Das war die Heimat

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Während der Regenerator und der Urvampir sich gegenseitig die Schädel einschlagen, sieht Alex einfach nur zu. Zähne fliegen. Blut wird ausgespuckt. Knochen brechen hörbar. Wieder einmal wird ihr vor Augen geführt, wie schnell sie hier eigentlich untergehen würde, wenn sie gegen einen der beiden antreten müsste. "Und ich soll überreagieren. Ja, ne. Ist klar.", brummt sie leise und lehnt sich gegen einen der Bäume. Immer wieder hört man Fluchen. Weiteres brechen von Knochen. Ihr fällt auf, dass das im generellen wohl nicht mehr die dritten bei beiden sein können, so wie die Zähne fliegen. Sie fühlt sich schon unwohl, weil sie seit dem Beginn hier nicht mehr Zähneputzen kann. Aber ausfallen werden sie nicht. Außer, jemand schlägt drauf. Oder sie fliegt ganz bescheuert auf die Fresse. Plötzlich werden ihre Augen groß. Scheiße... sie muss die beiden aufhalten!

"Ihr habt doch selbst gehört, was unser kleiner Mensch von Eurem Gott hält!", ruft Alucard grinsend und weicht einem Angriff aus, in dem er sich auf die Seite dreht und selbst zuschlägt. Der Pater hebt seine Arme und wehrt den Angriff ohne Probleme ab. Die Wunden, die sie sich zufügen, heilen alle wieder sehr schnell. "Nachdem du ihr das an den Kopf geschmissen hast ist es nur natürlich, dass man nicht über die Worte nachdenkt, die den Mund verlassen!" Anderson täuscht mit der linken an und schlägt mit der rechten dem Vampir mitten ins Gesicht. Bricht ihm zum x-ten Mal die Nase. Bekommt dafür aber sofort die Rechnung und einen rechten Haken. Sein Kiefer knackt unnatürlich. Doch das lässt ihn nicht beirren. Ein stechender Schmerz in seiner rechten Ohrmuschel lässt ihn jedoch stocken, da es Alucard sicherlich nicht sein kann! Auch der Vampir steht still. Der gleiche Schmerz ist an seinem linken Ohr. Beide Männer drehen langsam ihre Köpfe und sehen Alexandra an, die sie genervt und vorwurfsvoll anstarrt.

Alucard ist der erste, der etwas sagt. "Lass mich los, oder du bist die nächste." Seine Stimme ist ruhig, doch immer noch ist er vom Kampf aufgeladen. "Vergiss es. Ihr beide beruhigt euch mal und denkt daran, wer den ganzen Mist am Ende ausbaden muss!" Alexandra lässt die Ohren der beiden Männer nicht los. Doch während Alucard sich nicht beruhigen will und seine Zähne zeigt um seine Drohung zu unterstreichen, nickt der Pater. "Ist gut, Alex. Ich verstehe. Es tut mir leid." Dann sieht er zu dem schwarzhaarigen. "Vampir! Schließ die Futterluke und denk über ihre Worte nach!" Zumindest sein Ohr wird losgelassen und der Pater richtet sich auf. Verschränkt die Arme. Alucard scheint nicht zu kapieren, warum die kleine Frau das macht. Alexandra hingegen verstärkt den Druck ihrer Fingernägel in ihrem Griff und starrt Alucard an. "Ich bin deine Blutquelle, Idiot. Kämpfst du und verlierst du unnötig Blut, musst du von MIR trinken, um alles wieder aufzufüllen. Weil Tierblut dem Herren von und zu nicht reicht!"

Der Griff wird noch stärker und sie zieht ihn gegen seinen Willen ein wenig nach unten, was ihm überhaupt nicht gefällt. "Also wenn du irgendwann von mir trinken willst, solltest du so etwas vermeiden. Habe ich mich, als unnützer Teil der Gruppe und Blutbeutel, deutlich ausgedrückt?!" Zischend verzieht Alucard das Gesicht. Seit wann hat das Weib so viel Kraft in ihren Fingern? Aber zustimmen tut er ihr nicht. Alexandra zieht ihn direkt zu sich. Ihre Gesichter sind nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt. "Habe. Ich. Mich. Klar. Ausgedrückt?", fragt sie noch einmal leise und legt auf jedes einzelne Wort eine drohende Betonung. Er sollte wissen, dass die Ressourcen, die er braucht um alles nutzen zu können, nun einmal begrenzt sind. Sehr begrenzt. "Ist...", bringt er raus und verstummt. Sieht auf die Seite und flucht innerlich, ehe er seufzt und kurz die Augen schließt. "Ist mir bewusst." Schnaubend lässt Alex ihn los, dreht sich um und geht zurück zu dem Schädel, den sie auf den Boden hat legen müssen, um die ganze Situation zu entschärfen. Was für Vollidioten.

