Die Insel der Dimensionen

Nicht das, was es scheint

Alucard reißt die Tür auf und zieht mit jeweils einer Hand einen zu sich in die Dunkelheit. Der Pater lässt die Klingen der Bajonette durch ihre Körper dringen und bringt sie im nächsten Augenblick zum Verstummen, indem er ihre Köpfe zusammenschlägt. Der schwarzhaarige hingegen dreht die Köpfe der beiden Männer etwas schneller in eine Gradzahl, die nur für Eulen gesund ist. Sofort erschlaffen die Körper und er legt sie auf den Boden. Jeremej's Kiefer wäre, würde es physikalisch und biologisch möglich sein, nun auf dem Boden liegen. Zwei Männer haben gerade vier innerhalb von weniger als fünf Sekunden lautlos umgebracht! Ja, sie sind effektiv. Verdammt effektiv. Alex, die sich gedacht hatte, dass sie vielleicht einen Teil von einem Actionfilm nachspielen kann, wickelt sich den Schal wieder drum, nimmt die Pistole und sieht extrem vorsichtig aus der Tür raus und in eine riesige Halle, in die wahrscheinlich das gesamte Anwesen vier Mal reinpassen würde. 

Sie befinden sich auf einer erhöhten Position. Rings um die Halle, die wohl direkt aus dem Stein gehauen wurde so wie die Decke aussieht, erstreckt sich auf gleicher Höhe ein Rundgang. Gitter sollen verhindern, dass man von hier gut 20 Meter nach unten auf den Boden klatscht und flacher als Alexandras Anmachspruch wird, was eh schon eine Leistung wäre. Moderne Jets, Flugzeuge, Autos und auch Kampfsysteme sind zu sehen. Anderson runzelt die Stirn. Das ist keine Vampirproduktion mehr, sondern eine astreine Militärbasis! Tatsächlich sieht man Leute in militärischer Uniform herumlaufen. Organisieren. Kontrollieren. Die Flaggen Russlands sind auf den ebenfalls militärisch angehauchten Fahrzeugen zu sehen. Sind das da hinten Kampfjets? Also Russland ist wirklich etwas anderes! Die übertreiben gleich mit ihren Produktionen. Alucard deutet ihnen an, sich wieder in den Raum zurück zu ziehen und er schließt vorsichtig die Tür, bevor er leise zu reden beginnt. 

"Das hier sieht mir nicht nach Produktion aus. Das, was ich gespürt habe, waren nur die Menschen, die aber eine gewisse Macht besitzen ohne Vampire zu sein. Ich spüre keinen einzigen Ghul oder Vampir mehr." Alucard sieht zur Tür und dann zu dem Pater. "Ich werde mir das genauer ansehen. Vielleicht finde ich etwas. Aber bis dahin will ich, dass Ihr die beiden verteidigt und hier bleibt. Mir kommt das ganze ein wenig... komisch vor." Der Geistliche nickt. "Kann ich nur zustimmen, Vampir. Aber beeil dich, klar? Ich will mich noch ein wenig in den anderen Gebäuden umsehen, wenn wir hier fertig sind." Zwar gefällt das dem schwarzhaarigen überhaupt nicht, aber er nickt. "Ich kann es versuchen. Aber wenn ich gründlich sein soll, braucht es eben seine Zeit." Die beiden Männer nicken sich zu und Alucard wiederholt das alles noch einmal für Jeremej, dem das auch komisch vorkommt. Das sieht wirklich nach Militär und nicht nach Produktion aus. Vielleicht ein geheimer Stützpunkt, oder so?

