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Jaxon blickte sie an

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Jaxon blickte sie an. Nicht aus weit aufgerissenen Augen, da er nicht sonderlich überrascht war, er hatte genau gewusst, wie sie für ihn empfand. Er war wütend, nicht auf sie, sondern auf sich selbst. Auf sein Gedächtnis, welches sich nicht an seinen Tod erinnern konnte, auf seine Scham, welche ihn daran hinderte, auch nur ein Wort darüber zu verlieren und auf seine Lippen, welche nicht die richtigen Worte hatten finden können und stattdessen geradezu feindlich reagiert hatten.
Doch all das bedeutete nicht, dass er sich einfach so mit ihren Worten abfand. 

"Riven, ich..."

"Lass stecken, Jaxon."

Und er hätte es wahrscheinlich gelassen, wäre er nicht vollkommen betrunken gewesen. Somit aber akzeptierte er kein "Nein" und auch kein "Lass mich zufrieden". Auch nüchtern hätte er gewusst, dass er sie nicht verlieren konnte, doch nüchtern wäre sein Stolz um einiges grösser gewesen, als dass er wieder versucht hätte, mit ihr zu reden. Er musste sich erklären, er hatte es verdient, dass er seine Handlungen erklären durfte. Sie würde es verstehen, würde sie bloss zuhören. 

"Es war ein Fehler, du kannst doch nicht ernsthaft..."

"Lass es, Jaxon!", fuhr sie ihn erneut an, diesmal etwas lauter, sodass er zusammenzuckte.

"Okay, ich hätte gestern Nacht bei dir bleiben sollen!", rief er laut. Mit schnellen Schritten lief sie zielstrebig auf ihn zu und riss ihn an seinen Händen mit sich. Er versuchte mit ihr Schritt zu halten, schaffte dies allerdings nicht, ohne nicht ein bis zweimal beinahe über seine eigenen Füsse zu stolpern und dabei fast in den Sand zu fallen.

"Wa...", gab er überrumpelt von sich, als sie sich zu ihm umdrehte.

"Wenn ich gezwungen bin, mit dir zu sprechen, dann nicht am Strand, wo uns jeder dabei zuhören und zu falschen Schlüssen kommen kann.", zischte sie und zog ihn stur weiter und weiter, bis sie mindestens hundert Meter zwischen sich und die Runde gebracht hatten. Dann blieb sie stehen und blickte ihn erwartungsvoll an. 

"Du kannst sprechen.", gab sie ungeduldig und schroff von sich, als er nicht reagierte. Ihre beiden Arme hatte sie vor ihrer Brust verschränkt. Eine glitzernde Feuchtigkeit hatte sich in ihren Augen ausgebreiten und sie biss sich angestrengt auf die Innenseite ihrer Wangen, um nicht die Fassung zu verlieren. Jaxon bekam davon nichts mit, er war zu sehr damit beschäftigt, die richtigen Worte zu finden und unterdessen irgendetwas zu stammeln, sich nervös durch die Haare zu fahren und viel zu oft zu blinzeln.

"Ich kann mir vorstellen, dass es dich... verletzt... und enttäuscht habe..."

Und dann geschah es erneut. Rivens natürlicher Instinkt setzte ein. Ihr Instinkt, Trauer mit Wut zu überdecken. Nichts machte besser blind, als Trauer und nichts kaschierte so gut wie hasserfüllte Worte. 

"Du hast mich stehen gelassen! Im Regen! Nachdem ich meinen ganzen Stolz vergessen habe und vor dir geweint habe und du hast mich stehen gelassen!", gab sie von sich, bemüht, ihre Tränen zurück zu halten. Arrogant zog sie eine Augenbraue in die Höhe und räusperte sich, um Zeit zu gewinnen, damit sie sich gleichzeitig beruhigen konnte. "Aber du hast mich nicht verletzt. Du kannst niemanden verletzen, dem du vollkommen egal bist, die Wahrheit ist, dass ich mich selbst enttäuscht habe, ich hätte ganz einfach meinem ersten Instinkt folgen sollen und die Tür nicht aufmachen sollen, als du geklopft hast."

CopperyWhere stories live. Discover now