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"Glaubst du an Gott?", flüsterte er leise, aus dem Grund, dass die Worte bloss für seine Schwester bestimmt waren und seine Freunde einige Meter weiter von ihm entfernt ein Wetttrinken veranstaltete

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"Glaubst du an Gott?", flüsterte er leise, aus dem Grund, dass die Worte bloss für seine Schwester bestimmt waren und seine Freunde einige Meter weiter von ihm entfernt ein Wetttrinken veranstaltete. Während sie nüchtern kaum über Gott und die Welt sprachen, so taten sie es umso lieber in ihrem betrunkenen Zustand. Und dafür hatte Orion an diesem Abend kaum die Nerven.

"Nein. Du etwa?"

Orion blickte sich um. Alice und er lehnten an dem Metallgeländer, dass dafür sorgte, dass keine Betrunkenen des Nachts oder Kinder am Tag in den See fallen konnten. Hinter ihnen hörten sie das Feiern von Orions Freunden, am lautesten unter ihnen Keith, welcher jeden Angehörigen davon überzeugen wollte, dass er es schaffen würde, in einem Handstand drei Flaschen Bier zu trinken. Sie hörten Gelächter, Rufe, die typischen Geräusche, welche Jugendliche von sich gaben, wenn sie Alkohol im Blut und in den Adern hatten.

"Nein.", murmelte er schliesslich ehrlich. Alice schnaubte amüsiert neben ihm auf, trank den letzten Schluck ihres Biers und warf die Flasche dann achtlos auf den Boden. Sie zerschellte auf dem Stein und der kleine Rest der bräunlich-gelben Flüssigkeit sickerte in die Rillen zwischen den Platten und verschwand.

"Wüsste Mom das, wäre sie ganz schön enttäuscht von uns und wahrscheinlich auch von sich selbst. Jetzt hat sie doch tatsächlich zwei Atheisten aufgezogen. Skandalös. Wahrscheinlich würde sie uns versuchen zu missionieren, uns auf den rechten Weg zu bringen. Pass auf, Orion, an unserem achtzehnten Geburtstag wird sie uns beiden eine Bibel schenken.", lachte sie auf, verstummte nach einer Weile wieder und blickte auf ihren Bruder, welcher schweigend in die Ferne starrte. Es waren Momente wie diesen, in denen sie überzeugt davon war, dass ihr Bruder etwas spezielles war. In die Ferne starrend, mehrere Lichter in seinen Augen, als würde er in der Ferne irgendetwas sehen, was sie nicht sah. Was er erblickte? Eine Zukunft vielleicht. Diese konnte sie nämlich seit längerer Zeit nicht mehr klar sehen.

"Ich bin kein Atheist.", flüsterte er plötzlich, "Ich glaube an etwas, ich bin mir bloss nicht sicher, was es ist."

Er wandte sich wieder ihr zu und sah zu, wie der Wind durch Alice dunkle Haare blies, wie der Mond ein weisses Licht auf ihr blasses Gesicht warf. Es war eine warme Sommernacht, wie es üblich war mitten im Juni. Ein absolut perfekter Tag, um ein Fest zu veranstalten. Ein Geburtstagsfest. Die Colt Zwillinge wurden 17 Jahre alt.

Nach einer Zeit der Stille drückte Alice sich vom Geländer weg.

"Weisst du was, ich glaube auch an etwas. Ich glaube daran, dass irgendetwas nach dem Tod kommt. Etwas grossartiges. Vielleicht kein Himmel, vielleicht kein Paradies, aber irgendetwas wird es dort geben, irgendetwas besseres.", sprach sie und bevor ihr Bruder sich über ihre Worte Sorgen machen konnte, was er zwangsläufig tun würde, so gut kannte sie ihn, sprach sie weiter, "Jeder Mensch glaubt an den Himmel, an weisse Wolken, auf denen man auf und ab hüpfen kann und von denen man einen guten Ausblick auf die Erde hat. Weisst du, was ich für eine Vorstellung von danach habe? Vom Leben nach dem Tod."

"Was?"

"Eine Nacht, wie die heutige. Eine warme Sommernacht, klare Sterne am Himmel, ein stiller See vor uns. Nicht zu viel Alkohol, doch gerade genug, dass wir die Hemmungen verlieren, wir beide und von mir aus auch ein paar deiner Freunde und einen Haufen an Mädchen, weil ich weiss, dass du es ohne sie nicht aushalten könntest. Jeden Abend Gespräche wie das jetzige mit dir. Gelächter, Freiheit, Glück und Fröhlichkeit. Keine Erwachsenen. Dieser Abend für die absolute Ewigkeit. Kein Morgen, bloss das Heute.", wisperte sie leise und als sie sich umdrehte, zu den anderen ging, welche gerade begannen Wunderkerzen anzuzünden, einander damit zu jagen und damit zu tanzen, warf er seine halbfertige Zigarette in den See.

