•103•

1.8K 66 2
                                    

Mit gesenkten Blick trat ich in die Wache. Ohne aufzuschauen hört ich die Stimme meines Bruders vom Ende des Flures kam. Am liebsten würde ich ihn damit konfrontieren wie sehr ich von ihm enttäuscht bin, aber ich hielt mich zurück. Was bringt es denn? Glauben tut mir jetzt auch keiner mehr. Von dem Beamten, der am Tresen stand wurden wir in ein Büro dirigiert, indem wir dann noch auf Oli warten mussten. Sofern ich richtig hörte, stand der noch draußen und redete mit Robin. Ich will hier weg. Ich bin nicht Schuldig, wieso will das keiner begreifen? Ich sollte garnicht hier sein. Absolut nicht. Trotzdem befinde ich mich hier. Wie schon so oft in letzter Zeit. Ich dachte zurück zu den Typen, die mich gezwungen hatten das Gras zu verkaufen. Wenn die das in meiner Akte stehen haben, dann gibt's offiziell noch einen Grund mir nicht zu glauben. Ohne dass ich es wollte lief mir die erste Tränen über das Gesicht, die ich schnellst möglich beseitigte. Es bringt jetzt nichts rumzuheulen. Genau genommen hatte ich die Hoffnung schon mehr als aufgegeben. Ich bin am Arsch, aber was soll ich dagegen tun? Mehr als meine Aussage machen kann ich jetzt auch nicht. "So, woher kennst du denn den Kai", begann der Polizist, als Oli nun auch eingetroffen war. Robin war ebenso hinzugekommen, hörte aber vorerst nur zu und beobachtete mich, wie jeder andere in diesem Raum. "Aus dem Heim", antwortete ich leise und ziemlich monoton. Ich hatte aufgegeben. Ich wollte das eigentlich nicht, aber momentan gab es keinen wirklichen Grund für meine Unschuld zu kämpfen. "Hast du ihn vorhin getroffen?", Befragte er mich weiter. Diese Frage hatte Mal so absolut garnichts mit der vorherigen zu tun. "Ja", meine Stimme war nach wie vor leise und mein Blick lag ununterbrochen auf dem Boden.
"Aber da hatte er das Zeug schon", hängte ich noch dran. Vielleicht sollte ich ihnen schon ein paar mehr Informationen liefern.
"Und woher weißt du das?", wollte der ander, ich glaube Schmidt heißt der, wissen. Ein leiser Seufzer entwich mir. Diese ganze Fragerei geht mir jetzt schon auf die Nerven. Trotzdem werde ich da jetzt Durchmüssen. "Ich hab ihn gefragt, was er hier macht und da hat er es mir halt gezeigt.", erklärte ich. Kurz spielte ich auch mit dem Gedanken zu sagen, dass er regelmäßig dort ist und Stoff holt, aber ich wollte Kai jetzt auch nicht verpetzen. Er hat wahrscheinlich jetzt auch schon genug Stress dadurch. Warum müssen die ihn denn auch erwischen? Und dann auch noch mit mir? Das ist wieder so ein Tag, an dem ich lieber hätte im Bett bleiben sollen.
"Nachdem du relativ schnell gegangen bist hast du ihn ja noch eine Nachricht geschrieben", der Beamte zeigte auf das Handy, welches vor ihm lag, Kai's Handy,
"Wie war das gemeint?" Unauffällig verdrehte ich die Augen. Soll ich ihnen gleich noch aufs Detail meinen ganzen Tagesablauf erzählen oder wie?
"Ich hab ihm gesagt, dass er sich Hilfe holen soll und dann musste ich halt ziemlich schnell los", gegen Ende wurde ich erneut leiser. Bestimmt werden sie gleich noch nach dem Grund fragen, wieso ich denn weg musste. Und da wird es dann wieder kritisch. Ich meine, wer wird mir glauben, dass ich weggegangen bin, wegen Robin. Aus deren Sicht ist das so verdammt auffällig. Ich kann es nur wiederholen, ein riesiges Schlamassel in das ich reingeraten bin und voraussichtlich so schnell nicht mehr rauskomme.
Kaum ein paar Sekunden später kam dann auch die Frage:"Warum musstest du so schnell weg" Kurz überlegte ich ihnen eine Lüge aufzutischen, aber ob das die beste Idee ist weiß ich nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist zu groß, dass ich mich zu sehr verstricke. Außerdem spricht ja theoretisch nichts dagegen einfach die Wahrheit zu sagen. So wird Robin halt erfahren, dass es an ihm lag, aber eine Information mehr ändert jetzt auch nichts. Ich hob meinen Blick, sah zu meinem Bruder und wieder zu den anderen beiden Beamten. "Wegen Robin", flüsterte ich.
Ich hab keine Ahnung, wieso ich plötzlich so unsicher darüber war. Vielleicht war es nur die Angst, die sowieso schon sehr groß war, dass sie mir nicht glauben. Fragende Blicke sahen mir entgegen. Ich werde ihnen wohl die ganze Geschichte erzählen müssen. Wieder seufzte ich auf, holte dann aber tief Luft und wendete mich an Robin:"Du hast gesagt, dass ich mich nicht mehr mit Kai treffen darf. Ich wollte einfach nicht, dass du uns siehst. Wer weiß wie du reagiert hättest."
Vergeblich probierte ich die aufkommenden Tränen aufzuhalten.
Ich will hier jetzt nicht weinen. Trotzdem machten meine Emotionen nicht das was ich wollte.
Im Augenwinkel sah ich, wie Herr Westerhoven zu Robin sah, welcher daraufhin bestätigend nickte. "Kira schau mich an", wies mich mein Bruder an. Vorisichtig hob ich den Kopf und blickte ihn an. "Sag ehrlich, hast du mit dem Zeug gedealt?", so eine Nummer ist das also. Eigentlich eine gute Strategie. Jeder der mich einigermaßen kennt, weiß dass ich Personen, die mir nahe stehen nicht wirklich glaubwürdig anlügen kann.
"Ja. Ich hab nichts damit zu tun", sprach ich mit überraschend fester Stimme. Wieder nickte er. "Ich glaube ihr", fällte Robin sein Urteil. Überrascht blickte ich zu ihm. Ein Funken Hoffnung tauchte wieder auf, denn nun stand wenigstens einer hinter mir. Viel mehr brauchte ich in diesem Augenblick garnicht.

-----------------------------------------------------------------------
Ideen für Sachen, die noch alle passieren könnten?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Donde viven las historias. Descúbrelo ahora