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Zeitsprung 2 Jahre später:

"Kira? Kommst du zum Essen?", der laute Ruf von Alex schallte durch das ganze Haus. Wer noch nicht wach war ist es jetzt definitiv. Wobei mir so spontan keiner ins Gedächtnis kommt, welcher letzte Nacht Schicht hatte. Dafür waren dann heute mehrere beim arbeiten. Motiviert und auch etwas hungrig schwang ich mich aus meinem Bett und ging zur Tür. Dass ich dabei wieder über die Hälfte meiner Schulsachen stolperte, ignorierte ich tapfer. Seit dem ganzen Prüfungsstress, bin ich noch nicht dazu gekommen hier aufzuräumen. Und solange auch keiner von den anderen hier rein kommt, wird das auch nicht nötig sein.
Während ich die Treppen nach unten ging konnte ich schon den leckeren Geruch des Essens wahrnehmen. Anscheinend hatte Phil sich Mal wieder aufgerafft und sein Spezialgericht gekocht. Lasagne hatten wir tatsächlich schon lang nicht mehr gehabt.
In der Tür zur Küche konnte ich gerade noch so zur Seite weichen, als Mira lachend an mir vorbei flitzte. Franco ebenso lachend hinterher. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht sah ich den beiden hinterher. Quietschend wehrte sich die kleine, als ihr Papa begann sie durch zukitzeln. Wie viel Lebensfreude so ein kleiner Mensch mit sich bringen kann verwundert mich jedes Mal aufs neue. Auch wenn es abundzu wirklich anstrengend war, war mir Mira echt ans Herz gewachsen. Sie war wie eine kleine Schwester für mich. Wenn auch nicht biologisch. "Brauchst du noch ne extra Einladung? Essen ist fertig", neckte Robin und holte mich dadurch aus meinen Gedanken. Kurz verwirrt drehte ich mich um. Anscheinend war ich soeben komplett in meine eigene Welt abgeschweift. Immernoch grinsend setzte ich mich an den Tisch und hielt Alex, der sich gerade eine Portion auffüllte meinen Teller hin. Schmunzelnd tat er mir auch etwas auf. Heute hatte irgendwie jeder gute Laune. Aber wieso denn nicht? Es war Samstag, die Sonne schien und außerdem kommt Melina heute Mittag zu mir. Gemeinsam wollten wir auf die anstehenden Klausuren lernen, wobei das eher eine Ausrede ist. Dass wir wirklich lernen werden, glaube ich nämlich noch nicht so ganz. "Aua", zischte leise und nahm die Gabel mit dem Essen schnell wieder aus meinem Mund. Dass es etwas heiß sein könnte, was mir durch die vielen Gedanken glatt entgangen. Die, im ersten Moment besorgten, Blicke, von den dreien verwandelten sich schnell in belustigte. Ein Glück passiert ihnen das nie. Gespielt beleidigt streckte ich ihnen die Zunge raus und pustete das Stückchen auf meiner Gabel kalt.
"Hey, Zunge zeigen darf man nicht", belehrte mich Mira ernst und machte sich daran auf ihren Trip Trap zu klettern.
Es war echt niedlich, wie sie allen immer sagte, was man darf und was nicht. Da haben Franco und Jacky wohl genau gute Arbeit geleistet.

Nachdem wir gegessen hatten, wollte ich direkt wieder nach oben. Mein Zimmer sollte einen etwas besseren Zustand bekommen, bevor Meli herkommt. Zwar wusste ich genau, dass ihr das egal war, aber irgendwann muss ich das sowieso Mal aufräumen, also warum nicht gleich? Die vermeintliche Antwort zog soeben an meiner Jogginghose. Mira. Mit Kulleraugen sah sie zu mir hoch.
"Spielst du mit mir Sand-Kasten?", bettelte sie und hob ihren Zeigefinger, der nach draußen draußen deutete. Dass es so schnell geht eine Ausrede fürs Aufräumen zu finden, hätte ich auch nicht gedacht. "Liebend gerne", meinte ich euphorisch. Als wäre es das, worauf sie die ganze Zeit gewartete hätte, rannte sie nach draußen. Durch die kleine konnte ich irgendwie auch meine, nicht ganz vorhandene, Kindheit nachholen. Sie hat alles, was ich mir damals gewünscht habe. Vor allem aber zwei wundervolle Elternteile.
Kurze Zeit später fand ich mich dann im Sand wieder. Während sie sich damit beschäftigte einen Kuchen zu Backen, baute ich währendessen eine Sandburg. Vielleicht sollte ich doch Architekt werden.
Die kurze Ablenkung, die das Klingeln herstellte, nutzte Mira wohl instinktiv, um ihren Kuchen zu probieren. Kurz bevor sie sich aber ihre Finger mit dem Sand und en Mund gesteckt hat, konnte ich ihre Hand noch zurückziehen. Dass das so lecker schmeckt denke ich nicht wirklich.
"Das kannst du nicht essen, das ist ja bloß Sand", probierte ich ihr zu erklären, woraufhin sie mich nur ungläubig mit ihren blauen Augen anschaute. "Aber ich hab Hunger", motzte sie und versuchte erneut den Sand zu probieren. Schmunzelnd hielt ich sie wieder zurück und stand auf.
"Komm, wir holen uns Kekse", machte ich einen Kompromiss. Ich wusste genau, dass Franco oder Jacky nicht begeistert davon sein würde, da wir eben erst gegessen hatten, aber das ist immernoch besser als Sand. Außerdem müssen sie davon ja nichts mitbekommen. Sofort begannen ihre Augen zu leuchten und sie sprang auf. "Ich will auch Kekse" Überrascht drehte ich mich um und sah in das Gesicht von Meli. Sie grinste mich nur an. Glücklich über ihre Anwesenheit umarmte ich sie sofort und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Meine Liebe zu diesem Mädchen war immernoch genauso stark, wie am ersten Tag. Und die Hürden, die wir durch ihren Psychiatrie Aufenthalt beschritten haben, schweißten uns nur noch mehr zusammen. Ich war mehr als froh darüber, dass wir uns seit sie im Heim wohnt, immernoch genauso oft sehen können, wie vor dem ganzen. Sie ist deutlich glücklicher geworden, seit dem sie nicht mehr bei ihrem Vater wohnt. Anscheinend war das Verhältnis zwischen den beiden nicht besonders prickelnd. Hat sich ja während ihres Aufenthaltes in der Psych deutlich rauskristallisiert. Mein Blick fiel auf Mira, die sich an uns vorbei  quetschte und ins Haus ging. Mit ihren dreckigen Schuhen. Na super. Um nicht noch mehr Dreck reinzubringen, zog ich meine kurz aus ehe ich hinter Meli und mir herging. Meine Freundin hatte sich schon dran gemacht die kleine davon abzuhalten überall hinzugehen. Ich war mehr als dankbar dafür.

Zudem es noch süßer war Wenn Melina und Mira zusammen spielten oder wie gerade die Kekse verspeisten. Franco, der sich auch zu uns in den Garten gesteht hat, hatte zum Glück nichts dagegen. Widersprechen kann man gegen den niedlichen Blick von seiner Tochter aber auch nicht Mal ansatzweise. Nun saßen wir zu dritt und mit den Keksen in Sandkasten und bauten meine Burg weiter. "Eyy", Melinas lehnte ihren Kopf an meine Schulter, "Wir wären doch gute Eltern oder?" Das kam irgendwie ziemlich überraschend. War das jetzt eine indirekte Anspielung darauf, dass sie Kinder haben möchte? Naja, was würde dagegen sprechen. Noch sind wir beide zwar erst 17, aber in ein paar Jahren wäre es bestimmt möglich. Ich kann mir das besser vorstellen, als alles andere. Mit meiner Traumfrau ein Kind groß zuziehen, wäre einfach nur perfekt.
"Ja, das wären wir", antwortete ich verträumt. Das wären wir definitiv...

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Heyyoo, die liebe Flowernele hat mich auf die Idee gebracht hier noch einen schönen Epilog zu schrieben, also hab ich das Mal gemacht hihi.

Man liest sich irgendwann<3 (wahrscheinlich aber bloß in meiner anderen Geschichte)

ASDS//Problemkind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt