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Nachdem ich mit Robin, Moritz und Stephan auf die Wache gefahren bin und dort meine Aussage dokumentiert wurde, durfte ich den restlichen Vormittag dort verbringen. Mein Bruder bestand darauf, da sonst keiner Zuhause war. Als ob ich ein Kleinkind wäre und einen Aufpasser bräuchte. Gegen Mittag würde mich dann einer von den Rettungsdienstlern abholen. Somit saß ich nun schon mehrere Stunden gelangweilt hier. Vorerst hatte ich mich mit meinem Handy beschäftigt, doch auch das ließ mich nach einer Weile im Stich. Da ich es diese Nacht nicht geladen hatte, war der Akku dementsprechend niedrig und sehr schnell leer. Und weil so gefühlt alle momentan beschäftigt waren, tigerte ich seit mindestens 10 Minuten unruhig im Aufenthaltsraum umher. Über Robin hat mich bereits die Nachricht erreicht, dass Jacky mich in ungefähr einer halben Stunde holt, solange kein Einsatz kurz vor schichtende reinkommt. Wollen wir das mal wenigstens hoffen. Irgendwann war auch das warten geschafft. Ich war noch nie so froh die junge Frau zu sehen.
Auf dem Weg nachhause machten wir noch einen kleinen Abstecher in eine Imbissbude und holten uns jeweils einen Döner. Jacky hat mir schon auf dem Revier erzählt, dass sie absolut keine Lust mehr hat etwas zu kochen. Anscheinend war ein Einsatz ziemlich nervenaufreibend, denn nach dem, eher ungesunden, Essen verkrümelte sie sich sofort in ihr Zimmer. Eigentlich kenne ich das garnicht von ihr, aber vorsichtshalber ließ ich sie in Ruhe.
Ich hingegen setzte mich im Wohnzimmer aufs Sofa, welches ja schon bald mein Stammplatz war und schaltete den Fernseher ein. Mein Handy lud währenddessen in der Küche auf. Obwohl, zu meinem Glück, so gut wie alles im TV Recht unspannend war, verbrachte ich doch die meiste Zeit davor. Um genau zu sein den ganzen Mittag. Erst später trafen nach und nach die anderen ein, wodurch es dann deutlich angenehmer wurde.
"Wo ist Jacky?", fragte Franco, der soeben mit Phil, Dustin und Oli das Haus betreten hatte. Wenn ich mich nicht ganz täusche, schwang Besorgnis in seiner Stimme mit.
"In ihrem Zimmer", antwortete ich unsicher. Dass Jacky nicht war wie sonst, ist mir natürlich aufgefallen, aber wenn selbst Franco, dass schon bemerkt hat, muss ja etwas mit ihr sein. Dankend nickte der Sanitäter und lief die Treppen nach oben. Ich vermute mal zu Jacky.
Nachdenklich sah ich ihm hinterher. Ich hoffe es geht ihr gut. Die beiden Notärzte unterbrachen letztendlich meinen Gedankengang, in dem sie sich unterhaltend auf die Couch setzen. Mein Blick lag jetzt nicht mehr auf der Treppe, sondern auf einen undefinierten Punkt mitten in der Luft. Obwohl ich nichtmal über eine gewisse Sache nachdachte, schweifte ich komplett aus der Realität ab. Weswegen ich mich umso mehr erschreckte, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Abrupt schnellte mein Kopf in die Richtung. Phil und Oli hatten ihr Gespräch anscheinend pausiert, denn sie sahen mich beide besorgt an. Ich war momentan mehr als verwirrt. "Was war denn los?", erkundigte sich Oliver. Das wüsste ich selber gerne. Bevor ich etwas sagen konnte, ließ uns ein lautes Türknallen aus dem oberen Stockwerk aufhorchen. Kurz darauf ging jemand mit schnellen Schritten die Treppe herunter. Es war Jacky, die uns so gut wie garnicht beachtete. Man konnte dennoch deutlich erkennen, dass sie geweint hatte. Wenige Sekunden später wurde dann auch die Haustür zugeschlagen. Ohne zu überlegen sprang ich auf, zog mir in Windeseile Schuhe an und verließ das Haus. Wäre sie mit dem Auto gegangen hätte man das gehört und am Schlüsselbrett ist sie sowieso vorbeigelaufen. Schnell scannte ich die Umgebung ab und sah sie gerade noch um die Ecke biegen. Ihr Gang war immernoch genauso schnell wie eben. Umso schneller nahm ich die Verfolgung auf. Dass mich die paar Leute, die mir entgegenkamen sehr skeptisch anblickten ignorierte ich mal. Aufgrund des zeitlichen Vorsprungs war Jacky deutlich weiter als ich. An der Ecke, an der ich sie zuletzt gesehen habe angekommen, blickte ich erneut durch die Gegend, konnte sie aber nirgends erkennen. Ich stand an einer kleineren Kreuzung, sie könnte überall lang gegangen sein. Außerdem hab ich durch das rumstehen hier wieder viel Zeit verloren, also ist es so gut wie sinnlos sie jetzt noch einzuholen. Auch wenn ich den richtigen Weg nehmen würde. Frustriert atmete ich aus und drehte mich wieder um. Langsam schlenderte ich wieder zurück. Ich machte mir tierische Sorgen um Jacky. Eigentlich hatte ich sie sehr entspannt kennengelernt. In so gut wie allen Fällen blieb sie ruhig und behielt einen kühlen Kopf. Ihr Verhalten heute war einfach absolut nicht ihre Art. Sonderlich länger konnte ich mir darüber aber keine Gedanken machen, denn hinter mir vernahm ich einen lauten Knall und einen schrillen Schrei. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich um. Der Anblick, der sich bot hatte mir gerade noch gefehlt. Die ersten Sekunden, stand ich wie unter Schock und musste mich erstmal sammeln. Meine Beine waren wie festgewachsen. Ziemlich ungünstig in so einer Situation.

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Was meint ihr, was mit Jacky ist?:c

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Where stories live. Discover now