Verlangsamte Wirkung

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Alex spricht kein Wort. Mustert den Kerl von oben bis unten, der vor ihr zurückweicht. "Du... Du bist ein Mensch! Wie? VERRATE ES MIR!" Schnaubend zuckt sie mit den Schultern. "Ich lehne es ab diese Frage zu beantworten, weil ich die Antwort nicht kenne. Intuition? Vielleicht bin ich doch ein Vampir, ich habe keine Ahnung." Die Wunde schließt sich nicht, da die Kugel nicht ausgeschleust wird. Alex geht nicht auf ihn zu, sondern bleibt stehen. Ihr ist ein wenig schlecht. Traut ihren eigenen Füßen nicht so ganz. Das Gift zeigt Wirkung. Sie muss sich darauf konzentrieren, sodass sie nicht einfach zusammenbricht. Das Zittern ihrer Beine will sie überdecken, in dem sie wieder lacht. "Du, mein lieber, bist die vermenschlichte Version von Periodenkrämpfen. Und mir wäre es eine Ehre, dich aus dem Leben zu verbannen!" Er runzelt die Stirn. "Du redest wie ein Idiot.", meint er und sie seufzt, ehe sie nickt. "Natürlich. Wie solltest du mich sonst verstehen können?"

Stille. Er scheint es nicht gewohnt zu haben, kaum bis gar keinen Einfluss auf seinen Gegner zu haben. Schnaubend richtet er sich auf. "Du gehst mir dann doch langsam auf die Nerven. Ich mag dich immer weniger, weißt du das?" Gespielt empört legt sie sich eine Hand auf die Brust. "Du magst mich immer weniger? Schande! Gib mir ein paar Sekunden, um mich von dieser Tragödie zu erholen!", ruft sie, ehe sie schmunzelt. "Was willst du eigentlich von mir? Ach ja, stimmt. Mein Leben. Dumm gelaufen, dass du das nicht kriegst. Jetzt komm her, Wichser und versuch den EINEN Job den du hattest zu beenden." Sie kann und will sich nicht bewegen. Das Zittern wird nun immer schwieriger zu überdecken. Ihre Beine wollen nachgeben und das einzige, was sie daran hindert, ist die sture Besitzerin dieser Beine. Tatsache verschwindet er wieder mit der Geschwindigkeit und Anderson merkt, dass etwas nicht stimmt.

Alucard kommt dazu und riecht es sofort. "Was ist hier los.", knurrt er entgeistert und sieht den Pater an, der mit verschränkten Armen an der Seite steht und seinen Blick nicht von Alexandra lässt. "Der Bastard hat Gift auf die Klingen gepackt. Alex hat, wieso auch immer, sich extra verletzten lassen. Wusste von dem Gift aber nicht." Sofort leuchten die Augen des Urvampirs auf. "WAS ist passiert? Und Ihr habt nichts getan? Steht hier einfach nur rum?" Sie wird sterben, wenn es so weitergeht! Alucard will los, wird aber von Anderson zurückgehalten. "Sieh zu und halte dich raus. Das ist ihr Kampf. Meine Hilfe wollte sie auch nicht." Der Urvampir verschränkt ebenfalls die Arme. Seine Augen können dieser miesen Entschuldigung eines Vampires locker folgen. Alex wird sich nicht bewegen können, weil das Gift sie langsam aber sicher lahm legt. Er riecht es und es sticht in seiner Nase. Hinterlässt einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge. Dass sich beide Männer zurückhalten ist ein Wunder! So beschützerisch wie sie normalerweise sind, hätte man ihnen das gar nicht zugetraut. Aber sie schaffen es. Der Pater ist innerlich schon mehrfach kurz davor, ihn umzubringen. Alucard würde es ebenfalls jederzeit tun.

