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Ich hatte es aufgegeben weiter nach ihr zu schreien. Zum einen, weil meine Kraft so gut wie garnicht mehr vorhanden war und zum anderen, weil ich vollstes Vertrauen in meinen Bruder hatte, der langsam und sehr leise auf sie zu schritt. Alex lenkte währenddessen Melina ab, mit irgendwelchem Gelaber. Zuhören tat ich nicht. Ich kam mir vor wie in einem Film, so spannend war es. Nur das ich in einem Film nicht mein Freundin für immer verlieren würde, wenn es schief geht. Mit zitternden Händen wischte ich mir meine Tränen vom Gesicht und starrte nach wie vor gebannt auf das Geschehen. Da ich die beiden genauestens beobachtete, merkte ich, wie sich langsam die rechte hand von Melina löste. Sie will es wirklich tun.
Robin bemerkte diese Bewegung ebenso und ab da ging alles blitzschnell. Er rannte den letzten Meter auf sie zu und umgriff ihren Oberkörper, um sie auf die andere Seite zu ziehen. Genau rechtzeitig. Als er sie auf den Boden abgelegt hatte, ließ Alex mich allein und kümmerte sich bis der RTW und dir Polizei, deren Sirenen man schon hören konnte, da waren um sie. Ich blieb einfach auf dem Boden sitzen. Immerhin hatte auch ich mindestens einen Schock und so alltäglich ist das ganze nun auch nicht, dass ich das so schnell wieder wegstecke. Also beobachtete ich das Geschehen von meiner Position. Die RTW Besatzung, die mir unbekannt war, aber anscheinend nicht Alex, begrüßte ihn und Meli und redeten kurz mit dem Notarzt. Die Beamten, welche mittlerweile auch eingetroffen waren, hatten Melinas Vater an Board, der sofort zu seiner Tochter rannte. Robin besprach mit seinen Kollegen die Tatsache, Alex ebenso. Und ich? Ich saß sinnlos auf der Straße und schaute zu. Naja was sollte ich denn auch sonst machen. Zu Melina kann ich sowieso nicht und bei Robin bin ich ebenso im Weg. Doch dieser sah das wohl anders, denn genau während meinem  Gedanken kam er zu mir und streckte mir seine Hand hin. Dankbar nahm ich sie und stand mit seiner Hilfe auf. Zwar war ich noch etwas wackelig auf den Beinen, aber auch das wurde schnell besser. Die Beamten, die gerade Melis Dad beiseite nahmen, entpuppten sich als Moritz und Hannah. Auch bei ihnen sah man deutlich, dass sie ihnen das nicht ganz egal ist.
"Sie wird in die KJP eingeliefert.", informierte Alex uns kurz, während wir den Sanitätern zusahen, wie sie die verheulte Melina in den RTW brachten. Schockiert sah ich ihn an. Auch wenn es für sie das beste ist, wünsche ich keinem in eine Psychiatrie zu kommen. Und am letzten Melina. Aber bei einem Suizidversuch kommt man wohl nicht drum herum.
"Ihr wird da geholfen ja? Mach dir keine Sorgen", kommentierte Alex meinen Blick und legte seinen Arm um mich. Wortlos blickte ich zu dem Rettungswagen, der sich langsam entfernte. "Wie lange wird sie da bleiben müssen", fragte ich leise und sah zu dem Notarzt, der das Fahrzeug ebenfalls mit seinem Blick verfolgt hatte. Daraufhin kam nur ein Schulterzucken:"6 Wochen mindestens, dann kommt es darauf an, wie sie sich macht."
Über einen Monat also. Ich werde sie so vermissen. Immerhin war sie ja bald jeden Tag bei mir. Es war kein großartig anderes Gefühl, als das welches ich hatte, als ich nicht wusste wo sie ist. Der einzige Unterschied. Jetzt weiß ich es. Sehen kann ich sie trotzdem nicht. Nachdenklich lehnte ich mich am Brückengeländer an und sah hinunter. Zwei Enten probieren gegen die Strömung zu schwimmen, schafften es aber nicht. Leicht lächelnd sah ich den zwei Tieren zu. Bei ihnen ist die Welt noch in Ordnung. Wäre es bei mir nur auch so. Ein Arm, der um mich gelegt wurde, ließ mich zusammenzucken und nach rechts blicken. Es war Alex, der auf neben mir stand und auch auf das Gewässer schaute. Müde lehnte ich mich bei ihm an. Obwohl ich genug geschlafen hatte, war ich total erschöpft. Situationsbedingt, schätz ich mal. Wie zur Hölle soll ich das denn aushalten die nächsten 6 Wochen, wenn nicht sogar noch länger. Ich brauche sie doch.
"Alles gut?", vergewisserte sich Alex, nach der langen Stille. Ich war ziemlich in Gedanken gewesen, denn ich könnte nichtmal sagen, ob er davor schon etwas zu mir gesagt hatte. "Gehen wir wieder nachhause? Ich hab Hunger", schmunzelte er und wuschelte durch meine Haare, was ich lachend mit einer Faust auf seinem Arm kommentierte.
"Abfahrt", kam es von Robin, der bis eben noch telefoniert hatte. Auch er hatte sich ein leichtes Lächeln aufgezwängt, wo ich mir nichtmal sicher war inwiefern das echt ist. Somit saßen wir dann kurze Zeit später wieder im Auto, auf dem direkten Weg zurück. Diesmal saß ich alleine auf der Rückbank,  den Kopf an die Scheibe gelehnt und mit meinen Gedanken Mal wieder bei Melina. Ich will einfach nur, dass es ihr gut geht. Aber dazu muss ich halt auch begreifen, dass sie durch den kommenden Aufenthalt in der Psychiatrie auf dem Weg dahin ist. Hoffentlich nimmt sie die Hilfe dort wenigstens an, denn wenn sie jetzt abblockt, dann wird es alles um sonst sein. Laut ausatmend wandte ich den Blick der vorbeiziehenden Landschaft an und sah zur Frontscheibe raus.
Doch bevor ich überhaupt irgendwas registrieren konnte, gab es einen spürbaren Aufprall und ich wurde nach vorne in meinen Gurt geschleudert.

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SCHAUT EUCH BITTE MAL DAS VIDEO OBEN AN, ES IST SO WAHR!

KJP=Kinder und Jugend Psychiatrie

Uff ich gönne Kira einfach keine Ruhe nhh
Und auch euch kein unspannendes Ende :P

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt