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Sie hatten sich nach gut einer Stunde dazu entschieden, den Weg zum Wasserfall einzuschlagen

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Sie hatten sich nach gut einer Stunde dazu entschieden, den Weg zum Wasserfall einzuschlagen. Die Sonne brannte, das verdunstete Wasser des Meeres und des Regens von den letzten Tagen kreierte eine tropische Atmosphäre, dessen Luft man kaum einatmen konnte und welche sie beide innerhalb von wenigen Minuten zum Schwitzen gebracht hatte. Es schien unmöglich zu sein, irgendetwas anderes zu tun, als im kühlen Wasser zu treiben, da waren sie sich beide einig gewesen. In Fakt, die beiden konnten es kaum abwarten, aus ihrer Kleidung zu kommen und ins kalte Wasser zu springen.
Nicht damit rechnend, irgendjemanden auf ihrem kurzen Weg zum Wasserfall anzutreffen, begannen sie bereits einige Meter vom Wasserfall entfernt ihre Kleidung vom Körper zu streifen und liessen sie achtlos auf einigen Ästen oder einfach auf dem Boden liegen. Über die letzten Tage hinweg hatte Katharina ihr etwas beigebracht, und zwar, dass Schamgefühl das Letzte war, was sie auf einer Insel voller Jugendlicher benötigen konnte. 

"Unterwäsche verdeckt genau gleich viel, wie es Badekleidung tut. Wenn es dich nicht kümmert, kümmert es niemand anderen.", hatte Katharina ihr gesagt und Riven hatte sich diese Worte gemerkt. Letztendlich entsprachen sie der Wahrheit. Wenn es sie nicht kümmerte, würde es niemanden kümmern, wenn sie nicht rot anlief, würde es niemand als peinlich betrachten und würde sie die Meinungen der Anderen ignorieren, würde es den Anderen keinen Spass mehr machen, sich Meinungen zu bilden. 

Der Wasserfall hatte sich über die Tage hinweg zu Rivens persönlichem Lieblingsort entwickelt, welchen sie des öfteren aufsuchte, wenn sie Jaxon aus dem Weg gehen wollte. Und da sie diesen noch nie beim Wasserfall angetroffen hatte, hatte sie immer angenommen, dass es auch in Zukunft so sein würde. Wie ein geschiedenes Ehepaar sich darauf einigte, wer das Haus bekam, hatte Riven für sich selbst beschlossen, dass Jaxons Vermeiden des Wasserfalles eine stumme Einigung darauf war, dass er den Strand am Tag bekam, sie den Wasserfall und den dazugehörigen Teich.

Wie sie doch falsch gelegen hatte.

Als Riven und Katharina letztendlich vor dem Wasserfall standen, dachte niemand von beiden daran, ins Wasser zu springen und den Tag zu geniessen, ganz im Gegenteil. Sie blieben beide still stehen. Katharinas Mund öffnete sich überrascht zu einer so enormen Grösse, sodass wahrscheinlich ein ganzer Apfel darin Platz gefunden hätte, Riven hingegen brauchte einen Moment, um zu verstehen, was sie gerade vor sich sah und als sie es schliesslich verstand, wünschte sie sich, sie hätte es nicht getan. Ein flüchtiges Keuchen entkam ihren Lippen, so leise, dass es leicht überhört wurde, bevor sie ihren Blick abwandte.
Es war eine inoffizielle Regel, dass zwei Menschen sich in der Öffentlichkeit nicht auf diese Art und Weise küssten. Aus Rücksicht gegenüber den Mitmenschen, denn niemand wollte sehen, wie zwei Menschen kurz davor standen, sich auch noch die restliche Kleidung vom Körper zu reissen. Riven wollte das nicht sehen. Eine einfache, inoffizielle Regel des Anstandes, doch wie jede Regel schien Jaxon diese brechen zu wollen. 

"Ich glaube, mir wird übel.", murmelte sie leise und wollte sich bereits umdrehen und verschwinden, ohne dass Jaxon und das Mädchen, dessen Name sie nicht kannte und dessen Bekanntschaft sie noch nicht gemacht hatte, sie bemerken konnten. Katharina war letztendlich diejenige, die sie daran hinderte, indem sie sich lauthals räusperte.
Abrupt schossen Jaxon und das Mädchen auseinander. Überrascht, peinlich berührt, zumindest das Mädchen. Hätte Katharina sich doch bloss nicht geräuspert, so hätten sie sich zumindest einen Teil der Peinlichkeit ersparen können. Aber dafür war es zu spät. 

CopperyWhere stories live. Discover now