Orion beobachtete, wie Alice sich lachend zu den Anderen stellte. Fröhlich, glücklich, so, wie er sie seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, bevor er sich ebenfalls von Geländer abstiess und in die Richtung seiner Freunde und seiner Schwester lief. Einige riefen ihm bereits zu, darunter seine Schwester, welche die Arme nach ihm ausstreckte, ihn aufforderte, es so zu geniessen, wie sie es tat. Und das tat er. Er begann zu joggen, um sie schneller zu erreichen.

Eine Nacht, wie diese. Mit einem klaren Himmel voller Sterne, gerade so viel Alkohol, dass sie die Hemmungen verloren, mit Freunden. Die Weite des Sees vor ihnen. Gelächter, Fröhlichkeit, Glück und Freiheit. Alice.

Orion dachte an genau das, als er die Tabletten schluckte, knapp neun Jahre nach der Nacht am See. Und er konnte sie sehen. Alice.  So, wie er sie beinahe jede Nacht in seinen Träumen und wie er sie jeden Morgen im Spiegel sah. Sie wartete auf ihn.

Eine Nacht wie diese.

„Ich verstehe das Wetter hier auf Neverland nicht. Noch vor knapp einer Woche ist es so heiss gewesen, dass man kaum die Motivation dazu gehabt hat aufzustehen und heute regnet und stürmt es, dass man fürchten muss, vom Wind weggetragen oder von einem Blitz gegrillt zu werden.", murmelte Katharina und hakte sich bei Riven ein, sodass sie sie ein wenig stützte. Es deprimierte Katharina leicht, dass sie nicht dazu fähig gewesen war, Riven dazu zu überreden, aus dem Zimmer zu kommen, Helena allerdings schon. Was hatte Helena Riven bloss gesagt, dass sie sie dadurch überreden gekonnt hatte? Nichts, was Katharina nicht ebenfalls hätte einfallen können, nicht?

„Zumindest überrascht es dich jeden Tag.", murmelte Yena schulterzuckend. Sie alle hatten sich stumm darauf geeinigt, Jaxon aus ihren Gesprächsthemen auszuschliessen. Genauso allgemeine Krankheiten, Liebe und allgemein Männer. Riven benötigte eine Pause von ihm und von ihren Sorgen, so kurz die Pause, welche die Mädchen ihr beschaffen konnten, auch sein mochte, sie war wichtig.

Silas blieb, wie Helena ihr gesagt hatte, bei Jaxon. Er war derjenige, der neben Riven selbst am meisten bei Jaxon vorbeischaute, jeden Tag sogar. Das war womöglich das einzig Positive an der ganzen Situation. In diesen wenigen Tagen hatte Riven mehr über Silas gelernt und nicht nur das, sie hatte über die Zeit hinweg eine Verbindung zu ihm aufgebaut. Eine Verbindung, die alleine auf gegenseitigem Verständnis beruhte. Sie wusste, was er fühlte und er wusste, wie es in ihr aussah. Sprechen taten sie selten, doch das benötigten sie nicht. Oft verstanden sie sich bloss mit ihren Blicken. 

Die drei Mädchen hatten es sich unterdessen zur Aufgabe gemacht, Riven zum Wasserfall zu bringen und zwangen sie ins Wasser, obwohl sich durch den Sturm einige grosse Wellen gebildet hatten und das Wasser durch die letzten regnerischen Tage auch kälter geworden war. Ausreden liessen sie nicht gelten, denn sie alle gingen ebenfalls ins Wasser und hatten gehofft, Riven durch eine Wasserschlacht oder durch verschiedenste Gespräche und Witze aufheitern zu können, doch das rothaarige Mädchen schien absolut immun gegen alle Art von Humor und Fröhlichkeit geworden zu sein. So wenige Tage, dass man sie an einer Hand abzählen konnte und dennoch hatten diese Tage eine so grosse Auswirkung auf das Mädchen ausgeübt, dass sie sich grundlegend verändert hatte. Alles, was sie tat, war sich im Wasser umher treiben zu lassen. Ihre Augen hatte sie dabei geschlossen und ihre Gedanken waren bei Jaxon. 

Katharina beobachtete einige Minuten ihre Freundin, bevor sie ihren Kopf schüttete. Und sie schwor sich, dass sie dieses Mädchen nicht so schnell wieder zurück in Silas' Baumhaus bringen würde. Riven würde noch mit ihr an den Strand kommen, sie würde die Anderen wieder einmal sehen und sich unterhalten. Wenn es sein musste, würde sie selbst Riven den ganzen Abend vollkommen irrelevante Fragen stellen, bloss damit sie wieder einmal mit jemand anderem sprach als einem bewusstlosen Jaxon und damit sie auf andere Gedanken kommen musste. Für genau das waren Freunde schliesslich da, nicht?

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