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"Ich schätze, du willst nicht wissen, was mit Yena passiert ist?"

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"Ich schätze, du willst nicht wissen, was mit Yena passiert ist?"

An wen von ihnen dieser Satz gerichtet war, wussten Jaxon. Nicht an ihn und so blickte er hinüber zu seinem Freund, der eine Weile benötigte, um eine Antwort darauf zu finden. Er fuhr sich gestresst über sein Gesicht und befreite es somit leicht vom deckenden Schmutz, bevor er seine Haare zu einem unordentlichen Dutt knotete, sodass nur noch die Hälfte seiner kinnlangen Haare ihm ins Gesicht fielen. Die Finger seiner linken Hand schlugen abwechselnd auf sein Knie. Yena. Das Mädchen mit der Grösse eines Kindes, den blonden Locken und den blauen Augen, für welches er einen grosser Beschützerinstinkt entwickelt hatte, war verschwunden. Wollte er wissen, wie es passiert war? Verzweifelt stöhnte er auf.

"Nein, ich will es wirklich nicht wissen.", murmelte er, "Lasst uns nicht über sie sprechen, okay? Schon gar nicht über ihr Verschwinden, am besten über nichts, was sie angeht."

Verstehend nickte Riven.

"Glaub mir, nichts auf der Welt ist mir lieber als das."

"Das Wichtigste wissen wir sowieso bereits. Überall lauern Gefahren, bloss unterscheiden diese sich. Am Strand, wie auch im Wald existiert irgendetwas, was nicht menschlich ist und es darauf abgesehen hat, uns zu töten. Die Zwillinge stehen gar nicht zur Auswahl und beim Obsidian Rock besteht die Gefahr, dass das Erdbeben und unsere Ungeschicklichkeit uns tötet. Die Frage ist also: Wohin gehen wir?", murmelte Jaxon und versuchte somit das Gesprächsthema auf etwas anderes zu bringen als Yena. Es schmerzte ihn ebenfalls. Der Gedanke, dass sie weg war. Aber so viele waren verschwunden und der Verlust von jedem Einzelnen war unerträglich.

"Die Frage ist doch viel mehr, wie viele von uns noch übrig sind. Ich meine, es ist einfacher zu überleben, wenn wir mehr sind als bloss drei. Wenn wir alle zusammenbringen könnten..."

"Nein. Es ist soweit gekommen, weil wir Grayson suchen wollten. Was würde wohl passieren, wenn wir erneut versuchen, jemanden zu retten? Geschweige denn mehrere zu retten? Wir müssen auf uns aufpassen, auf niemand anderen.", widersprach Silas Rivens Vorschlag mit einer Strenge, welche er selbst nicht von sich erwartet hätte. Doch die Wahrheit war, dass er Angst hatte. Er hatte etwas für Yena empfunden, doch es war keine Liebe gewesen, zumindest noch nicht, was er für Jaxon empfand war es. Freundschaftliche Liebe, brüderliche Liebe. Er wollte nicht ohne Jaxon überleben und er wusste, dass Jaxon nicht ohne Riven überleben würde. Sie waren zu dritt. Und sie mussten es auch alle schaffen.

"Aber dieses Mal trennen wir uns nicht und dieses Mal suchen wir niemanden, den Jaxon nicht mehr fühlen kann, sondern diejenigen, die noch übrig sind!"

"Ich dachte, du willst nicht mehr in den Wald!", zischte Silas laut, "Und dorthin würden wir gehen müssen, würden wir tatsächlich die Entscheidung treffen, die Anderen zu suchen! Ganz davon abgesehen werden kaum viele übrig sein!"

"Aber...", wollte Riven erneut widersprechen, als Jaxon die Beiden unterbrach.

"Diese Entscheidung steht gar nicht zur Auswahl!", rief er laut, sodass Silas und Rivens Blick auf ihn fiel, "Sie zu suchen würde voraussetzen, dass wir.., dass ich fühlen müsste, wo sie wären, doch das tue ich nicht. Ich kann auch ihre Gedanken nicht mehr hören, meine Gaben sind... ausgeschaltet. Und ohne sie haben wir keine Chance, die Übrigen zu finden."

"Was?", entfuhr es Silas scharf, "Du hast mir gar nichts davon erzählt."

"Es ist noch nicht lange so. Nach dem Vorfall am Strand ist es passiert. Ich habe es zuerst gar nicht gemerkt, aber ich konnte deine Gedanken und Gefühle nicht mehr wahrnehmen, geschweige denn die von jemand anderem. Die Verbindung zu euch allen ist gekappt. Ich weiss nicht wieso oder wie es passiert ist.", murmelte er. Riven wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. War sie erleichtert? Sie wusste es nicht. Bereitete es ihr Sorgen? "Wie auch immer, somit ist die Chance, dass wir die Anderen finden beträchtlich gesunken, wir wissen noch nicht einmal, ob es irgendjemand anderen gibt. Also lohnt es sich kaum zu suchen. Ich schlage vor, wir ruhen uns hier aus und nach einigen Stunden werden wir sehen, wohin wir uns aufmachen. Wir alle sind müde. Zwei halten Wache, einer schläft. Wir dürfen nicht riskieren, dass wir alle einschlafen, ich bin nicht daran interessiert in der gleichen Situation aufzuwachen wie das letzte Mal.", sprach er und warf dabei kurz einen Blick in Silas Richtung, bevor er sich wieder beiden zuwandte.

"Wer schläft zuerst?"

Über seinen Plan zu diskutieren war nicht nötig. Zum Einen war er nicht schlecht, zum Anderen hatte keiner der Beiden eine andere Idee.

"Ich nicht. Ich bin noch nicht müde.", murmelte Riven und so nickte Jaxon zufrieden.

"Silas, du schläfst zuerst, danach Riven und dann ich."

"Halt die Klappe, Jaxon, zuerst schläft Silas, dann du und dann ich."

Und als Jaxon bereits die Lippen öffnete, um zu widersprechen, legte Riven ihren Zeigefinger auf seine Lippen und lächelte. "Schön, dann ist das eine beschlossene Sache. Ich wünsche dir eine gute Nacht, Silas."

"Ich mag sie immer mehr.", schmunzelte Silas, legte sich dann einige Meter weit von ihnen entfernt auf den Boden und drehte sich in die ihnen entgegengesetzte Richtung.

"Er mag dich.", wisperte Jaxon leise in ihr Ohr und wackelte mit seinen Augenbrauen.

"Überrascht dich das?"

"Ob mich das überrascht? Überhaupt nicht. Silas mochte schon immer sture und eigensinnige Mädchen.", lachte er leise, als sie ihm zur Antwort gegen die Brust schlug. Er hob ihren Kopf vorsichtig von seinem Schoss und legte sich neben sie, bloss um dann seinen Schoss unter ihrem Kopf mit seinem Arm zu ersetzen.

"Du meintest wohl, er mochte schon immer willensstarke, intelligente, freundliche und absolut wunderschöne Mädchen."

Er lachte, sodass sie das Beben seiner Brust neben sich wahrnehmen konnte und ein leichtes Kratzen in seiner Stimme hörte. Gab es irgendetwas schöneres als das? Die Anzeichen dafür, dass eine Person lachte, selbst wenn es nach einer längeren Zeit wieder das erste Mal war?

"Ja, das war genau das, was ich meinte."

Dann schwiegen sie. Es war kein unangenehmes Schweigen, sie hörten Silas regelmässige Atemzüge wenige Meter von ihnen entfernt, sie hörten ihre eigenen Atemzüge, ein Donnern in der Ferne, welches sie gekonnt ignorierten und das Knistern des Feuers. Für einen Moment schien alles friedlich zu sein, so wie es vor einigen Tagen noch gewesen war. So, wie es in ihrem Traum gewesen war.

"Weisst du, das letzte Mal, als ich geschlafen habe, habe ich von uns beiden geträumt.", flüsterte sie leise und drückte sich leicht in seine Seite.

"Naseweis, ich träume andauern von dir. In der Nacht und am Tag. Manchmal nur von dir, manchmal von uns gemeinsam." Ein amüsiertes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Manchmal trägst du in meinem Traum Kleidung, manchmal nicht. Meistens nicht, wenn ich ehrlich bin."

Langsam schüttelte sie ihren Kopf, ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und er spürte erneut einen Schlag an seiner Brust.

"Du scheinst noch immer der Jaxon zu sein, den ich kennengelernt habe und gleichzeitig hast du dich auch verändert. Ein Glück, dass ich dich liebe, so, wie du bist und so, wie du in Zukunft sein wirst."

"Ich liebe dich.", wisperte er leise und dann berührten seine Lippen ihre. Kurz und sanft, während seine Hände sich auf ihre Seite legten.

"Bevor ihr weitergeht, solltet ihr wissen, dass ich noch nicht eingeschlafen bin."

Augenblicklich fuhren sie auseinander, als sie Silas Stimme hörten und brachen schliesslich beide in ein leises Gelächter aus.

CopperyWhere stories live. Discover now