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Die letzte Traumperle erlosch

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Die letzte Traumperle erlosch. Jaxon starrte für einen Moment auf den Ort neben sich, an dem zuvor Riven noch gelegen hatte, für einen Moment spürte er noch ihre Hand auf seiner, doch dann setzte das Gefühl der Leere ein. Das schmerzhafte Gefühl der Leere, der Hoffnungslosigkeit und des Verlustes. Ohne einen Ton von sich zu geben liess er sich zurücksinken, den Kampf aufgebend, legte er seinen Kopf zurück auf den Stein und öffnete seinen Mund für einen stummen Schrei. Nicht sie. Neverland hatte das einzig wertvolle, was es noch besessen hatte, verloren. Die Insel war es nicht mehr wert gerettet zu werden, wenn sie kein Teil davon war.

Verzweifelt fuhr er sich über sein Gesicht, bevor er aufstand. Die Kreatur hatte sich bereits von ihm gelöst und war ein paar Meter von ihm zurück geschritten, um still zu beobachten, als er auf eine der Wände zulief und darauf einzuschlagen begann. Tränen liessen seine Sicht verschwimmen, so sehr, dass er kaum noch die Wand vor sich erkannte, geschweige denn seine Hände, welche jedes Mal, wenn er mit seiner Faust die Wand traf, blauer, angeschwollener und blutiger wurde. Er spürte den Schmerz nicht. Als hätte sein Bewusstsein schon längst seinen Körper verlassen, als wäre sein Körper bloss noch eine leblose Puppe, die keine essenziellen Emotionen, keine Schmerzen, rein Garnichts mehr empfinden konnte.

Sie konnte nicht weg sein. Es konnte nicht vorbei sein. Langsam unterliess er das Zuschlagen, liess seine Arme schliesslich zu seiner Seite fallen und ruhte mit seiner Stirn an der Wand abgestützt an Ort und Stelle. Er wollte sich bei ihr entschuldigen. Für alles, was sie durchmachen musste wegen ihm. Er wollte ihr sagen, dass er sie liebte. Über alles. Aber nichts davon konnte er noch tun. Es war zu spät.

"Du bist es..."

Er verstand noch nicht einmal, was ihre letzten Worte zu bedeuten hatten. Was war er? Nichts. Ein Mörder vielleicht. Mehrere Schluchzer entwichen seinen Lippen, welche an den Wänden zu hallen begannen, genauso, wie es seine tiefen Atemzüge taten, bevor er sich schliesslich von der Wand abstiess. Die Mühe, seine Tränen wegzuwischen, machte er sich nicht. Stattdessen lief er auf die Kreatur zu, blieb knapp einen Meter vor ihr kurz stehen.

"Wieso?", flüsterte er leise, doch sie antwortete ihm nicht. Und so fällte er in seinen Gedanken die letzte Entscheidung und stürzte sich ein weiteres Mal auf sie. Es war überraschend, wie ein Mensch erst kämpfen konnte, wenn er nichts mehr zu verlieren hatte. Und es war erstaunlich, was für ein äusserst guter Antrieb Rachsucht war.

Selbst die Kreatur schien davon überrascht zu sein, als er sie mit sich zu Boden riss, sie an ihren Schultern packte und immer wieder ihren Kopf in den Boden rammte. Es war ihm egal, ob er dabei starb, sein Körper und sein Herz schrie nach Gewalt und nach Rache und er würde diesem Schrei nachgehen, solange er noch lebte. In einem Moment verlangte er eine Antwort, einen Grund für das, was die Kreatur ihm angetan hatte, im nächsten donnerte er ihren Körper in den Steinboden und liess die bereits etwas instabile Höhle erzittern. Staub und Stein rieselten von der Decke und legten über alles eine kleine, feine, schwarze Schicht. Ein Teppich aus Schmutz über dem Boden, seinem Körper und ihrem, welcher sich langsam mit dem Regen vermischte, der auf Jaxon hinunter prasselte, sodass er eigentlich hätte frieren müssen. Aber Zorn war schon immer heiss gewesen. Und dieser Zorn brannte in diesem Moment in jeder Ader seines Körpers. Erschöpfung oder Kälte kannte er nicht mehr.

CopperyWhere stories live. Discover now