Vorsichtig hebt sie den Schädel hoch und streicht über ihn. Sieht in die Augenhöhlen. Woher kommt es eigentlich? Wie ist es hier her gekommen? "Aber jetzt mal ehrlich. Musste das sein?" Alucard steht neben ihr und sieht entgeistert auf sie hinunter. Überrascht zuckt sie zusammen und sieht ihn erschrocken an, ehe sie sich wieder entspannt. "War nicht anders möglich.", brummt sie und ignoriert ihn wieder. Zumindest versucht sie es. "Hast du eigentlich eine Ahnung, wie erniedrigend das war?", zischt er hingegen und verzieht das Gesicht. Er hatte sich etwas von einem Menschen sagen lassen müssen. Von einem Menschen, der nichts kann und fast nichts hat, was er brauchen könnte! Und eventuell ist er nicht nur ein wenig in seiner Ehre gekränkt, sondern auch hungrig. Alucard kann das Blut riechen, welches durch ihren Körper fließt. Hat aber genug Anstand sie nicht zu überfallen! Sie sollte dankbar sein.

Der Pater kann nur noch zusehen, wie sich Alexandra zu dem schwarzhaarigen dreht und ihm etwas entgegenfaucht, was er nicht versteht. Und er weiß nicht, welche Sprache das ist. Kann sie nicht zuordnen. Sie hört sich nach keiner an, die er ansatzweise irgendwo einmal gehört hat! "Host du eigentlich a Ahnung, wos du gmocht host, du bläda hundsgrippe du? Du verdammte Schoaßblodan, du mistige? I glab glei glatschts! Und zwar koan Applaus! Du oaschige Brunzkachl, du ogsoachte! Du kehrst ja mit der Scheißbürschtn nausghaut!" Selbst Alucard wirkt vor den Kopf gestoßen und sieht sie blinzelnd an. Was hat sie jetzt gesagt? Was ist das für eine Sprache? Klingt wie deutsch! Aber... auch irgendwie nicht. Wenn man ihm das jetzt übersetzen könnte, wäre er jemandem ausnahmsweise mal zum Dank verpflichtet. Ein kurzer Blick zum Pater zeigt, dass dieser die Sprache auch nicht kennt und genauso ahnungslos ist, wie er selbst. Was bei allem, was er kennt...?

Erst, als sie von allen Seiten angestarrt wird, bemerkt sie es. Alexandra räuspert sich und streicht über den Schädel. "Sorry. Wenn ich komplett abdrehe, dann kommt meine Heimat raus." Ein sehr skeptischer Blick von Alucard. "Das klang nicht wie deutsch, Mensch." Stirnrunzelnd erwidert sie den Blick. Das klang nicht wie deutsch? Die blauhaarige geht die Worte noch einmal durch und nickt. "Bayrisch. Ein Dialekt, wenn man es so nennen kann. Im englischen hast du auch Dialekte. Britisch, den ihr beide drauf habt. Texanisch. Und so weiter und so weiter." Zumindest ist das ihr Erklärungsversuch dahingehend. "Und was hast du ihm gerade an den Kopf geschmissen? Es klang nicht freundlich." Die roten Augen des Vampirs werden verdreht. "Deutsch klingt nie freundlich, Pater!" Doch Alex winkt nur ab. "N-Nichts, was wirklich von Bedeutung wäre. Und... einige Schimpfwörter, die man entweder nicht übersetzen KANN oder SOLLTE." Jetzt wäre der Vampir mal neugierig. "Was... wolltest du nicht Feuer oder so finden? Kusch!", bringt die Frau raus und sieht keinem der beiden mehr in die Augen. Sie ist noch nie so ausgeflippt, sodass sie bayrisch geflucht hat. Der Pater hingegen ist besorgt! Sie sollte sich doch nur einmal beruhigen. Stattdessen wird sie immer mehr provoziert.

Die Insel der DimensionenUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum