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Mehrere Versuche hatten die drei schon gebraucht um mir endlich ein Wort zu entlocken. Aber die Angst war immer noch zu groß. Ich wusste nichtmal vor was ich genau Angst hatte. Es war nichtmal mehr wirklich die Angst vor den Konsequenzen.
Vielleicht war es wirklich nur die Sorge, dass das alles nochmal passiert. Diese ganzen Beleidigungen. Dieser Hass. Die Trunkenheit. Ich kam da nicht drauf klar.
"Kira schau mich an.",forderte mich Phil auf. Ich tat es und blickte direkt in seine braunen Augen. Zitternd klammerte ich mich um meine Beine.
"Du musst keine Angst haben. Es ist vorbei. Aber du bist verletzt und das ziemlich arg. Lass mich wenigstens Mal auf deine Wunde schauen und diese verarzten. Du musst nichts sagen oder irgendwas tun. Du kannst genauso bleiben wie gerade", seine Stimme war beruhigend. Dennoch nahm mir das nicht die Angst, vor irgendwie allem. Von mir aber kam immernoch keine Reaktion. Ich war wie eingefroren. Und immernoch viel zu sehr unter Schock überhaupt irgendein
Zeichen von mir zu geben. Phil und Franco sahen sich leicht verzweifelt an und auch Robin wirkte ratlos und besorgt. Vorsichtig und sehr langsam kam Phil auf mich zu. Ich bemerkte, wie mein Herz wieder schneller schlug.
"Ich bin ganz vorsichtig. Versprochen",sprach er ruhig und drehte meinen Kopf leicht zu ihm hin. Ein zucken durchfuhr meinen Körper, doch das war auch die einzige Reaktion, die ich derzeit zeigte. Er sah sich die Wunde an und bat dann Franco um eine Kompresse, die der Notarzt provisorisch an meiner Stirn befestigte. Dann wich er wieder zurück und  ging mit Franco kurz zur Seite. "Ich hätte wissen müssen, dass du hier bist.", murmelte Robin leise und setzte sich mit etwas Abstand neben mich. Langsam bewegte ich meinen Kopf zu ihm. Ich blickte ihn stumm an und ließ weitere Tränen über mein Gesicht laufen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, als ich hier saß. Wie lange das wohl schon der Fall war?
Mir fiel auf, dass viele Personen schon von den Beamten weggebracht worden sind. Beim weiteren analysieren des Gartens, sah ich dann sie. Sie saß auf dem Boden, vor ihr ein Sanitäter. Sie faselte wirres Zeug. Das konnte ich sogar von hier erkennen. Man Melina wieso musstest du auch so viel trinken. Im Augenwinkel sah ich wie Phil und sein Kollege wieder zurück kamen. Wahrscheinlich mussten sie sich besprechen wie sie weiter vorgehen. Man ich will ja auch nicht mehr hier sitzen. Die ganze Zeit diesen scheiß Garten, nur von blauen Lichtern bestrahlt, vor mir zu sehen. Aber es geht nicht. Ich kann und will es nicht. Ich will weg hier. Einfach weg. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass mir dieses Erlebnis einen ziemlichen Rückschlag in meiner Psyche auslöst. Und wieder einmal schluchzte ich. Ich hab Angst und schmerzen. Kann das nicht alles aufhören. "Ich bin mir halt auch nicht sicher, ob es jetzt was bringt Alex zu holen,  als Vertrauensperson. Wenn sie sich nichtmal bei Robin beruhigt. Immerhin ist es ihr Bruder.", hörte ich Franco zu Phil sagen. Der kniete sich schulterzuckend zu mir und sah mich wieder sehr besorgt an.
Ein leiser Seufzer entwich Robin, als Moritz ihm hoch half. Ich glaube Moritz hatte die Situation ganz gut erkannt, denn auch Robin ist dezent überfordert.
"Folgendes Kira. Ich würde dir jetzt, wirklich nur zu deinem besten einen Zugang legen und ein leichtes Beruhigungsmittel geben. Deine Wunde muss eventuell genäht werden und auch der Schock tut deinem Zustand nicht weiter gut. Allein wenn man sich deinen Puls anschaut",erklärte er mir sein Vorhaben. Wieder blickte ich ihn nur an. Doch diesmal mit weit aufgerissenen Augen. Dann schaltete sich Franco, der im Gegensatz zu Phil links neben mir war:"Kleine schau Mal bitte kurz zu mir"
Wieso hörte ich überhaupt auf ihn? Ich wusste doch genau, dass das ein Ablenkungsmanöver war, dass Phil mir den Zugang legen kann. Aber dennoch ließ ich es über mich ergehen. Ich will ja eigentlich auch, dass es aufhört. Franco erzählte mir irgendeine Geschichte. Aber ich hörte nicht wirklich zu, sondern starrte wieder nur leblos ohne irgendwelche Reaktionen vor mich hin. Könnte aber auch an dem Beruhigungsmittel wirken. Langsam wurde ich immer müder. Aber ich wollte nicht nachgeben. Auch wenn es mich immer mehr Kraft kostete hielt blieb ich auf zwang wach. Sackte aber trotzdem langsam zusammen. Vorsichtig hob mich Robin hoch und legte mich auf die Trage, die schon von einem anderen Sanitäter geholt wurde. Schlapp, verängstigt und zitternd lag ich nun da und sah mit meinem leblosen Blick umher. Doch spätestens im RTW konnte ich meine Augen einfach nicht mehr offen lassen. Anfangs  bekam ich meine Umgebung noch ein bisschen mit doch irgendwann war ich dann weg. "Schlaf ruhig Kira. Wir sind da, alles ist gut", flüsterte Phil noch beruhigend. Das war das letzte, was ich hörte. Ich verfiel in einen Traumlosen Schlaf. Die Ankunft in der Klinik und auch das was danach passierte bekam ich nicht mehr mit. Wach wurde ich erst in einem Krankenzimmer der Klinik am Südring. Der Helligkeit zu urteilen, ist es schon längst Tageszeit. Trotzdem war es viel zu hell. Und müde bin ich immernoch. Drum herum mich aufzurichten kam ich aber nicht, denn die Tür zu dem Raum öffnete sich und ich konnte Alex und Robin erkennen. "Sie ist wach", sagte Alex leise zu meinem Bruder. Ebenfalls leise schlossen sie die Tür und kamen lächelnd auf mich zu. Und da war sie wieder. Die Angst. Das genau gleiche Gefühl wie in dem Garten. Zitternd klammerte ich mich an meine Decke und starrte nach oben. Es kann doch nicht sein, dass ich bei den Personen, die mir normalerweise am nächsten stehen jetzt schon Angstzustände bekomme. Auf eigene faust probierte ich es in den Griff zu bekommen. Ich konzentrierte mich sehr auf meine Atmung und probierte mir klar zu machen, dass nichts passieren kann und auch nicht wird. Die beiden hatten sich inzwischen Stühle geschnappt und haben nun neben dem Krankenbett platz genommen. "Vor was hast du Angst Kira? Niemand wird dir etwas tun und dir wird hier nichts passieren. Wir passen auf dich auf.", redete Alex beruhigend auf mich ein. Er hat Recht. Mir kann nichts passieren. Aber das ist es nicht. Da ist noch so ein anderes Gefühl. Es liegt nicht an den beiden oder irgendwelchen anderen. Es ist einfach die Angst vor Menschen die sich so kurzfristig in mir gebildet hatte. Was diese nämlich so alles anstellen konnten hat man ja gesehen.

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So, das war jetzt aber auch das letzte Kapitel für heute. Morgen geht's weiter :)
Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt