Vampir im Haar

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So plötzlich wie sie in der Erinnerung war, so schnell ist Alex wieder zurück. Langsam zieht sich die Hand aus ihrer zurück. Verschwindet im Nebel. Sie zittert. Ihr Atem geht schneller. Sie hat noch die Geräusche des Krieges in den Ohren. Kann das Aufeinandertreffen der Schwerter noch immer hören. Es hallt ziemlich nach. Leicht erschöpft setzt sie sich inmitten der Seelen auf den Boden. Sie wabern über ihren Schoß. Ihre Hände. Aber sie fühlt sich schon fast sicher. Es gibt keine Schmerzen mehr. Keine Trauer. Was ist passiert. "Alexandra!" Leicht hebt sie den Kopf und sieht zum Pater, der sich selbst nicht so wirklich in den Nebel traut. Er sieht besorgt aus. Doch sie lächelt nur und schüttelt den Kopf. Irgendwie ist alles in Ordnung. "Salvare...", leise murmelt sie dieses Wort und spürt eine leichte Berührung an ihrem Unterarm. Sie sieht dort hin. Eine neblige Hand hat sich darum geschlungen. 

Nicht fest, sondern nur so, dass man die Berührung spürt. Eine Berührung aus dem Nebel. Stirnrunzelnd wiederholt sie das Wort. Der Griff wird zwar nicht fester, aber es wird warm. Bildet sie sich das nur ein, oder... ist dass der Soldat, der versucht hat mit ihr zu reden? Man könnte es fast meinen. Trotz allem entkommt ihr ein Schmunzeln, als sie nach unten sieht. Kurz zeigt sich ein Kopf. Er sieht dem Mann sehr ähnlich! Aber sie kann nicht sagen, ob das der gleiche war. Mit einem Mal geht die Hand weg. Die Seelen ziehen sich zurück. Überrascht sieht sie zu Alucard, zu dem sie wieder zurückkehren. Die Szene mitten im Schlachtfeld taucht vor ihren Augen wieder auf. Im Vergleich zu diesem Mann, hat der andere eigentlich nichts damit zu tun. Alex steht auf und geht ohne zu zögern zu Alucard, bis sie vor ihm stehen bleibt. Zu ihm hoch sieht. "Was bedeutet Salvare?"

Komplett aus dem Konzept gebracht, starrt Alucard nach dem Einsammeln der letzten Seele zu ihr hinunter. Salvare? Woher kennt sie dieses Wort? Das ist ein altes Wort aus seiner alten Zeit. "Woher hast du das?", fragt er stattdessen ein wenig skeptisch und seine Augen werden schmal. Doch sie zuckt nur mit den Schultern. "Keine Ahnung. War plötzlich in meinem Kopf." Dann schmunzelt sie. "Aber wenn du die Frage so stellst dann weißt du, was es bedeutet!" Der schwarzhaarige verdreht die Augen. "Du bist mir manchmal zu aufmerksam. Weißt du das, Zecke?" Kichernd hält sie sich eine Hand vor den Mund. "Noch nicht. Aber jetzt schon!" Alucard schüttelt den Kopf, ehe er wieder auf sie hinunter sieht. "Salvare heißt so etwas wie Rettung. Aber jetzt noch einmal. Warum willst du das wissen?" Er verzieht leicht das Gesicht. "Und sags mir lieber gleich, bevor ich in deine Gedanken gehe!"

Abwehrend hebt die junge Frau die Hände und grinst. "Kann ich dir vielleicht später mal sagen. Sag uns mal lieber, was du mit den Seelen rausgefunden hast!" Ein wenig irritiert von dem Verhalten Alexandras, geht auch Anderson nun zu dem Urvampir. Er konnte nur beobachten, wie Alexandra eine Hand ausgestreckt hat. Eine neblige Hand hat sich darauf gelegt. Eine Sekunde später hat sie gezittert und musste sich hinsetzen. Was hat sie dort erlebt? Sorgen keimen in ihm auf, die er nicht wirklich wegbekommt. Aber sie hat recht. Nun ist nicht der Zeitpunkt für Erklärungen. "Es gibt einen Eingang, den aber nur Vampire betreten können. Man muss durch den Boden. Darunter befindet sich eine Treppe." Alucard schnipst und schmunzelt wieder zufrieden. "Wer hat Lust auf einen kleinen Trip in den Untergrund?" Beide Alex's sehen sich kurz an. Seit wann ist der Kerl so gut gelaunt? Aber gut. Sie sollten es so hinnehmen, wie es nun einmal ist. 