Sie muss sich bewegen. Alex presst ihre Kiefer aufeinander und schließt die Augen. Atmet tief durch. Rechts von ihr. Noch einmal konzentriert sie sich. Es herrscht eine gespenstische Stille. Die blauhaarige weiß, wo er ist. Aber ihre Füße gehorchen ihr nicht! Als wären sie keine Teile ihres Körpers mehr. Er kommt auf sie zu. Panik kommt in ihr auf. Nichts mehr will ihr gehorchen. Keine Füße. Keine Beine. Die Finger bewegen sich nicht mehr. Die Arme kann sie nicht heben. Ihr Kiefer geht nach unten. Als hätte er gemerkt, dass das Gift doch wirkt, dreht der Kerl im letzten Moment ab und stellt sich ungefähr drei Meter vor sie hin. Grinst höhnisch. "Wie ich sehe, hat es nur ein wenig gebraucht. Gut zu wissen, dass es funktioniert." Hätte Alucard nicht gedanklich die Anweisung bekommen nicht einzugreifen, würde diese niedere Kakerlake schon längst nicht mehr dort stehen. Er spürt, dass es Alexandra nicht gut geht. Er... hat Angst. Er hat Angst um sie und ihr Leben, welches unter Umständen nicht mehr lange währt. "Was... Kann es sein, dass du nicht mehr reden kannst?", fragt er und kichert ein wenig irre. Von dem kleinen, hyperaktiven Kind ist nichts mehr zu sehen. 

Reden. Er soll einfach weiterreden. "Nach Eintritt dieses Stadiums braucht da Gift noch ungefähr eine Minute, bis es deine Atmung lahmgelegt hat. Schön dich kennengelernt zu haben, Kleine. Du hast mir dann doch Kopfschmerzen bereitet! Und ich lebe schon seit 22 Jahren auf dieser Erde." Amüsiert schnaubend tritt er einen Schritt zurück und sieht zu den beiden Männern, die ihn wütend anfunkeln. "Und wenn ich daran denke, dass der Urvampir selbst nichts dagegen hat machen können, bin ich doch glatt ein wenig Stolz! Das wird mir doch keine Sau glauben, dass ICH so etwas habe machen können! Mein Fresse... ich könnte berühmt damit werden, man. Berühmt! Wir haben schon viel von euch gehört und ich dachte mir schon, dass meine lieben Kollegen nichts gegen euch ausrichten können. Ihr seid zu schnell und zu stark. Aber das kleine Menschlein hier? Das süße, kleine, unschuldige, schwache Menschlein? Kommt schon. Warum ist die überhaupt bei euch?" Alucard zuckt mit einem Mal kurz zusammen, ehe er schmunzelt. Anderson sieht es und der Urvampir nickt. 

"Du denkst also wirklich, dass wir uns mit einfachen und schwachen Menschen abgeben?", fragt der schwarzhaarige und schnaubt amüsiert. "Weißt du, dass sie sich eigentlich mit uns abgibt?" Ein wenig irritiert sieht der Kerl von dem Urvampir zu der erstarrten und bewegungsunfähigen Alexandra, ehe er zurück blickt. "Hast du eine beschissene Ahnung, dass sie mit dir spielt?" Nun noch verwirrter sieht er immer wieder zu der blauhaarigen! Aber sie bewegt sich kein Stück. Schmunzelnd schüttelt er den Kopf. "Ich denke eher, dass DU mit mir spielst. Sie kann sich nicht bewegen! Was will sie tun? Mir Beleidigungen an den Kopf schmeißen? Buhu... Ich heule gleich." Nun fängt der Pater an zu Grinsen. "Alexandra ist weder auf der Seite Gottes, noch auf der des Teufels.", meint er und blickt den jungen Kerl direkt in die Augen. "Sie ist ihre eigene Kraft." Erschrocken dreht sich der Kerl um, als hinter ihm ein Kichern ertönt. Langsam dreht Alex ihren Kopf zu ihm. Er schluckt. "Ich glaube... ich habe das falsche Ding unterschätzt..." Die junge Frau beginnt sich langsam zu bewegen. "Nein. Vor 22 Jahre hat deine Mutter das falsche Ding geboren!" Alucard nickt. Das könnte jetzt interessant werden.

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now