Zu dritt ziehen sie die vier Leichen auf die Seite, sodass sie nicht gleich entdeckt werden. Alex kommt der Gedanke, dass es an sich doch zu der Produktion gehören MUSS, da die Verbindungstüre zu der Halle und somit zum Steinbruch führt. Das kann man doch nicht übersehen! Dennoch wartet sie auf Alucards Bericht. Der wird ihnen schon sagen können, was hier wirklich abläuft. Während sich die blauhaarige an die Wand direkt neben der Tür lehnt und sich schlussendlich hinsetzt, bleiben die Männer stehen. Anderson hat die Tür so angelehnt, dass sie kaum noch offen wirkt. Auffallen wäre jetzt vielleicht ein klein wenig scheiße. Aber sonst wartet auch er nur darauf, dass der schwarzhaarige zurück kommt. Was er von der neuen Entdeckung halten soll, weiß er nicht wirklich! Einerseits wäre es durchaus eine Herausforderung, sich einem gesamten Hangar mit wahrscheinlich gut ausgerüsteten Männern zu messen. Andererseits will er sich diese riesen Tat nicht aufbürden müssen. Außerdem hat Alucard nichts gespürt, was Vampir angeht. Er müsste doch wenigstens ein Pärchen spüren, welches für die Produktion zuständig sein sollte. Zumindest, wenn er es richtig im Kopf hatte. Auf jeden Hof in Deutschland war es zumindest so.

Es ist eine nervenaufreibende halbe Stunde, bevor Alucard wieder auftaucht und Neuigkeiten hat. Große Neuigkeiten. "Es ist eine verdammte geheime Basis des Militärs. Die haben hier überhaupt keinen blassen Dunst, was auf der anderen Seite der Tür abgeht.", meint er und Alex sieht sich die Tür an, während er dem Russen etwas übergibt. "Hier. Habe ich gefunden. Vielleicht könnt ihr was damit anfangen. Das haben sie gehütet wie einen beschissenen Augapfel." Jeremej nimmt das Ding in die Hand und nickt. Sieht aus wie ein flacher Fernseher. Komisches Ding, aber er wird es versuchen. "Wenn wir zurück sind, schaue ich mir das genauer an!" Die blauhaarige sieht immer noch auf die Tür. "Das Ding muss doch auffallen!", zischt sie leise und versteht nicht, wie dieses Ding hier einer ganzen Militärbasis nicht auffallen kann. Alucard seufzt und geht nach draußen. Macht die Tür zu, die von draußen nicht einmal einen Henkel hat und staunt nicht schlecht. Sie passt sich perfekt in die Wand ein. Kein Schlitz der darauf hindeuten würde, dass es eine Tür geben würde. Kein versetzter Strich. Nichts auffälliges. Nicht schlecht, das muss er zugeben. Er hört etwas russisches Rufen und dreht nur leicht seinen Kopf. Man hat ihn entdeckt? Nichts wie ab in den Schatten.

In dem Lagerraum taucht er wieder auf und seufzt. "Meine Güte. Keine Gastfreundschaft, dieses russische Militär.", gibt er tadelnd von sich und schüttelt den Kopf. Nimmt Alexandras Hand und sieht zu den anderen. "Wir gehen wieder raus. Das da hinten geht uns nichts an." Ausversehen einen geheimen Stützpunkt gefunden? Kann passieren. Ihn interessiert es relativ wenig. Er wartet, bis die Menschen ihre eigenen Hände gefunden haben und geht erst dann los. Bringt sie auch einzeln durch die, von innen nicht öffnende, Tür und erklärt ihnen, warum das bisher wohl nicht aufgefallen zu sein scheint. Trotzdem will das nicht ganz in Alexandras Kopf rein. Militärische Basis und dann fällt ein Nebenraum beim Bau nicht auf? Na, vielleicht haben sie den Nebenraum ja wann anders hinzugebaut und- Nein. Das wird jetzt zu kompliziert. "Also war es das hier?", fragt Anderson, als sie die Halle mit den Fahrzeugen durchqueren. Der Urvampir nickt. "Das wars hier. Ich spüre keinen einzigen Vampir mehr und es gibt keine Menschen außer euch drei. Keine Ghule." Sie treten nach draußen. Wenigstens der Schneefall hat aufgehört und es ist nur noch kalt. Man kann wieder so weit sehen, wie es das eigene Auge möglich macht. "Dann will ich mir den Rest einmal ansehen."