"Man kann von jedem Ort auf der Erde entfliehen, wenn man es wirklich will."
"Vielleicht stimmt das für jeden Ort auf der Erde, aber nicht für das Reich der Toten. Jeder Einzelne, den du hier siehst, ist tot, Riven. Eingeschlossen du selbst."
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"Was zur Hölle haben diese betrunkenen Schwachköpfe vor?"
"Ich glaube, sie versuchen über das Feuer zu springen. Lass uns hoffen, dass es bloss das ist. Verbrennungen brauchen nicht allzu lange, um zu verheilen."
Natürlich. Sie wollten über das Feuer springen. Das war schliesslich auch vollkommen normal, welcher Jugendliche hatte sich nicht bereits an einem bestimmten Punkt in seinem Leben gedacht, er würde gerne über ein brennendes Feuer springen?
"Ich habe ja gewusst, dass er... sie irre sind, aber das..."
"Vielleicht sind sie das. Aber kaum wegen heute Abend.", sprach Katharina und lachte schliesslich laut auf, als sie Rivens fragenden Blick bemerkte. "Ach komm schon, Riven, heute Abend sind sie nicht irre, sie sind betrunken. Dazwischen gibt es einen Unterschied und ich bin mir sicher, dass du ihn kennst. Wenn nicht, dann hätte ich dich vollkommen falsch eingeschätzt."
"Wie hast du mich denn eingeschätzt?"
Ein amüsiertes Grinsen breitete sich auf Katharinas Gesicht aus, bevor sie sich eine ihrer braunen Locken hinter das Ohr strich.
"Ich werde es dir erzählen, wenn sich meine Vermutung bestätigt hat."
Riven zuckte mit ihren Augen, nicht wissend, was sie sonst hätte tun sollen und was sie davon halten sollte, dass Katharina sich bereits ein detailliertes Bild von ihr ausgemalt hatte. Für einen Moment blieb sie still, beobachtete, wie Silas und Jaxon angeregt diskutierten, wild mit ihren Händen und Armen gestikulierten, immer wieder in die Richtung des Lagerfeuers zeigten und dann einschlugen. Natürlich, die beiden hatten auch einen eigenen Handschlag.
"Warte einmal, niemand wird sie an ihrem Plan hindern?", fragte sie überrascht, als sich niemand rührte, selbst als Silas und Jaxon ihre Becher achtlos auf den Boden warfen und gemeinsam einige Meter von dem Feuer Abstand nahmen. Wahrscheinlich um Anlauf zu hohlen. Sie konnte es nicht glauben, konnten Jugendliche tatsächlich so dumm sein? Konnten Tote tatsächlich so dumm sein? Sollten sie denn nicht zumindest aus ihrem Leben und ihrem Tod gelernt haben?
"Sie werden sich verletzen."
"Natürlich werden sie das, das tun sie fast immer. Oder hast du geglaubt, die beiden tun heute das erste Mal etwas hirnrissiges? Schätzchen, wir haben uns daran gewöhnt, weil die beiden das fast jeden zweiten Abend abziehen. Nicht unbedingt das Springen über Feuer, aber immer irgendetwas, was genauso verrückt und dumm ist, wenn nicht sogar noch gefährlicher. Und ja, sie verletzen sich, du hättest das letzte Mal dabei sein sollen, es hat knapp eine halbe Stunde gedauert, bis Jaxon es geschafft hat, sich selbst und Silas wieder zu heilen. Ein absolut grandioses Schauspiel."
Katharina sprach weiter, doch ihre Worte schienen zu verblassen, sobald sie aus ihrem Mund drangen. Sie wurden weggetragen vom Wind, ertranken im Salzwasser des Meeres oder gingen unter zwischen den restlichen Geräuschen der Umgebung. Zumindest für Riven. Ihr Blick lag auf den beiden Jungen, ihre Gedanken waren abgestellt, sie handelte ohne zu denken, als sie aufstand.
