemein hatten. Marco ist einfach nu ein guter Freund, der mir über die Trennung hinweg geholfen hat...", erklärte ich und merkte selbst, dass meine Stimme nicht überzeugend klang, da sie so zitterte. Ich hatte Angst, dass mein Bruder mir nicht glauben würde. „Ach? Und das Kind? Und die Umarmung?", fragte mein Bruder und trotz seines eher misstrauischen Tons, hatte ich immer noch das Gefühl dass der Unterton seiner Stimme amüsiert klang. „

Die Umarmung war nur zum Abschied. Und das Kind ist Marcos Neffe, er hatte Probleme als er auf ihn aufpassen musste und hat sich dann von Mats meine Nummer geholt. Nachdem er mich angerufen hatte, habe ich ihm geholfen, indem ich einen alten Kindermädchentrick angewendet habe... Danach haben wir beschlossen auf den Spielplatz zu gehen und uns ein Eis zu kaufen. Mehr war da nicht. Marco und ich sind Freunde.", fuhr ich mit meiner Erklärung fort. Er blieb zunächst still, weshalb ich mein Herz laut pochen hörte. „Gut, ich glaube dir natürlich, kleine Schwester... Also, ist alles ok? Ich meine, eine Trennung ist nie leicht. Und was wollt ihre wegen der Presse unternehmen?", sagte er dann und die Erleichterung ließ mich aufspringen. „Es geht schon. Ich habe hier gute Freunde gefunden, die mir mit der Trennung geholfen haben. Außerdem hat Mitch es mir ziemlich leicht gemacht, indem er sich nach der Trennung zu einem ziemlichen Arschloch entwickelt hat. Aber das erzähle ich dir ein anderes Mal, ganz ausführlich, versprochen. Wegen der Presse... Naja Marco und ich haben gerade einen Plan geschmiedet.", meinte ich und warf dem Stürmer einen kurzen Blick zu.

„Marco ist bei dir? Gib ihm das Handy.", verlangte mein Bruder plötzlich und im ersten Moment schien jegliche Wärme aus seiner Stimme verschwunden zu sein. „Was? Nein, wieso sollte ich?", fragte ich und fixierte Marco, der mich fragend ansah, nachdem meine Stimme so plötzlich wieder zu einem alarmierten Ton gewechselt hatte. „Alex, ich habe dich gebeten, Marco das Handy zu geben und das tust du jetzt auch.", forderte er und seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Ich stöhnte genervt auf, dann hielt ich da Handy mit einer Hand zu und murmelte, „Mein Bruder will dich sprechen."

Hallihallo 🤗
Der Dienstag ist da! 😉
Vielen Dank für die Votes und Kommis beim letzten Kap 😘
Da hat Marco also schon alles (beinahe) geregelt, aber was will Alex Bruder jetzt von ihm? 🤔🤔
Ich wünsche euch allen noch eine schöne Woche 🤗
Eure Skat 😘💛

New possibilitiesOnde histórias criam vida. Descubra agora