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Längere Zeit gab es nur Blickkontakt zwischen uns. Da es dabei blieb, drehte ich mich um und wollte wieder gehen.
"Pass auf, dass deine Stockbeinchen nicht brechen", rief einer mir noch nach. Jetzt reicht es. Wütend legte ich die Packungen beiseite und lief auf den Typen zu. "Pass lieber du auf", raunte ich ihm entgegen und schuckte ihn nach hinten. Auch er wurde nun wütend und ging auf mich los. Leider war er deutlich aggressiver und dachte sich, dass er direkt zuschlagen musste. Und zu meinem Glück traf er natürlich auch. Mit der hand an meinem Auge taumelte ich zurück. Scheiße tut das weh.
Bevor ich jedoch hinfiel, wurde ich von zwei Armen gepackt. "Was ist hier los?", fragte Phil und nahm meine Hand von meinem Auge weg. Sein Blick war skeptisch, aber bevor er weiteres sagen konnte, kam Paula dazu. Da sie nun bei mir war ergriff Phil die Chance, um den Hergang zu klären. Die Jungs waren immernoch sehr aggressiv und ich hörte sie immer wieder irgendwelche Schimpfwörter sagen. Eigentlich hatte noch nie jemand etwas darüber gesagt, dass ich so dünn bin. Deshalb tat es umso mehr weh sowas zu hören. "Hier", Paula hielt mir ein Tempo hin. Meine Nase hatte angefangen zu bluten. Anscheinend hatte die auch was davon abbekommen. "Der Ladeninhaber hat schon die Polizei gerufen", gab Phil eine kurze Rückmeldung. Der Ladenbesitzer ist mir noch garnicht aufgefallen, obwohl dieser wahrscheinlich auch schon etwas länger dabei steht. Mit einem kleinen Schwindelanfall lehnte ich mich an Paula, die mich sowieso schon festhielt.
"Setz dich mal lieber hin", bat sie mich und nahm einen kleinen Hocker. Auf diesem nahm ich platz und stützte meinen Kopf in meine Hände ab. Wirkliche Kreislaufprobleme hab ich nicht wirklich, ich schätze es ist einfach nur die Aufregung. Ohne aufzuschauen konnte ich Schritte vernehmen, die wie sich herausstellte zwei Beamten gehörten. Nach einem kurzen Blick in die Richtung verdrehte ich die Augen. Zu meinem absoluten Glück mussten es natürlich Robin und Moritz sein. Genauso erfreut, wie ich ihn ansah, schaute mein Bruder zurück und kam dann auf mich zu, während sie Kollege sich die anderen vorknüpfte. "Was ist hier passiert?", fragte er eher Paula und legte mir die Hand auf die Schulter. "Musst du sie fragen, ich bin erst dazugekommen, als sie so war.", antwortete Paula.
"Denkst du sie muss ins Krankenhaus?", Wollte Robin von der Notärztin wissen. Aus dem Augenwinkel konnte ich ein Kopfschütteln von ihr beobachten.
"Kannst du mir kurz schildern was passiert ist", wendete er sich an mich und kniete sich vor mich hin. Ich sah ihn an und holte tief Luft. Eigentlich wollte ich so etwas direkt wieder aus meinem Hirn löschen, anstatt nochmal zu wiederholen. Ohne eine Antwort sah kurz ich zu den Jungs. Einer von ihnen sah ebenfalls zu mir und warf mir einen einschüchternden Blick zu. Leicht erschrocken sah ich wieder weg und bemerkte Robin, der mich genaustens beobachtete. "Schau mich an, was ist passiert?", redete dieser auf mich ein. Unsicher fixierte ich wieder meinen Bruder.
Mich sträubte es das alles zu wiederholen. Ich weiß nicht wieso, aber es tut einfach so weh allein daran zu denken.
Seufzend schaute der Beamte zu Paula, die wahrscheinlich ebenso ratlos war und stand wieder auf. Ohne noch etwas zu sagen ging er zu seinem Kollegen und so wie es aussah, tauschten sie kurz Infos aus. Inzwischen war auch Phil wieder bei Paula und mir und unterhielt sich mit der Frau. Erneut stützte ich den Kopf in meine Hände ab. Doch das konnte ich dann auch nicht lange machen, da Robin schon wieder zu uns kam. "Also, die jungen Herren haben ausgesagt, dass du sie ohne Grund angegangen wärst und der Schlag Notwehr gewesen wäre. Stimmt das?", klärte er uns auf und blickte mich forschend an. Ich denke es ist Zeit, reinen Tisch zu machen, denn durch die Aussage von denen bin ich richtig am Arsch. "Nein tut es nicht.", fing ich leise an, "Ich war nur Chips holen und dann haben die angefangen dumme Sprüche zu machen. Ja, ich bin aggressiv geworden, aber ich hab ihn nur geschubst und das nicht Mal Dolle" Die Blicke lagen nun alle auf mir.
"Was haben sie gesagt?", hinterfragte der Polizist. Inzwischen hatte er auch sein Notizbuch zur Hand genommen und ein paar Stichworte darin notiert. Ein lautes ausatmen meinerseits war zu hören.
"Dass ich die Chips sowieso wieder auskotzen würde, weil ich so dünn sei und dass ich aufpassen soll dass meine, Zitat, Stockbeinchen, nicht brechen", meine Wut auf diese Leute stieg Wort für Wort. Von Phil konnte man einen fassungslosen Seufzer hören. Von meinem Bruder kam nur ein nicken:"Bin gleich wieder da."
Und schon war er wieder bei Moritz. Wieso muss denn sowas immer mir passieren. Und dann noch heute. Ich dachte wenigstens heute kann ich Mal einen ruhigen Tag verbringen. Nach wie vor beobachtete ich die zwei Beamten und die drei jungen. So wie es aussah, gab es nun sich eine kleine Aussenandersetzung zwischen den dreien, denn Moritz nahm sich einen beiseite. Ich hatte das Gefühl, dass er die Wahrheit sagt. Vielleicht war das aber auch nur die Hoffnung auf weniger Stress. Ich war schon wieder an einem Punkt angelangt, an dem ich einfach die Augen zumachen will, solange bis alles vorbei ist. Nur schade, dass das einfach nicht möglich ist.

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Was denkt ihr, macht der Junge eine ehrliche Aussage?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Where stories live. Discover now