Milchshakes

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Als Pip und Alex nach zwei Stunden immer noch nicht aufgetaucht sind, macht sich selbst der Urvampir Gedanken, ob nicht doch etwas passiert sein könnte. Gedanklich kann er sie auch nicht erreichen, was dann doch die ein oder andere Sorge aufkeimen lässt. Den Fakt, dass er sie auch so nicht erreichen kann, behält er aber für sich. Der Pater, der sich eh schon riesige Sorgen macht, braucht nicht noch einen Grund, um halb auszuticken. Dahingehend verschont er ihn lieber einmal. Zu dritt stehen sie vor dem Anwesen. Seras hat sich dazu gesellt, da sie die Unruhe ihres Meisters gespürt hat. Auch sie macht sich ein wenig Sorgen und will ihrem Meister irgendwie helfen, sich zu beruhigen. Aber nichts was sie ihm anbietet, hat er angenommen. Genau wie Pater Anderson, starrt er lieber auf den Horizont und lässt diesen nicht aus den Augen.

"Da!" Der Geistliche deutet auf einen Punkt in der Ferne, den Alucard schon längst erblickt hat. Erleichterung überkommt Seras. Sie kann spüren, dass es ihm besser geht. Er fühlt sich wohler. Ist doch schön, wenn er offener wird, nicht wahr? Immerhin hat er mit dem Pater Seite an Seite dagestanden. Für fast dreißig Minuten. OHNE zu Streiten! Was für ein Fortschritt! Die blondhaarige Frau freut sich, dass es immer weiter bergauf mit ihrem Meister geht. Sie will nicht zu viel hoffen, aber jeder kleine Schritt nach vorn wird innerlich gefeiert. Leise verabschiedet sie sich und entschwindet in das Anwesen und zu Lady Integra. Vielleicht braucht sie sie ja? Denn bei dem Wiedersehen möchte sie zugegebenermaßen nicht dabei sein. Seras kennt ihren Meister. Somit kennt sie auch die Arten und Weisen, wie er mit ein paar Emotionen umgeht. Sorge gehört eigentlich nicht zu diesem Spektrum an Gefühlen, die er normalerweise besitzt und somit wird dieses Gefühl in leichter Aggression ausgeführt.

In aller Ruhe steigt Alex aus und beugt sich noch einmal in den Wagen, um etwas heraus zu holen. Vorsichtig hebt sie es hoch und dreht sich um. Nur, um direkt vor dem Pater zu stehen und ihm fast die Milchshakes drüber zu kippen! "Alex. Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht, verdammt! Du warst zwei Stunden weg! Nicht einmal der Vampir konnte dich erreichen!" Erst einmal überfordert starrt sie zu ihm hoch. Sieht dann zu Alucard, der missbilligend die Arme verschränkt hat und wieder zurück. "Jetzt mal ganz ruhig, Pater. Wir haben nur den Wagen ein bisschen herumgeheizt, damit sie richtig fahren kann. Zwischendurch waren wir dann noch kurz bei McDonalds und-" "SCHON wieder?!", unterbricht der schwarzhaarige Pip und kommt auf die drei zu. "Zecke! Du hattest gestern zwei Mal den Fraß dort!" Vielleicht muss er sich ja doch als Gesundheitsberater einschalten und sie dazu bringen, was normales zu essen!

Die blauhaarige sieht auf die Milchshakes vor sich und tritt einen Schritt vor, damit Pip die Autotür wenigstens zumachen kann. "Ich... hab Milchshakes für uns mitgenommen...", meint sie leise und dachte eigentlich, dass man sich darüber freuen würde. Anderson sieht auf die drei Milchshakes in ihrer Hand herunter. Sieht dann aber, dass sie einen Verband um ihr linkes Handgelenk gebunden hat. "Alexandra? Warum hast du da einen Verband?" Die junge Frau wird immer kleiner. "Ich hab mich geschnitten.", erwidert sie nur und sieht auf die Seite. "Wie kannst du dich beim Autofahren schneiden?" Der Söldner zieht sich immer weiter zurück. Wenn die beiden herausfinden sollten, warum sie sich geschnitten hat, könnte das durchaus ein kleines Problem ergeben. An sich auch für ihn, da er es zugelassen und sogar am Schluss verbunden hat. Doch Alucard merkt schnell, dass sich da jemand verpissen will und taucht urplötzlich vor Pip auf. "Ach... warum solltest du schon gehen? Ich glaube, dass DU uns die Frage auch erklären könntest."