Der Urvampir bringt die beiden unter Tage. Es war eine Überwindung vom Pater, es einfach zu machen. Er stand der ganzen Sache mehr als skeptisch gegenüber. Doch auch er sieht sich nun mit großen Augen um. Die Böden bestehen aus weißem Marmor. Die Wände sind mit den verschiedensten Bildern geschmückt. Wahrscheinlich die Gründungsmitglieder und andere Höherrangige Vampire. Jeder auf den Bildern zeigt die roten Augen. Die Fänge. Jetzt ist es ja möglich, dass man sich als Vampir auf Fotos und im Spiegel zeigen kann. War nur früher der Fall, da die Spiegel mit Silber beschichtet waren. Ein kleines Problem, welches sich aber im Laufe der Zeit beseitigt hat. Leider hält sich das Klischee immer noch hartnäckig. Alexandra wird heute viel zu verarbeiten haben, wenn sie schlafen möchte. Ist die Frage, ob sie es dann noch kann. Während sie ihre Pistole gezogen hat, haben auch der Pater und der Urvampire die ihrigen gezogen.

Langsam gehen sie den Gang entlang. Keine Kameras. Keine Fenster. Nur weitere Bilder. Auszeichnungen. Zertifikate. Alucard bleibt stehen, als er etwas spürt. Mehrere Präsenzen kommen auf sie zu. Vampirpräsenzen. Ziemlich schnell. "Wir werden ja sehen, wer wie viel auslöscht. Pater? Eine kleine Wette? Der Wetteinsatz ist-" "Ich schwöre bei Gott dass ich dir den Kopf wegballern werde wenn du sagst, dass ich der Einsatz bin.", zischt Alex und sieht leicht gereizt zu ihm hoch. Stumm sieht er auf sie runter und verzieht leicht das Gesicht. "Spielverderberin." Die blauhaarige haut ihm leicht gegen den rechten Oberarm. "Ich bin deutsche! Natürlich! Ich geh ja auch zum Lachen in den Keller!" Kurze Spannung, ehe sie schmunzelt. "Wettet doch um irgendwas normales. Und während ihr wettet, mache ich mich an die Arbeit!" Sie spaziert nach vorn und die beiden Männer sehen sich an. "Sie sind gleich da?" Anderson sieht den Vampir an. Dieser nickt. "Und sie werden sie überrennen." Beide seufzen, ehe sie ihre Waffen heben.

Von neun Vampiren kann Alex immerhin zwei treffen! Der dritte, der sie zerfetzten wollte und neben ihr aus der Wand getreten ist, wurde von Alucard erschossen. Der vierte zerbarst zu Staub, als der Geistliche den Kopf vom Körper trennte. Drei Vampire hat der Pater erledigen können. Vier Alucard, da er mit den Pistolen einfach schneller ist. Der Urvampir stellt sich neben Alexandra und zieht eine Augenbraue hoch. "Du hast da ein bisschen Vampir." Sie runzelt irritiert die Stirn, ehe Anderson zustimmt. "Ein bisschen Staub in den Haaren." Seufzend wuschelt sie sich durch die Haare und kann sich somit ein paar Einzelteile eines Vampires entledigen. "Wenn wir zurück sind darf ich echt duschen.", murmelt sie und richtet sich wieder auf. Ein kurzer Blick zu Alucard. "Und vergiss es, dass du reinkommst." Dieser gibt ihr nur ein kurzes Aufleuchten der Augen, ehe er den Gang entlang sieht. Wahrscheinlich wurde ein Alarm schon ausgelöst.

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now