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"Du solltest nicht hier sein

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"Du solltest nicht hier sein.", murmelte sie leise zwischen einigen Schluchzern, sodass er sie beinahe nicht verstand. "Du solltest nicht hier sein und zusehen, wie ich weine."

Als sie zusammengebrochen war, hatte Jaxon sie an seinen Körper gezogen. Er sass an der Wand gelehnt auf dem Boden, ihr Kopf und ein Teil ihres Oberkörpers auf seinem Schoss. Ab und zu spielten seine Finger mit einer ihrer roten Haarlocken, manchmal, wenn er spürte, wie sie leise schluchzte, strich er über ihren Rücken und sprach ein paar beruhigende Worte, deren Bedeutung ihr herzlich egal waren. Es war seine Stimme, die die beruhigende Wirkung auf sie ausübte. Seine tiefe, leise Stimme, welche die Anspannung von ihrem Körper nahm und ihr bewusst machte, dass sie nicht vollkommen alleine war. In dieser Nacht zählte nicht, wer für sie da war, es zählte bloss, dass jemand es war.

"Wieso nicht?"

Sie zuckte mit den Schultern, bewegte sich sonst allerdings keinen Zentimeter. Ihr Kopf lag noch immer seitwärts auf seinem Schoss, ihr Gesicht war noch immer versteinert der Tür zugewandt.

"Jaxon, ich weiss, dass du das hier kaum für mich tust und wenn ich klar denken könnte, hätte ich dich wahrscheinlich schon längst weggeschickt. Du kannst mich nicht ausstehen und ich dich nicht, das sollte bereits Grund genug dazu sein. Aber so wie es aussieht, benötige ich im Moment irgendjemanden, der mich davon überzeugen kann, dass jemandem etwas an mir liegt. Nur für heute muss ich lauter und stärker geliebt werden als an anderen Tagen und du schaffst es, mir dieses Gefühl zu vermitteln. Ich weiss nicht genau, wie du es machst, doch das spielt im Moment keine Rolle. Ich brauche es, verstehst du? Nur deshalb schicke ich dich nicht weg."

Jaxon wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Vielleicht, dass ihm nicht bloss etwas, sondern sehr viel an ihr lag. Doch er wusste, dass diese Antwort von ihm bloss einen Streit provozieren würde, da sie ihm zu wenig vertraute, um auch bloss ein Wort davon zu glauben. Er war sich noch nicht sicher, weshalb. Hatte Riven Eliott ein geringes Selbstbewusstsein und hielt es deswegen nicht für möglich, von jemandem gemocht zu werden oder hielt sie ihn für ein manipulatives Monster. Für einen Moment schloss er erschöpft seine Augen und stützte seinen Kopf an der Wand hinter ihm ab.

„Du bist so verdammt kompliziert.", murmelte er leise, als würden jedes ihrer Worte ihn körperlich erschöpfen. Riven konnte ja nicht wissen, dass es ihre Gefühlswelt war, welche diese Auswirkung auf ihn ausübte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann seine eigenen Gefühle ihn einmal so sehr aus dem Konzept gebracht hatte, wie es ihre in diesem Moment taten.

"Ich hasse es, wenn man sieht, wie ich weine.", gab sie schliesslich ehrlich von sich. Aus welchem Grund sie es ihm gestand, wusste sie selbst nicht, doch sie hatte das Gefühl, sich vor ihm rechtfertigen zu müssen. Und zu ihrer Erleichterung verstand er und signalisierte es damit, dass er leicht ihre Hand drückte. Er konnte sich noch an den Moment erinnern, als er das letzte Mal vor einer Person geweint hatte, es war Jahrzehnte her. So viele Jahrzehnte und die Person bei ihm war Silas gewesen. Doch seine Situation war nicht mit ihrer zu vergleichen. Sie war ein Mädchen, sie durfte weinen und musste sich kaum dafür schämen.

CopperyWhere stories live. Discover now