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Die Fahrt ins Krankenhaus verlief, bis auf die Tatsache, dass ich mich zweimal übergeben musste und dadurch dann komplett erschöpft war, eigentlich ganz in Ordnung. Franco meinte, das käme von ner Gehirnerschütterung und wenn ich mich Recht erinnere, dann hab ich meinen Kopf beim Aufprall ja auch am vorderen Sitz angeschlagen. In der Klinik würde ich dann letztendlich stationär aufgenommen. Ein paar Tage zur Beobachtung. Außerdem wurde noch festgestellt, dass zwei meiner Rippen angeknackst waren und somit musste ich mich dann nochmal mehr schonen.
So lag ich nun hier. Alleine, gelangweilt und in ständiger Sorge um Alex. Man wollte und konnte mir bis jetzt noch keine weitere Auskunft über seinen Zustand geben. Was ich mega unfair fand, da er bestimmt sofort Infos bekommen würde, wie es mir geht. Okay, vielleicht aber auch nur, weil Alex hier alle kennt.
Müde schrieb ich mit Felia, die wenn man's genau nimmt eigentlich nichtmal am Handy sein sollte, da sie Mittagschule hat und Handys im Schulgebäude sowieso verboten sind. Aber ich hatte kein Problem damit, ganz im Gegenteil ich war eher froh darüber. Zum anderen auch, weil ich den zweien, Eva las mit, Rückmeldung über Melina geben konnte. Daraufhin folgten nur aufmunternde Worte, die ich momentan echt brauchen konnte. Heute konnte echt Freitag der 13. sein, so beschissen wie hier alles läuft. Stattdessen war aber Dienstag. Dienstag der zwanzigste. Warte mal. Das heißt ja, dass ich Übermorgen Geburtstag habe. Das hab ich ja komplett vergessen. Zu feiern hatte ich jetzt sowieso nicht vor, aber den Tag im Krankenhaus zu verbringen ist jetzt auch nicht toll. Naja, wenn ich so zurückdenke, an all die Jahre, als ich noch bei meinem Leiblichen Vater gewohnt hatte, da war mein Geburtstag auch ein normaler Tag wie alle andere. Somit sollte ich dann eigentlich kein Problem damit haben. Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich zur Tür schauen. Rein kam Robin, gefolgt von Stephan. "Na? Wie geht's dir?", begrüßte mich Stephan und setzte sich auf das, noch in Plastik eingewickelte Bett neben meinem. "Geht", murmelte ich knapp. Mein Blick fiel auf Robin's Hand, um die sich eine Schiene befindet.
"Ist gebrochen, aber sonst bin ich anscheinend besser davon gekommen als du", schmunzelte der besagte, nachdem er meinen Blick bemerkte. Er hatte einfach nur verdammt viel Glück. Im Gegensatz zu mir und Alex.
"Wie geht's Alex?", fragte ich, nachdem mir wieder eingefallen ist, dass ich von den beiden eventuell Auskunft bekommen könnte. Ihre Gesichtsausdrücke wurden skeptisch, was mir gerade ziemliche Angst machte.
"Nicht sehr blendend. Er wird gerade Notoperiert", beichtete mir Stephan. Man merkte deutlich, dass es auch ihm nicht leicht fiel diesen Satz auszusprechen. Na gut was soll man erwarten, er ist ja immerhin sein Kumpel.
"Dieser Tag ist einfach komplett scheiße", motzte ich leise und spielte mit meiner Decke. Eine Antwort kam nicht, nur ein zustimmendes nicken. Was auch sonst, immerhin stimmte es ja auch. Nach mehreren Minuten schweigen, schafften wir es letztendlich noch ein paar Gesprächsthemen aufzugreifen, die aber nach einer Weile von dem Stationsarzt unterbrochen wurden, da ich ja angeblich noch Ruhe brauchte. Ganz unrecht hat er damit jetzt nicht, aber es ist einfach eine Ablenkung, die mir gut tut, denn wenn keiner hier ist bin ich wieder ganz alleine mit meinen Gedanken. So wie jetzt. Ich machte mir Sorgen, dass die Angst überhand nahm und ich dann wieder so ende, wie damals auf der Grillfeier. Mit Melina. Und ihrem Bruder. Außerdem hatte ich Angst, um Alex. Ich will ihn nicht auch noch verlieren. Denn wenn dies der Fall wäre könnte ich rein garnichts mehr garantieren, was mein Leben betrifft. Meine Überlegungen wanderten zu dem Vorfall mit Robin und die mehreren Tage, die er im Koma lag. Das hat mich genauso kaputt gemacht. Und dort hatte ich ja zu allem Überfluss noch den Grund für seinen Zustand, mehr oder weniger freiwillig,  getroffen. Ich Frage mich gerade, wie der Unfall überhaupt passieren konnte und wie es dem anderen Fahrer wohl geht. Vielleicht war das ja auch Absicht?
Okay Stop. Ich mach mir schon wieder viel zu viele sinnlose Gedanken. Ein demonstratives Gähnen erinnerte mich an die Müdigkeit, die ich anscheinend, die ganze Besuchszeit über so gut wie ausgeblendet hatte. Aber was spricht jetzt dagegen sich aufs Ohr zu hauen? Auch wenn es nicht sonderlich spät ist würde mir etwas Schlaf ganz und gar nicht nicht schaden.

Schweißgebadet schreckte ich hoch.
Das Zimmer war komplett dunkel und ich zitterte. Der Unfall hatte mich, wie so viele Erlebnisse in den Traum verfolgt. Nervös kaute ich auf meiner Lippe herum und probierte mich zu beruhigen. Was genau in dem Traum passiert ist, daran möchte ich garnicht mehr länger denken. Ich hasse Alpträume.
Ich knipste das Nachtlicht, neben dem Bett an und atmete tief durch. Immer wieder musste ich mir selber einreden, dass alles nur ein Traum war. Angst hatte ich trotzdem immernoch. Und zwar um Alex. Es schien alles so real. Blutgeschmack breitete sich in meinem Mund aus. Anscheinend war meine Lippe nun offen. Na toll, auch das noch. Und schlafen konnte ich jetzt wohl auch erstmal vergessen. Denn nochmal sowas erleben will ich ganz bestimmt nicht. Immer noch dezent zitternd griff ich nach meinem Handy und schaltete es an. Daraufhin musste ich erstmal meine Augen zusammen kneifen und sie Helligkeit schnell runter drehen. Warum war denn das auch so hell? Es war gerade Mal 2 Uhr. Mitten in der Nacht also. Ein Zeitpunkt, zu dem jeder normale Mensch schlafen sollte. Aber dass ich nicht normal hin steht ja schon länger fest. So gut es ging verbrachte ich die restlichen Stunden mit spielen auf meinem Handy und irgendwann war dann auch das geschafft. Zwar spürte ich eindeutig, dass mir der Schlaf fehlte, aber ich war bis jetzt noch zu ängstlich vor einem weiteren Traum, in dieser Art. Da bleibe ich lieber noch eine Weile wach, anstatt das alles nochmal zu erleben.

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Fun fact: ich hab mir gerade ausversehen selber die Lippe aufgebissen huppsala
Was meint ihr wie geht's weiter?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Where stories live. Discover now