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Der nächste morgen verlief eigentlich Recht unspannend. Nachdem ich kurz im Bad gewesen bin trottete ich nach unten, wo ich dann erstmal bemerkte, dass ich immernoch meine Schlafklamotten trug. Naja ich werds überleben. In der Küche traf ich auf Stephan, Paula und Oli. Entweder die hatten heute frei oder müssen später weg. Bei genauerer Musterung der drei, ist es aber doch wahrscheinlicher, dass sie frei haben. "Moin", murmelte ich leise und setzte mich an den Tisch. Nachdem sie mich kurz bergüßt hatten führten sie dann ihr Gespräch weiter. Mir war's Recht, immerhin muss ich so nicht sonderlich viel reden. Das einzig gute bis jetzt war, dass es meinem Fuß sogar schon ein bisschen besser ging und ich einigermaßen wieder auftreten konnte. Als ich dann wenig später fertig war mit essen verschwand ich sofort wieder oben in meinem Zimmer. Auch wenn ich dort nicht sonderlich mehr tun konnte, war ich hier irgendwie lieber. Wie so oft in letzter Zeit brauche ich einfach Zeit und keine nervigen Fragen oder Gespräche. Außerdem konnte ich hier auch wieder die Ruhe finden um zu Zeichnen. Insgesamt hatte ich das in den letzten Monaten und Wochen viel zu selten gemacht. Und da es mich ablenkt, gibt es keinen besser Zeitpunkt, als jetzt.

Somit verbrachte ich dann den ganzen morgen an meinem Schreibtisch, vertieft in meine Arbeit und konnte immerhin den ganzen Stress und die Sache mit Melina vergessen. Doch kaum schätze ich diese wunderschöne Stille mal, wird sie durch das Klopfen an meiner Zimmertür unterbrochen. Augenverdrehend ließ ich den Stift fallen, denn wer auch immer das war hatte mich ziemlich erschreckt.
"Kommst du Essen", ertönte die Stimme meines Bruders, nachdem die Tür geöffnet wurde. Da mein Herz Immernoch dachte es müsste so schnell schlagen wie es geht, atmete ich erstmal tief durch bevor ich mich dann erhob und gemeinsam mit Robin runter ging. Sofort waren meine Gedanken wieder bei meiner Freundin doch bevor ich den Beamten darauf ansprechen konnte, beantwortete er mir meine noch ungestellte Frage:"Von Melina gibt's leider noch nichts neues"
Auch ein Satz, auf den ich ganz gut verzichten könnte. Wie schafft sie es denn solange wegzubleiben? Klar sie ist stur und wenn sie etwas will, dann zieht sie das auch durch, aber kann sie nicht Mal an ihren Vater denken? Oder an mich? Das klingt wieder so egoistisch. Sie ist abgehauen und ich verlange nur, dass sie an mich denkt. Toll, Kira, ganz super.
"Hi, alles klar?", begrüßte mich Alex in der Küche. Ein knappes ja beantwortete seine Frage. Obwohl es nicht wirklich glaubwürdig war, sagte er nichts mehr. Er weiß doch eigentlich wie es mir geht, die Fragen nach meinem Zustand sind nur noch überflüssig.
"Man wird sie finden, glaub mir", sprach Alex zu mir, während er meinen Teller nahm und das Essen drauftat. Mit erhobenen Augenbrauen sah ich ihn an, wandte mich dann aber meinem Essen zu.
Obwohl das auch nur darunter litt, weil meine Gabel lediglich darin herum stocherte. Ich will einfach nur ein ganz simples Lebenszeichen von ihr haben. Es würde mir schon reichen, wenn ein Hinweis bei der Polizei eingeht, dass jemand sie gesehen hat. Aber so sehr ich es mir auch wünschte, es kam nichts.
Doch gerade als ich dabei war die Gabel in meinen Mund zu schieben, vibrierte mein Handy kurz. Blitzschnell schaute ich nach und als hätte sie meinen Wunsch erhört, war die Nachricht von Melina. Aufgeregt probierte ich das Gerät zu entsperren, was natürlich die ersten zwei Male nicht klappte, da ich ausversehen die falsche Zahlen drückte. Inzwischen waren auch die anderen auch mich aufmerksam geworden und warfen mir zum Teil skeptische, aber auch besorgte Blicke zu. Endlich hatte ich es dann auch Mal geschafft und konnte die Nachricht lesen.
