•36•

3.5K 96 6
                                    

"Hallo Oli", begrüßte ich unseren Mitbewohner. Leicht verwirrt blickte er von der Akte, die er gerade angesehen hat, auf. Sein Blick wurde skeptisch und auch fragend. "Wir sind wegen Kai Voigt hier.",klärte Stephan auf. Oli nickte und musterte mich noch besorgt, bevor er sich die Akte nochmal ansah. "Ich stehe ja eigentlich unter Schweigepflicht, aber da ich durch Franco die Geschichte schon mitbekommen hab, mach ich mal ne Ausnahme. Grundsätzlich ist er stabil, aber ein paar Verletzungen mache mir ein bisschen Sorgen, deshalb wird er noch ein paar Tage hier bleiben. Die Zimmernummer ist 304. Ach und übrigens er ist sehr eingeschüchtert und hat kaum ein Wort gesprochen.",erklärte Oliver ausführlich. Ja, das ist Kai. Also marschierten Stephan und ich los.
Mit teils verängstigten und auch überraschten Blick, sah er zu uns, als wir das Zimmer betraten. Er hatte sich echt verändert. Die Sorge um seinen Bruder stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Aber ich brauche ja gar nichts sagen, mir doch auch die meiste Zeit. "Wie geht's dir?", Erkundigte ich mich sofort. Er zuckte nur leblos mit seinen Schultern und ließ sich zurück ins Kissen fallen. Etwas fragend beobachtet er Stephan, der daraufhin den Kopf schüttelte. In der Zwischenzeit habe es natürlich noch nichts neues. Wenn wir nur wüssten, wo Yannis wäre, dann könnte man ihn wenigstens beschützen. Wir unterhielten uns noch eine Zeit lang mit Kai, bis irgendwann Oli rein kam. "Ich möchte euch euren netten Plausch ja wirklich nicht vermiesen, aber Kai braucht Ruhe, es wäre besser wenn du jetzt ein bisschen schlafen würdest", sagte er freundlich und machte eine heraus winkende Geste. Entschuldigend sah ich zu Kai und umarmte ihn noch kurz bevor wir gingen. Der Arzt war schon wieder fast verschwunden, als er sich nochmal zu uns umdrehte:"Ach übrigens Robin ist auf der Aufwachstation. Ihr könnt ruhig zu ihm. Franco ist schon da." Ein fettes Lächeln zierte innerhalb Sekunden mein Gesicht und ich blickte bittend zu Stephan. Dieser nickte und auch bei ihm konnte man die Freude erkennen. Immerhin war Robin ja auch sein Kollege und Freund.
Vorsichtig klopfte ich an das Zimmer und öffnete die Tür. Franco, der neben dem Krankenbett meines Bruders saß, blickte zu uns und lächelte kurz. Leise betraten wir den Raum. Stephan redete kurz mit Franco über Kai. Ich setzte mich derweil auf einen zweiten Stuhl neben das Bett. "Wach auf", flüsterte ich meinem Bruder leise zu. Ich will ihn wieder haben. Wieso kann es nicht so sein wie immer?
"Kira?", Kam es plötzlich sehr leise aus der ecke von Robin. Blitzschnell lag mein Blick auf meinem Bruder, der gerade mit dem Tageslicht kämpfte. Erfreut warf ich auch einen Blick zu Franco und Stephan, die erst ein paar Sekunden brauchten um zu begreifen was denn gerade passierte. "Ich hol Oli", meinte Franco und verschwand aus dem Zimmer. "Na? Wie geht's du Langschläfer", begrüßte Stephan seinen Kollege schmunzelnd. "Was ist denn überhaupt passiert", meinte dieser leicht verwirrt und sah sich um. "Erinnerst du dich nicht?", Kam es auf einmal von Oli, der das wahrscheinlich mitgehört hatte. Langsam schüttelte mir Bruder mit dem Kopf. "Okay, das ist ganz normal. Ich würde euch jetzt bitten Mal raus zu gehen, da ich noch ein paar Untersuchungen machen müsste. Außerdem braucht er, wie Kai, noch viel Ruhe.", erzählt und Oliver und schickte uns somit aus dem Zimmer.
Ganz zufrieden war ich damit jetzt nicht, aber ich konnte wenigstens kurz mit Robin reden. Ich bin so froh, dass er wieder wach ist. Bald wird wieder alles normal. Hoffe ich zumindest. "Kleine, ist alles in Ordnung bei dir?", unterbrach Franco meine Gedanken. Dadurch bemerkte ich auch, dass meine Augen angefangen haben zu Tränen. Wein ich etwa? Das hab ich garnicht mitbekommen? Verwirrt nickte ich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. "Franco, ich glaub wir gehen besser. Es ist schon spät und ich glaub, dass Kira heute schon genug erlebt hat.",sagte Stephan leise zu dem Rettungssanitäter. Jedoch immernoch so laut, dass ich es hören konnte. Augenverdrehend drehte ich mich um und lief Richtung Ausgang. Doch sofort wurde ich am arm festgehalten und ein bisschen zurückgezogen. "Hey, was wird das jetzt?",erkundigte sich Franco. Ich zuckte zusammen. "Nicht anfassen, bitte", flehte ich und befreite mich aus seinem Griff. Zu viele Erinnerungen kamen dadurch gerade hoch. Erschrocken nahm der Mann seine Hände von mir weg:"Tut mir leid, wollte ich nicht."
Flashbacks kamen hoch und es fühlte sich so an, als würde dort nicht Franco stehen, sondern mein Vater. Angst kam in mir hoch und ich begann zu schluchzen. "Geh weg. Bitte. Lass mich in Ruhe.",  murmelte ich verzweifelt. Ich will das nicht. Ich will nicht dass er mich schlägt. Ein abruptes rütteln an meinen Schultern ließ mich wieder in die Realität zurück kommen. Ich saß zusammen gekauert auf dem Boden und vor mir kniete, was 'ne Überraschung, Oli. Ich bin im Krankenhaus. Nicht bei meinem Vater. "Kira. Verstehst du mich?",erkundigte dieser sich, während er meine Pupillen überprüfte. Ich nickte.
"Was war denn los?", wollte er wissen. Besorgnis schwang in seiner Stimme mit.
"Ich will einfach Heim. Bitte", bat ich ihn leise, ohne eine Antwort zu geben. Der Arzt, tauschte Blicke mit Franco und Stephan aus und nickte letztendlich. "Meinetwegen. Sind ja genug Leute bei dir.", Gab er mich frei und half mir noch hoch. Gemeinsam mit Franco und Stephan, ging ich dann zum Auto. Während der Fahrt, bekam ich natürlich viele besorgten Blicke zugeworfen. Die ganze Zeit, musste ich an vorhin denken. Es war natürlich klar, dass sowas wieder passieren würde, aber wieso jetzt? Und wieso bei Franco? Nach kurzer Zeit Fahrt, waren wir endlich wieder Zuhause. Langsam schlenderte ich Richtung Haustür, die mir von Stephan aufgehalten wurde, als ich auf einmal ein schluchzen vernahm.

-----------------------------------------------------------------------
Wie geht's euch soo?
Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Where stories live. Discover now