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"Ein Film

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"Ein Film. Wenn ihr euch nicht auf einen einigen könnt, wird gar keiner geschaut." Die Bedingung ihrer Mutter war klar und deutlich und Orion wusste, dass Alice so lange auf ihren Lieblingsfilm beharren würde, dass sie beide, sollte er seiner Zwillingsschwester widersprechen, leer ausgehen würden. Orion war vielleicht noch ein junges Kind, doch er hatte bereits gelernt, wie man eins und eins zusammenzählte und die Sturheit seiner Schwester plus die Regeln seiner Mutter ergab keinen Film für ihn.

"Schneewittchen!"

"Schneewittchen? Schon wieder? Gibt es denn nicht irgendeinen anderen Film, den du sehen willst?"

"Disneyfilme kann man beliebig oft schauen, ohne sich davon zu langweilen, Orion.", rechtfertigte sich seine Schwester achselzuckend. Ihre Hände spielten bereits mit der Videokassette. Etwas, dass Orion wütend machte.

"Nicht zehntausendmal nacheinander! Ich kann diesen Film nicht ausstehen, jede zweite Minute beginnt ein verdammtes Lied und es geht um Prinzessinnen und Zwerge!"

Einmal in der Woche durften die beiden Kinder den geliebten Fernseher einschalten und das für nicht länger als eine Stunde. Eine in Orions und Alices Sicht unglaublich strenge und harte Erziehungstaktik, doch ändern konnten sie nichts daran.

"Bitte Orion!", bettelte seine Schwester, ihre grauen Augen vergrösserten sich enorm und ihre Mundwinkel zogen sich nach unten. Der berüchtigte Hundeblick einer Schwester konnte Wunder bewirken und Orion wusste das. Er wandte seine Augen von ihrem Gesicht ab und blickte hilflos zu seiner Mutter, die irgendwelche Hemden auf dem Bügelbrett bügelte und ihre Aufmerksamkeit allem anderen schenkte, als ihren beiden Kindern.

"Moooooommmm! Sag etwas! Sie darf nicht schon wieder auswählen!"

"Einigt euch alleine oder verzichtet auf den Film, habe ich gesagt, nicht?"

"Mooom!", versuchte Orion es erneut, als er einen Blick von seiner Mutter zugeworfen bekam, der unverständlich als eine Warnung galt. Ihm wurde bewusst, dass er nicht auf die Hilfe seiner Mutter zählen konnte und so gab es bloss eine einzige Möglichkeit. Langsam drehte er sich wieder zu seiner Schwester um, welche ihren Hundeblick noch immer nicht fallen gelassen hatte und seufzte laut auf.

"Wirf den Film ein."

Er gab auf. Eine andere Möglichkeit blieb ihm bei einer Schwester wie Alice auch nicht, denn würde er nicht nachgeben, würde es zwangsläufig darauf hinaus laufen, dass sie irgendwann zu weinen begann und aus unterschiedlichen Gründen wollte er das verhindern. Darunter seine brüderliche Liebe zu seiner Schwester und seine Angst darum, dass sein Trommelfell dabei platzen könnte. Hauptsächlich war es der zweite Grund.

Sein Blick fiel erneut auf seine Mutter. Sie war eine schöne Frau, wenn auch auf eine kalte Art und Weise. Ihre weissblonden Haare waren streng zu einem Dutt an ihrem Hinterkopf gekämmt, ihre Bluse ordentlich zugeknüpft und ihr Gesicht war mit einigen Sorgenfalten überzogen. Alice hingegen, mit ihren dunklen, zerzausten Haaren, der blassen Haut und den gräulich-blauen, grossen Augen, die von vielen schwarzen Wimpern umrahmt waren, war das komplette Gegenteil seiner Mutter. Sie besass ein Aussehen wie... wie Schneewittchen.

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