"Hi Kira, es tut mir alles so leid.
Ich werde dich immer lieben. Vielleicht kannst du mich ja noch retten.", lies ich immer leiser werdend vor. Gegen die Tränen die sofort in meine Augen schossen konnte ich absolut nichts mehr tun. Schluchzend reichte ich Alex das Handy, sie hatte nämlich noch ihren Standort hinterher geschickt und genau das macht mir in Zusammenhang mit der Nachricht riesengroße Angst. Höchstwahrscheinlich stand sie auf einer Brücke und will springen. "Wir müssen dahin. Einer von euch ruft die Polizei, Kira, Alex los!", ergriff Robin das Wort und sprang auf. Alex und ich taten ihm gleich und nachdem wir uns rasch Schuhe übergezogen hatten saßen wir auch schon bei meinem Bruder im Auto. Alex hatte neben mir Platz genommen, um mich einigermaßen zu trösten, doch bei der ständigen Angst, dass es jede Minute mit ihrem Leben vorbei sein könnte, war das absolut nicht einfach. Mein Handy wurde bei den anderen gelassen, um es der Polizei vorzuweisen. Meine einzige Hoffnung gerade ist einfach, dass wir noch rechtzeitig sind. Ich könntee es mir nie verzeihen, würden wir einfach zu spät sein.
Die Fahrt fühlte sich so ewig lang an, obwohl erst wenige Minuten verstrichen sind. Mein Körper zitterte konstant und auch die Tränen flossen mir unaufhörlich die Wangen herunter. Ich will sie nicht verlieren. "Scheiße, da steht sie", kommentierte Robin die Ankunft auf der Brücke. Ich folgte seinem Blick und er hatte Recht. Sie stand auf der anderen Seite des Geländers und hielt sich an den Stangen fest. Ohne zu überlegen stieg ich sofort aus und rannte Richtung meiner Freundin. Doch sofort wurde mir von Alex ein strich durch die Rechnung gemacht. Mühsam hielt er mich fest. "Langsam Kira", meinte er in gesenkter Lautstärke.
"Melina tu das nicht, bitte. Ich brauche dich doch.", schrie ich mit weinerlichen Stimme in ihre Richtung, während ich immernoch versuchte mich aus dem Griff von Alex zu befreien. Man konnte deutlich erkennen, wie sie zusammengezuckt ist. Kein Wunder bei der plötzlichen Schreierei. Auch sie zitterte und warf einen vorsichtigen Blick nach hinten. Kurzer Blickkontakt zwischen uns entstand, doch sie wich mir direkt wieder aus. Ihr Gesicht war ebenso verheult wie meins. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Robin sich ihr vorsichtig annäherte. Lass das Mal gut gehen.
"Melina hör mir zu. Ich weiß du hast es im Moment schwer, doch glaub mir es wird besser. Du bist so ein tolles Mädchen und du hast es verdient zu leben. Wir können dir helfen.", fing nun Alex an auf sie einzureden. Erneut warf sie einen kurzen Blick zu uns, doch schüttelte dann zaghaft den Kopf. "Ich kann nicht mehr", schuchzte sie und schaute wieder nach unten. Die Brücke wer viel zu hoch, als das es nur ansatzweise eine Chance gäbe zu überleben. Wieso kann sie nicht einfach auf die andere Seite kommen?
"Ich brauche dich doch", wimmerte ich so, dass sie es hören konnte und merkte, wie ich langsam zusammensackte. Da Alex mich ja immernoch festhielt, bemerkte auch er es und drückte mich vorsichtig auf den Boden. Meine einzige Hoffnung, war nun Robin, denn ihn hatte Meli immernoch nicht bemerkt.

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Hey du!
Du bist wunderschön so wie du bist und du bist es definitiv Wert zu leben, merk dir das;)
Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Where stories live. Discover now