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"Ich hatte nie ein wirklich gutes Verhältnis zu meinen Eltern

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"Ich hatte nie ein wirklich gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Vor allem nicht zu meiner Mutter Marian. Sie war eine kalte Frau, was objektiv betrachtet nicht unbedingt etwas schlechtes ist, doch keine Eigenschaft, die man sich für seine Mutter wünscht. Natürlich liebte ich sie, sie war letztendlich doch meine Mutter, aber wirklich ausstehen konnte ich sie nicht. Je älter ich wurde, desto weniger hat sie mir bedeutet und ich glaube, dass es ihr genau gleich mit mir ging. Wir stritten nicht oft, ich schätze, sie war mir zu gleichgültig und ich ihr zu gleichgültig, als dass wir unsere Zeit damit verbrachten uns zu streiten. Als ich alt genug war, dass sie mich nicht mehr mit in die Kirche mitschleppen konnte, hat sich die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, relativ schnell minimiert, somit hätten wir gar nicht Zeit gehabt, uns zu streiten."

Er stoppte für einen Moment und tat nichts weiteres als ein und auszuatmen. Diesen Teil der Geschichte zu erzählen, verursachte ihm keine Probleme, der kritische Part würde noch kommen. In diesem Moment gab es nichts, was er mehr wollte, als einen verdammten Joint zwischen den Lippen, um seine Nerven leicht zu beruhigen.

"Mein Vater... nun, man hat mir immer gesagt, ich komme nach ihm, sowohl äusserlich, wie auch innerlich. Und obwohl ich das damals nicht als Kompliment wahrgenommen habe, wollte ich das selbe werden wie er. Beruflich, meine ich. Nur um einiges erfolgreicher natürlich."

"Und was war das?"

"Künstler.", schmunzelte er. Als sie jung gewesen war, wollte sie so einiges werden. Tierärztin und Lehrerin hauptsächlich. Beides Berufsziele, die sich realistisch gesehen mit ein wenig Fleiss gut verfolgen liessen, aber Künstler war eine ganz andere Hürde. Verdiente man damit denn überhaupt Geld? War es in dieser Welt denn überhaupt noch möglich, mit Kunst zu überleben?
Er besass nicht das Aussehen eines Künstlers, zumindest stellte sie sie sich nicht so vor. Nichtsdestotrotz gab es Momente, Momente, in denen er in die Ferne starrte, Momente, in denen er sie ansah, in denen sie sich sicher war, dass er mehr erkennen und sehen konnte, als das menschliche Auge ihm bot. Und was benötigte ein Künstler mehr, als die Fähigkeit über das offensichtliche hinauszusehen und eine immens grosse Vorstellungskraft?

"Ausserdem hatte ich eine Zwillingsschwester."

"Eine Zwillingsschwester?", sprach sie begeistert. Wessen Kindheitstraum war es nicht gewesen, eine Zwillingsschwester zu haben?

"Ja.", grinste er amüsiert darüber, dass ihre Augen sich nur wegen dieses einen Wortes bereits vergrösserten. Doch sein Grinsen wurde kleiner und kleiner, verschwand sogar, nachdem seine Gedanken auf seine Zwillingsschwester fielen. "Ihr Name war Alice. Sie sah mir ziemlich ähnlich, was wohl irgendwie der Sinn von Zwillingen ist und ganz im Gegensatz zu der Beziehung mit meinen Eltern, waren sie und ich uns so nahe, dass uns gegenseitige zu beleidigen die Art war, wie wir uns unsere geschwisterliche Liebe zeigten. Du erinnerst mich ein wenig an sie, weisst du. Oder vielleicht auch nicht, vielleicht bist du auch nur so, wie ich mir immer gewünscht habe, dass Alice es wäre. Du bist eine Frohnatur, du bist... wenn ich dich malen würde, würde ich alle Farben verwenden, die ich habe und dennoch würden sie noch nicht genügen, um dich wirklich einzufangen. So war Alice nicht. Sie war unglücklich und ich glaube, ich war der Einzige, mit dem sie tatsächlich darüber gesprochen hat. Zumindest zu Beginn hat sie mit mir darüber gesprochen... und... Ich will dich wirklich nicht zu genau damit langweilen..."

CopperyWhere stories live. Discover now