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"Ich habe eine Schwester, eine Zwillingsschwester

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"Ich habe eine Schwester, eine Zwillingsschwester... ich meine... ich hatte eine Zwillingsschwester. Ich weiss nicht, wie sie aussieht, aber sie heisst Alice. Und ich glaube, wir standen uns nahe. Zumindest habe ich mir immer Sorgen um sie gemacht. Ich hatte einen Freund, sein Name war Keith...", er begann zu lachen, "... Keith. Er schien in Ordnung zu sein, aber Herrgott, kennst du irgendeinen bescheuerteren Namen? Keith? Wirklich?"

Silas grinste. Er erkannte das Glück, gleichzeitig allerdings auch die Tränen in Jaxons Augen. Diese Erinnerung hatte ein einziges Gefühlschaos in dem Dunkelhaarigen ausgelöst und Silas wünschte, er könnte sich vorstellen, wie Jaxon sich in diesem Moment fühlte, aber das tat er nicht. Eine Erinnerung zu erhalten, nachdem er sich für satte siebzig Jahre noch nicht einmal an seinen eigenen Namen erinnert hatte, wie sollte Silas so etwas jemals nachfühlen können, wenn er nie in der selben Position gewesen war?

"Es ist merkwürdig, weisst du. Langsam die Erinnerungen an meine Familie und Freunde zu erhalten und mir dabei immer wieder ins Gedächtnis rufen zu müssen, dass sie alle schon längst nicht mehr leben. Zu viel Zeit ist vergangen, als dass sie noch leben könnten. Sie müssen tot sein, alle von ihnen, aber sie sind nicht bei mir. Ich habe nicht miterlebt, wie sie gelebt haben und auch nicht wie sie starben und...", er stockte, "... Als ich noch am Leben war, habe ich gedacht, spätestens im Tod würde man mit allen wiedervereinigt werden, welche man verloren hat, jetzt weiss ich, dass es nicht so ist."

Das wiederum war etwas, dass Silas verstand. Über die Jahre hinweg hatte er sich oft gefragt, was mit seiner Familie passiert war. Wieso sie nicht auch auf Neverland gekommen sind. Aber die Zeit hatte die Macht dazu, die Erinnerung an seine Familie ein wenig zu verschleiern, er konzentrierte sich immer weniger auf sein Leben vor dem Tod und vielmehr auf das Leben nach dem Tod. Seine Freundschaft mit Jaxon war ein entscheidender Faktor gewesen, Jaxon war letztendlich derjenige, der seine Familie ersetzt hatte und er hatte das Selbe für Jaxon getan.

"Ich verstehe.", flüsterte Silas und beobachtete, wie Jaxon in die Weite des Meeres starrte. Als würde er versuchen zu sehen, was hinter dem Meer lag. Als hoffte er, dahinter seine Familie zu entdecken. Alles, was Silas hoffen konnte, war, dass alle Erinnerungen schnell zurückkommen würden, am besten alle auf einmal. So würden sie Jaxon am wenigsten zerstören und ihn nicht über eine längere Zeitspanne hinweg leiden lassen.

"Was weisst du sonst noch?"

"Nicht viel. In meinem Traum war ich in einem Camp. Einem Camp für gläubige Christen..."

Silas brach in ein lautes Gelächter aus und Jaxon lachte mit. Sie beide klammerten sich verzweifelt an die wenigen lustigen, amüsanten Faktoren, welche die heutige Nacht mit sich brachte, um die ganze Situation ein wenig aufzulockern.

"Bevor du fragst: Nein, ich war kein gläubiger Christ, zumindest denke ich das nicht. Die Erinnerung war allerdings zu kurz, um genaueres zu erfahren. Alles, was ich darin getan habe, ist, mit einer Brünette zu schlafen, mit meiner Mutter zu telefonieren, mit Keith zu streiten und vom Camp abzureisen. Aber... ich habe die Stimme meiner Mutter gehört, Silas. Und sie wirkte so bekannt und ich hasse es, dass ich keine Ahnung habe, wie sie aussieht.", flüsterte Jaxon. Verständnisvoll nickte Silas und klopfte ihm gleichzeitig auf den Rücken.

CopperyWhere stories live. Discover now