Guter Junge

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Auch wenn es anfangs langsam begonnen hat, haben die drei ungleichen Personen nun doch eine Gehgeschwindigkeit gefunden, bei der alle einigermaßen zufrieden sind. Denn mehr als nur einmal kam von der kleinen Alex der Spruch: "Wartet! Ich habe kurze Beine!", was 50% der anderen beiden genervt hat. Man kann sich denken, dass es Alucard ist, nicht wahr? Pause wird nur gemacht, wenn man aufs Klo muss, oder wenn man etwas trinken will. Alexandra ist es jetzt schon fast egal ob der Bach mit Bakterien verseucht ist, oder nicht. Hauptsache es sieht einigermaßen frisch aus und hat klares Wasser. Aus einem relativ kühlen Morgen wird ein warmer Vormittag und ein noch wärmerer Mittag. Die schwirrenden Insekten werden lästig. Die Vögel zwitschern so laut, dass man meinen könnte, die eigenen Ohren fallen gleich ab und die Luftfeuchtigkeit hat einen so hohen Prozentanteil eingenommen, dass man an sich fast nicht mehr baden muss.

"Wir werden hier die Mittagszeit verbringen. Es ist zu heiß, als dass wir weitergehen könnten und wir brauchen die restliche Energie bis zum Abend." Der Pater bleibt stehen und deutet auf eine kleine Lichtung. "Da ist ein guter Platz. Kommt mit!" Geschlossen folgen Alucard und Alex dem Geistlichen und alle drei sind irgendwie froh, dass es einmal eine kleine Abwechslung zu Bäumen, Lianen und Gebüsch gibt. Gras ist doch auch mal was Schönes. Dennoch bleiben sie im Schatten des Blätterdaches, um von der Sonne geschützt zu sein. Der Pater sieht sich ein wenig skeptisch um, während Alucard sich an einen der Stämme lehnt und Alex sich einfach auf den Boden niederlässt. Bei den beiden Alex's klebt die Kleidung am Körper. Beide schwitzen und beide haben das Gefühl, gleich zu verrecken. Selbst den langen, grauen Mantel hat er sich schon ausgezogen und trägt ihn nur noch einfach so mit sich rum. Und Alucard? Dem geht die Temperatur am Arsch vorbei.

Der Urvampir schwitzt einfach nicht mehr, was die leichte Eifersucht der beiden auf ihn zieht. Seufzend sieht die blauhaarige in den Himmel. In den letzten Tagen war es doch auch nicht so tropisch heiß. Man konnte durchgehen, ohne dass man gleich komplett fertig war. Aber noch ist keine Wolke zu sehen. "Was bekomme ich, wenn ich vorhersage, dass bald ein Unwetter da sein sollte?", fragt sie laut und sucht den Himmel weiterhin nach Spuren von irgendetwas ab, was wirklich darauf hinweisen würde, dass sich ein Sturm ankündigt. "Ich denke auch, dass bald etwas kommt.", stimmt der Pater zu und blickt ebenfalls in den Himmel. Dann sehen beide den schwarzhaarigen an. Dieser ist sich keiner Aufgabe bewusst, die er machen sollte, weswegen die Blicke ignoriert werden. Zumindest für ungefähr zwei Minuten. Schon gehen die roten Augen erst zu der ersten Person, dann zur zweiten. "Was." Was soll er jetzt bitte tun? Und er hat keine Lust, das jetzt herauszufinden, in dem er in die Köpfe reinschaut. Die sollen ihr verdammtes Maul aufmachen, wenn sie etwas wollen. "Könntest du kurz hochsteigen und nachsehen, ob uns etwas treffen könnte?", fragt Alex schlussendlich und lächelt so unschuldig und nett, wie sie kann.

