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Er war zu spät gewesen

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Er war zu spät gewesen. Wäre er zehn Sekunden früher auf die Beine gekommen, wäre er zehn Sekunden früher zu ihr gerannt, hätte die Kreatur mit der Wucht seines Körpers so zur Seite geworfen, dass sie in die Quelle gefallen wäre, bloss zehn Sekunden früher, würde Riven nun nicht mit einer Wunde an ihrer Bauchgegend am Boden liegen und starr an die Decke blicken. Eine Wunde, welche so tief war, dass sie keine einfache Narbe hinterlassen würde, sondern bloss den Tod bringen würde.

Bloss zehn verdammte Sekunden früher.

"Riven.", flüsterte er und tätschelte leicht ihre bereits blassen Wangen. Er konnte sie atmen hören, er sah, wie ihre Pupillen sich vergrösserten, wie ihre Lippen sich leicht bewegten, aber ansonsten reagierte sie kaum auf seine Stimme. Panik erfüllte seinen Körper, als er sich auf seine Beine stiess und zur Quelle schritt, von der er Riven zuvor noch weggezogen hatte. Irgendwo unter der schwarzen Oberfläche des Wassers befand sie sich. Irgendwo bewegte die Kreatur sich noch, irgendwo versuchte sie sich ihren Weg an die Oberfläche zu erkämpfen. Irgendwo unter der schwarzen Oberfläche des Wassers.

"Versuch es ruhig. Schwimm an die Oberfläche, du wirst auch dort keinen Ausweg finden.", wisperte er kalt, streckte dann seine eine Hand aus und schloss seine Augen. Er hörte das Knirschen des Steines oberhalb seines Kopfes, er spürte, wie seine Kraft ihn verliess und Platz für die Wut in seinem Innern machte. Er begann, als er ein Husten aus Rivens Richtung hörte, zu schreien. Die negativen Emotionen in seinem Körper wollten ausbrechen. Und gerade, als eine schwarze Hand durch die Oberfläche des Wassers brach, löste sich die Kettenreaktion aus, auf die er die ganze Zeit gewartet hatte. Was mit ein paar kleinen Rissen an der Decke begonnen hatte, wurde damit beendet, dass ein grosses Stück der Decke explodierte und auf die Quelle niederprasselte. Tausend Gesteinsbrocken begruben die schwarze Hand unter sich, einige kleine trafen Jaxon, doch keine davon waren gross genug, um ernsthafte Schäden anrichten zu können. Er hatte nicht die Zeit, um zu geniessen, was er vor sich sah, als ein Hustenanfall ihn aus seiner Trance riss und ihn dazu brachte, sich augenblicklich umzudrehen.

Riven.

"Es ist okay, Naseweis, alles ist gut.", wisperte er leise, als er sich neben sie auf den Boden fallen liess. Während sein Blick vorerst noch auf ihrem schmerzhaft verzogenen Gesicht gelegen hatte, fiel er nun auf die tiefe Wunde an ihrer Bauchgegend, aus welcher unaufhörlich Blut zu strömen schien. Hoffnungslos überfordert zog er sich sein Shirt aus und versuchte damit einen Verband anzulegen, was sich als um einiges schwieriger herausstellte mit zitternden Händen und einem vor Angst nicht wirklich funktionierenden Verstand.

"Riven.", flüsterte er und griff nach ihren Händen, welche genauso zitterten wie seine. Ihr ganzer Körper zitterte, ob es nun vor Schmerze oder vielleicht auch Kälte war, wusste er nicht. Die Temperaturen waren in der Höhle rapide gefallen. "Bleib bei mir, okay?"

"Jaxon..."

"Bleib bei mir.", wisperte er erneut. Seine Hände lösten sich aus ihren und legten sich sanft auf sein bereits blutdurchtränktes Shirt an ihrem Körper. Er konnte ihr nicht ins Gesicht sehen. Nicht, wenn ihre Augen geweitet an die Decke starrten, ihre Lippen zitterten und sie weit von ihm entfernt zu sein schien. Als hätten die Schmerzen sie weit weg geschickt. Sie war nicht bei ihm. "Es muss funktionieren. Dieses eine Mal noch. Bitte.", wimmerte er leise, bevor er seine Augen schloss. Aber selbst wenn seine Gabe zu Heilen noch irgendwo in ihm steckte, so wäre er zu kraftlos gewesen, damit sie tatsächlich noch funktioniert hätte. Die Wunde blieb, egal, wie oft er versuchte, sie zu heilen. Das Blut blieb, welches er warm und klebrig an seinen Fingern spürte und die schmerzhaften Laute, welche Riven von sich gab, blieben ebenfalls.

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