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Völlig in Gedanken versunken saß ich am Esstisch und starrte auf die die Kohlensäure, dessen Bläschen immer wieder im Glas Aufstiegen. Ich machte mir solche Vorwürfe die anderen da so mit reinzuziehen. Ich bin schuld daran. Ich habe ihn ins Gefängnis gebracht. Ich hab es mehr als verdient jetzt so in Fadenkreuz zu stehen. Ich will einfach nur dass es aufhört. Und vor allem dass er die anderen in Ruhe lässt. Ihm könnte ich auch zutrauen, dass er sie auch dafür verantwortlich macht, obwohl ich es war.
"Was machst du denn hier solange?", ertönte urplötzlich die Stimme von Alex hinter mir. Danke, für den erneuten Herzinfarkt, den er mir gerade verpasst hat. Bevor ich überhaupt irgendwie reagieren konnte setzte er sich neben mich und sah mich fragend an. "Nachdenken", murmelte ich, nach der Lautstärke, eher zu mir. Wieso kann eigentlich nie etwas normal sein? Warum kann ich nicht ein Leben führen wie jeder andere, normale Mensch. Ich hasse es.
Seufzend trank ich das Wasser in einem zug aus und erhob mich wieder. Natürlich nicht ohne einen, leider etwa längeren Blick, nach draußen zu werfen. Das Auto war nicht mehr da. Zumindest nicht mehr genau an der Stelle von vorhin. Vielleicht hat der Mann ja einfach nur gesehen, dass ich ihn bemerkt habe und ist um die nächste Ecke gefahren. Dem könnte ich alles zutrauen, wenn er mit meinem Vater unter einer Decke steckt. "Was siehst du?", lautete die nächste Frage von Alex. Dass er mich wahrscheinlich ebenso die ganze Zeit beobachtet, hatte ich völlig verdrängt. Leicht ertappt schaute ich zu ihm. Soll ich ihm von dem Auto erzählen? Immerhin ist es jetzt ja nichtmal mehr da. Würde er mir dann überhaupt glauben? Ich bin hier diejenige die wahrscheinlich am meisten Angst hat und das ist ein für mich ziemlich überzeugendes Argument mir nicht zu glauben. Die werden denken ich leide unter Wahnvorstellungen. "Ach nichts", wank ich knapp ab und stellte mein Glas neben die Spüle, um im nächsten Moment wieder ins Wohnzimmer zu gehen. Dort saßen immernoch alle versammelt vor der Glotze. Was sie genau anschauten interessierte mich eigentlich ziemlich wenig. Mir wäre es zwar viel lieber nach oben zu gehen, aber so wie ich sie alle kenne, werde ich dann bestimmt gleich wieder zurückgepfiffen. Sie machen sich alle nur Sorgen. Ich will nicht, dass sie sich sorgen. Es reicht ja schon, dass sie in diese ganze scheiße mitreingezogen werden. Das Schuldgefühl meinerseits machte einfach keine Anstalten auch nur ansatzweise zu verschwinden. Ich bin schuld. Eine der Hauptsätze, die sich gerade in meinem Kopf befinden. Wäre mein Leben besser gewesen, wäre ich nicht ins Krankenhaus gekommen? Vielleicht hätte Papa irgendwann selber damit aufgehört mich zu schlagen. Laut Robins Erzählungen war er ja nicht immer so. Damals hat er mich gut behandelt.
Ein kleiner Teil von mir glaubt schon immer daran, dass er sich bessern wird. Was wenn er das vor hatte und ich ihn zu unrecht ins Gefängnis gebracht habe?
Dieses Thema ist doch beschissen. Wäre es nicht schon, wenn ich mir über sowas einfach keine Gedanken machen müsste?
Tja, jetzt ist es nunmal so, da kann man nichts ändern. Vorerst zumindest.

"Willst du auch welche?", unterbrach Dustin meinen Gedankengang und hielt mir eine Schüssel mit Erdnussflips entgegen. Skeptisch musterte ich die Schale. Bis auf das Frühstück hatte ich heute noch nicht wirklich etwas gegessen und ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt so gut ist etwas ungesundes zu essen.
"Gerade nicht, vielleicht später", antwortete ich leise. Um ehrlich zu sein hab ich schon laut darauf, obwohl ich Flips zugegebenermaßen noch nie oft gegessen hatte. Aber jetzt ist es schon gesagt. Ich warte einfach noch ein bisschen. Solange kann ich ja vielleicht nochmal was trinken. Oder besser gesagt einfach rumlaufen und etwas tun. Die ganze Zeit herumsitzen und nachdenken macht mich noch nervöser. Ich muss einfach was zu tun haben. Und hiermit bleib ich auch noch gesund, also hey, was spricht dagegen? Schon fast motorisch nahm ich mein Glas und die Flasche Wasser und richtete mir mein trinken her. Natürlich nicht ohne nochmal aus dem Fenster zu schauen. Das Auto war immernoch weg. Da draußen scheint alles so friedlich. Der Hund von gegenüber tollt glücklich mit seinem Besitzer in deren Garten umher und für einen Moment könnte man meinen, dass alles normal sei. Nur, dass es das ganz und gar nicht ist.
Nachdem dann auch das zweite Glas von mir ausgetrunken wurde tappte ich wieder zurück und griff, bevor ich mich wieder hinsetzte, einmal in die Schale, die inzwischen auf dem Couchtisch stand und nahm mir eine Handvoll Flips raus. Vorsorge. So muss ich nicht die ganze Zeit reingreifen und von der Portion her reicht es ja auch. Zu ungesund sollte ich mich bei meinem wenigen essen heute vielleicht auch nicht ernähren. Auf den Fernseher konzentriert aß ich meine Flips. Es lief zwar irgendeine Serie, die alle gespannt schauten, aber wirklich drauf konzentrieren darauf tat ich mich nicht.
Liegt zum Teil auch dran, dass ich irgendwann so ein komisches Gefühl im Mund bekam. Je mehr ich mich darauf konzentrierte, je schlimmer wurde es. Ich weiß nicht ob ich mir das einbilde, aber auch Luft bekam ich immer schlechter.
Panik bereitete sich in mir aus, während ich die ersten paar Mal hustend um Luft rang. Das hat mir gerade noch gefehlt.

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Ich glaub es ist ziemlich ersichtlich, was Kira hat oder? :)

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Where stories live. Discover now