Wie er es hasst. Aber gut, dann eben so. Je weiter er aufsteigt, desto mehr lädt sich die Luft auf. Man muss kein Experte sein um zu wissen, dass ein Unwetter kommen wird. Die Frage ist nur, wie lange wird es anhalten und wie stark wird es ausfallen? Und eine Zusatzfrage. Brauchen die beiden da unten eine Unterkunft? Zwar sind keine Wolken in der Ferne zu sehen, aber Unwetter können besonders in warmen Gebieten urplötzlich auftauchen und auch urplötzlich wieder weg sein. Da kann man leider nichts vorhersagen. Der Urvampir lässt bei dieser Gelegenheit auch noch einmal seine Augen über die Insel gehen. Bald haben sie sie einmal komplett umrundet. Er kann den See erkennen, den sie alle vermeiden sollten. Verfolgt mit seinen Augen den Weg, den sie bis hier her genommen haben. Aber eines muss er zugeben. Für so eine Situation, in der die drei gefangen sind, läuft es überraschend gut! Niemand ist tot, keiner ist verletzt und durchgedreht ist auch noch niemand. Positive Bilanz.

Skeptisch beobachtet der Pater, wie der gottlose Vampir wieder auf dem Boden aufkommt. Er war eine lange Zeit oben dafür, dass er eigentlich nur nachsehen sollte, ob ein Unwetter auf dem Weg ist. "Es wird was kommen. Die Frage ist nur wann, wie stark und braucht ihr einen Unterschlupf. Es wird mit Gewitter sein. Die Luft ist elektrisch aufgeladen.", gibt der schwarzhaarige von sich und geht wieder zu dem Baumstamm, an dem er vorher stand. Alex steht auf und stellt sich neben ihn. Deutet ihm an, sich zu ihr hinunter zu beugen, was Alucard überhaupt nicht gefällt. Aber sie ist sein Blutbeutel. Den ein oder anderen Gefallen sollte er ihr durchgehen lassen. Der Pater reißt ein wenig ungläubig die Augen auf, als sie den Urvampir einfach den Kopf tätschelt. Will die sich eigentlich gleich umbringen? Hat dieses Weib einen Todeswunsch?! "Gut gemacht, Alucard.", bringt Alex raus und lächelt, während die roten Augen des Vampirs leuchten. "Das ist jetzt nicht dein verfickter ernst, Menschlein...!"

Kichernd tritt sie einen Schritt zurück und grinst breit. "Belohnungssystem. Du wolltest doch, dass ich-" "Ich habe nie zugestimmt behandelt zu werden, wie ein Hund!", unterbricht der Vampir drohend und richtet sich auf. "Sei froh, dass ich dich nicht umbringen kann, weil du für mich Nutzvieh bist. Sieh es ein, MENSCH!" Er tritt auf sie zu und bleibt direkt vor ihr stehen. Sieht auf sie hinunter. "Du bist nur noch am Leben, weil du sowohl für mich, als auch den Pater nicht mehr als ein nutzvoller Gegenstand bist! Ich hätte dich schon lange getötet, wenn du nicht nützlich wärst. Der Pater hätte dich nur aus Mitleid mitgezogen. Mehr NICHT!" Alucard ist einfach nur noch genervt und sauer, dass sich dieser Mensch so viel heraus nimmt, was nicht einmal Lady Integra machen dürfte! Gut, sie würde es so oder so machen und er könnte nichts dagegen sagen. Aber im Grunde darf niemand das, was sich Alexandra gerade einfach so heraus nimmt. "Du verdammter Vampir! Was für einen Mist redest du da?!", ruft Anderson und geht sofort zu Alex. Diese sieht den schwarzhaarigen nur an. Der Pater streckt die Hand nach ihr aus, doch sie weicht aus. "LASST mich...!" Das hat weh getan. Das hat wirklich weh getan! Die blauhaarige weicht von den beiden Männern immer mehr zurück, während man im Hintergrund schon das leicht entfernte Donnergrollen hört. "Alex. Hör nicht auf ihn. Er weiß doch nicht, was er sagt!" Alucard hingegen verschränkt die Arme und schnaubt mit verzogenem Gesicht, welches schon fast angewidert wirkt. "Ich meine, was ich sage, Pater. Im Gegensatz zu anderen!"

Die Insel der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt