14

32 6 1
                                    

Als sie aufwachte, war ihre erste Reaktion, einen Blick nach rechts zu werfen, mit der Hoffnung, er könnte dort liegen, seine Augen offen und vollkommen bei Bewusstsein

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Als sie aufwachte, war ihre erste Reaktion, einen Blick nach rechts zu werfen, mit der Hoffnung, er könnte dort liegen, seine Augen offen und vollkommen bei Bewusstsein. Es war eine Reaktion, die sie sich in den letzten Tagen angewöhnt hatte. Sie wünschte sich nichts anderes, als dass seine Augenlieder sich ein einziges Mal bewegten, dass sie einmal flatterten oder dass er einmal ihren Namen murmelte, wenn es sein musste, dann eben im Schlaf.
Aber nichts davon tat er. Stattdessen lag er bloss still im Bett und gab kein Lebenszeichen von sich, abgesehen von seinen flachen, regelmässigen Atemzügen, an die sie sich verzweifelt klammerte. Was würde sie bloss tun, wenn sie diese Atemzüge einmal nicht mehr hören würde? Sie hasste es. Sie hasste es so sehr, dass es Zeiten gab, in denen sie ihn am liebsten so fest gerüttelt und geschüttelt hätte, dass seine Augen auffallen würden oder in denen sie ihm einen Kübel Wasser über den Kopf geleert hätte. Doch stattdessen blieb sie ruhig, zumindest äusserlich. Sie fasste ihn nur sanft an, sie tat nichts, was ihm auch nur im Geringsten schaden könnte.

"Wach auf.", wisperte sie. Ihre Hände hatte sie sanft um sein Gesicht gelegt, ihr eigenes Gesicht war dicht vor seinem. 

"Wach auf.", flüsterte sie erneut und strich ihm über seine Stirn. Sein Fieber hatte nachgelassen. Seine Stirn war vielleicht noch warm, aber nicht mehr so brennend heiss, wie sie auch schon gewesen war. Er schwitzte nicht mehr in Strömen und er warf sich nicht mehr hin und her vor Schmerzen. Sie konnte neben ihm liegen und schlafen, ohne fürchten zu müssen, von ihm erdrückt zu werden, wie sie es auch schon gemusst hatte. Aber vielleicht wäre genau das ihr lieber gewesen.

Langsam schloss sie ihre Augen und liess ihren Kopf zurück aufs Kissen sinken. Ein Seufzen entkam ihren Lippen. Seit Tagen schlief sie bereits neben ihm. Ihr Körper direkt neben seinem, sodass sie merken würde, würde er auch nur zucken, was er bedauerlicherweise nie tat. 

"Ich falle auseinander.", wisperte sie leise und vergrub ihr Gesicht in seiner Seite, "Du kannst mich nicht zuerst dazu bringen, mich in dich zu verlieben, sodass ich mir keinen Tag ohne dich vorstellen könnte, bloss um mich dann alleine zu lassen. Ich kann nicht..."

Sie presste hart ihre Lippen aufeinander und schüttelte dann ihren Kopf.

"Wie sollte ich irgendetwas tun können, wie sollte irgendjemand etwas tun können... wenn du nicht mehr..."

Beenden konnte sie den Satz nicht. Was würde passieren, wenn Jaxon sie alle verliess? Richtig verliess. Wenn er verschwinden würde, wie Thomas es getan hatte. Was wäre dann? Würde die Runde alleine auskommen? Sie wusste es nicht. Vorstellen konnte sie es sich nicht. Würde sie selbst alleine auskommen? Nein. Was würde aus Silas werden? Er wäre gebrochen, wahrscheinlich so sehr, wie sie es wäre. Aber auch die restlichen Jugendlichen. Neverland sollte ein Paradies sein, indem die Jugendlichen in Frieden leben konnten, nicht fürchten mussten, jemanden von ihnen zu verlieren. Sie alle hatten bereits verloren, als sie gestorben sind. Neben ihrem Leben auch ihre Verwandten und ihre Freunde, doch die Runde hatte es geschafft, genau diese zu ersetzen... sie konnten nicht schon wieder verlieren. Vor allem nicht Jaxon. Er war das, was sie alle zusammenhielt. Er war Neverland. 
Riven konnte ihn nicht verlieren.

CopperyWhere stories live. Discover now