Scheiße. Das wars. Der Pater ist ja nicht so für Gewalt gegen unschuldige! Aber dieser Söldner ist sicherlich nicht unschuldig. Er wird sicherlich etwas wissen. Anhand seiner Reaktion würde Anderson behaupten, dass er das auf jeden Fall tut. "Alucard! Lass Pip in Ruhe! Er hat mit der Sache nichts zu tun!", ruft Alex und will zu den beiden gehen! Wird aber vom Pater aufgehalten. "Wenn du es uns nicht sagst, wird jemand anderes herhalten." Ist sie jetzt plötzlich in der Mafia, oder was? Die Augen des Urvampirs flackern drohend in einem stechenden rot, während er Pip anstarrt. Dieser schluckt und hebt abwehrend die Arme. "H-Hey. Kein Grund gleich auszuticken!" Die junge Frau weiß nicht, was sie tun soll. Wenn es so weitergeht, bringt Alucard ihn noch irgendwann um! "Ihr könnt doch jetzt echt nicht wegen einem einfachen Schnitt ausflippen", ruft sie erneut und erwidert den direkten Blick des schwarzhaarigen. Dieser schnappt sich blitzschnell ein Messer, welches Pip an seiner Hüfte hatte und hält es hoch. Betrachtet es. "Wenn dieses Messer DEINEN Blutgeruch an sich haften hat, dann kann ich machen was ich will!" Scheiße... Scheiße! 

Alex presst ihre Lippen aufeinander, ehe sie die angehaltene Luft ausstößt. "Ist... Ist ja gut... Ich sag's ja schon. Aber lass ihn in Ruhe! Er hat wirklich nichts negatives damit zu tun! Er hat mir die Wunde verbunden!" Mit einem leicht wütenden Gesichtsausdruck gibt Alucard das Messer zurück und sieht das Menschlein an, welches ihnen eine Erklärung schuldig ist. "Ich habe ja Milchshakes für uns mitgenommen. Erst im Wagen ist mir aufgefallen, dass du das ja an sich nicht... du weißt schon. Magst, weil kein Blut drin ist. Also..." Leicht fassungslos tritt der Urvampir auf sie zu. "Du hast dich geschnitten, dein Blut in den Milchshake laufen lassen und es verbinden lassen, damit ich auch einen dieser Dinger habe? Ist es das, was du uns sagen willst?" Ein stummes Nicken. Der Geistliche glaubt, nicht richtig zu hören! "Alex! Du hast doch einiges an Blut verloren! Wie kannst du immer noch für ihn dein Blut aufgeben?" Mit eingezogenem Kopf sieht sie zu ihm. "Ich wollte einen Shake. Also kriegt Ihr auch einen und er auch."

Während Pip sich wirklich komplett zurück zieht und der Lady berichtet, dass das mit dem Fahren funktioniert, starren beide Männer auf die Frau hinunter, die ihnen so viele Sorgen wegen Milchshakes gemacht hat. "Weib. Wir brauchen dich bei vollem Bewusstsein. Nicht halb irgendwo herum hängend, weil du mir dein Blut gibst!", zischt Alucard und der Pater stimmt zu. "Jetzt hat er wieder Zugang zu allen möglichen Blutquellen. Du musst nicht mehr herhalten." Doch das alles wird nur mit einem Augenverdrehen kommentiert. Alex hält Alucard einen Becher hin, den er mit erhobener Augenbraue nimmt. Auch dem Pater hält sie einen hin. Dieser nimmt ihn ebenfalls. "Ich wollte euch eigentlich bloß nicht außen vor lassen.", brummt sie und geht allein in das Anwesen. Trinkt ihren eigenen Milchshake und findet ihr Zimmer sogar nach ein paar Versuchen allein.

Die Insel der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt