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"Melina ist seit gestern Nachmittag nicht mehr aufgetaucht"
Mit halb offenem Mund starrte ich Robin an. Mit dem Gedanke, dass sie nachhause gegangen ist, hatte ich völlig falsch gelegen. "Weißt du wo sie sein könnte?", fragte Stephan mich, woraufhin mich mal wieder alle ansahen. Überfordert schüttelte ich den Kopf. Melina trieb sich viel rum. Mal in der Innenstadt mal außerhalb, in den Wäldern. Sie könnte überall sein. Wirklich überall.
"Kennst du irgendwelche Plätze wo sie sich öfter aufhält?", kam es von Paula. Ihr Stimme war besorgt. Verständlich, immerhin ist Meli uns allen ans Herz gewachsen. Mein Sichtfeld würde verschwommen und erste Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich hab absolut keine Ahnung. Lediglich Vermutungen. Vielleicht ist sie auch zu ihrer Mutter gegangen. Oder irgendwo in Wald oder bei ihrem Bruder im Haus. Es gibt verdammt viele Möglichkeiten, aber da das wie gesagt alles nur Vermutungen sind, bringt das eh keinen weiter. Leise weinend legte ich meinen Kopf auf meinen Armen ab. Ich will sie wieder bei mir haben. Wenn sie es gut anstellt könnte sie für so lange Zeit wegbleiben, immerhin hat sie ja auch Sachen dabei, wie Klamotten und Snacks. Es ist alles meine Schuld, ich hätte sie aufhalten müssen. "Alles wird gut Kira. Man wird sie finden, okay? Vielleicht kannst du ja probieren sie anzurufen", tröstete Alex mich. Daran hatte ich noch garnicht gedacht. Vielleicht geht sie ja bei mir eher ran, als bei ihrem Dad. Einen Versuch ist es zumindest wert. Also stand ich auf und lief, so gut es ging, ins Wohnzimmer um ungestört zu telefonieren. Trotzdem folgte mir Alex. Ich mag das nicht, wenn mir jemand beim telefonieren zuhört. Vor allem jetzt nicht, aber wahrscheinlich hat er bloß Angst, dass ich ihm was verheimliche. "Mach bitte auf Lautsprecher", sagte er während ich ihre Nummer wählte. Kein überraschender Satz. Gespannt sah ich auf mein Handy, welches zu tuten begann. Ein gutes Zeichen, das heißt, dass sie es zumindest nicht ausgeschalten hat.
"Kira?", Meldete sie sich dann mit einer deutlich verweinten Stimme. Es schmerzte, sie so zu hören. "Hey Meli, wie geht's dir?", Tastete ich mich vorsichtig ran. Wenn ich sofort fragen würde wo sie ist, dann würde sie wahrscheinlich schneller auflegen, als ich schauen kann. Ein leiser Schluchzer kam aus dem Hörer. Ich merkte, zum Glück, wie Alex was sagen wollte und konnte ihn nicht rechtzeitig davon abhalten. Ich kenne sie und ich glaube nicht, dass das jetzt die beste Idee ist. "Mir geht's scheiße", murmelte sie und atmete erneut schluchzend ein. Alex gab mir ein Zeichen, dass ich sie dranhalten sollte. Keine Ahnung was er vorhatte aber liebend gern.
"Rede bitte mit mir. Alles in sich reinfressen ist nie gut. Außer halt essen, das ist gut", ja ich weiß, höchstprofessionelle Strategie hier, Psychologe sollte ich keiner werden, aber ich möchte sie einfach zum Lachen bringen. Ihre Welt ist gerade schon kaputt genug. Und es klappte, denn es war ein leichter Schmunzler ihrerseits zu hören.
"Ich will das nicht begreifen, das mit meinem Bruder. Ich glaub nicht, dass er das gemacht hat", gab sie mit zitternder Stimme zu. Ich verstehe sie total. Ich kann es auch nicht fassen, dass der sowas tut. Immerhin hab ich ihn komplett anders kennengelernt. Und sie ja auch. Außerdem kennt sie ihn ja schon ihr ganzes Leben lang. "Ich kann dich verstehen.
Es ist auch vollkommen normal, aber du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, vielleicht wird es sich alles ja aufklären", redete ich weiter auf sie ein. Dann war Stille. Sie sagte nichts mehr. Was denn auch. Ich wüsste an ihrer Stelle auf nicht, was ich sagen sollte. "Bist du daheim? Soll ich zu dir kommen?", stellte ich mich auf unwissend. Ein erneuter, herzzereißender, Schluchzer und ein geflüstertes Nein drang durch mein Handy.
"Wo bist du?", fragte ich sie nun ganz direkt. Ich merkte, wie mir auch langsam wieder Tränen in die Augen stiegen. Es machte mich kaputt, dass sie so traurig ist. Inzwischen war auch Alex wieder bei mir und ich hörte aus dem Hintergrund, dass Robin auch telefonierte. Vielleicht ja mit Melis Vater. Wieder war eine Weile lang Stille. Ich machte mir immer mehr Sorgen.
"Ich kann dir das nicht sagen, es tut mir leid.", murmelte sie leise. Dann brach der Anruf ab. Sie hatte aufgelegt. Frustriert schmiss ich mein Handy aufs Sofa und legte mich dazu. Das Gesicht in einem Kissen vergraben. Und schon wieder habe ich versagt. Ich hätte wenigstens fragen sollen, ob sie verletzt ist.
"Beruhig dich, kleine. Es geht ihr gut. Wir werden sie finden, versprochen", beruhigte mich Alex. Das sagt er so leicht. Wir haben immernoch absolut keinen Hinweis auf irgendetwas. Nicht mal verdächtige Geräusche konnte ich raushören.
"Ich würd sagen, wie fahren jetzt gleich zum Krankenhaus. Dann können wir dir nachher beim Bäcker noch was holen, einverstanden?", lenkte er urplötzlich von Thema ab. Das hab ich ja ganz vergessen. Ich will da nicht hin. Absolut nicht. Aber verhindern kann ich's ja schlecht. Obwohl. Mit diesem Gedanke stand ich auf und humpelte Richtung Badezimmer.
Nicht weil ich noch auf Klo musste oder so, eigentlich nur um mich einzuschließen. Ich weiß es ist nicht besonders schlau, da sie genau wissen dass ich hier bin, aber sie kommen nicht rein. Sofern sie nicht die Tür aufbrechen. Das wäre natürlich nicht so praktisch. Wie ein Häufchen elend saß ich nun an der Wand gelehnt. Meine Arme hatten meine Beine umschlungen und mit meinem Kopf nutzte ich diese Ablage aus. Ich hatte absolut keine Lust mehr. Am liebsten würde ich solange die Augen zumachen bis alles wieder gut ist. Hauptsache ich bekomm diese ganze scheiße nicht mit.

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Heyoooo, what's poppin:)))
Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Where stories live. Discover now