Wie war das mit Dankbarkeit?

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Es wird nicht einmal eine Diskussion geführt als beschlossen wurde, dass Alex im Augenblick nur noch von Alucard getragen wird. Es kam nur ein: "Du trägst sie.", von Anderson und ein Nicken von Alucard. Sie selbst konnte nichts dazu sagen, da war die Entscheidung schon getroffen. Selbst der Vampir hatte einfach nichts dagegen sagen wollen, da es sonst vielleicht weitere Versuche von ihr gegeben hätte. Außerdem sind sie schneller oben, da man immer nur auf die Kleine warten musste. Trotzdem braucht es eine gewisse Zeit, bis auch Anderson relativ weit oben ist. Alex hat zwischendurch immer wieder leise: "Danke...", gemurmelt und sich umgesehen. Sein kleiner Blutbeutel scheint aber noch ein wenig von dem Fall geschockt zu sein, weswegen sie im generellen ihre Klappe hält. Sich nur hin und wieder an ihn klammert, was er ihr aber durchgehen lässt. An sich ist er einfach zu gespannt, ob sie dort etwas finden werden.

Ein Beben. Der Pater klammert sich so fest es geht an den Stein und achtet von oben darauf, dass er nicht durch eventuell herunterfallende Steine getroffen wird. Immer stärker wackelt die Insel und somit auch der Vulkan. Vereinzelte Felsbrocken lösen sich und fallen den Abhang hinunter. Bringen unterwegs andere Steine ins Rollen. Alucards Augen werden schmal als er sieht, dass die Rauchwolke immer dunkler und mehr wird. Es könnte bald soweit sein. Der Ausbruch rückt immer näher. Sein Blick geht zu Anderson, der sich im Augenblick nicht bewegt. Gut so. Lange sollte das eh nicht mehr anhalten. Solche Beben sind normalerweise schnell wieder vorbei. Alex hingegen macht sich sorgen um den Pater. Wenn er getroffen wird, kann Alucard ihn nicht mal einfach so retten. Oder vielleicht doch? Stark genug sollte er doch dafür sein, nicht wahr? Vielleicht gäbe es ja einen Plan B, falls der Geistliche abstürzen sollte.

Die Minuten vergehen, in denen immer mehr Steine von oben nach unten fliegen. Sie haben erst den dreiviertelten Weg geschafft und wenn das so weitergeht könnten sie es nicht bis ganz nach oben schaffen. Klar hätte Alucard es so machen können, dass er sich einfach nach oben begibt. Kein Problem. Aber er kann die Zecke nicht allein lassen und wenn er die Zecke nicht allein lassen kann, kann er den Pater noch weniger allein lassen, da ihm die Kleine sonst die Ohren volljammert. Von außen sieht es vielleicht so aus, als wäre er sozial genug auf die anderen zu warten! Die Wahrheit ist aber, dass er keine Lust hat, dass seine Ohren abgekaut werden. Anderson sieht immer wieder vorsichtig nach oben und sieht einen großen Brocken, der direkt auf ihn zurollt. Schätzungsweise... einen Meter Durchmesser? Loslassen kann er die Wand nicht. Und ihn abzubekommen wäre extrem scheiße. Vielleicht kann er regenerieren! Aber die Kraft würde er gern anders nutzen!

Immer näher kommt der Brocken. Es gibt keine Abweichung vom Kurs. Anderson verzieht das Gesicht. Vielleicht wenn er den Kopf einzieht? Würde aber auch nicht funktionieren. Stattdessen neigt er nur leicht den Schädel und schließt die Augen. Konzentriert sich rein auf das Festhalten um die Zeit zu überbrücken die er braucht, bis sein Kopf wieder vollständig zurück ist. Er wartet. Und wartet. Und... wartet? Leicht irritiert, warum er noch keinen Schmerz gespürt hat, hebt er seinen Schädel und sieht zu seiner Überraschung, dass der Brocken gestoppt wurde. Und ist genervt als er sieht, von wem. "Wie war das mit ein bisschen Dankbarkeit, Pater?", meint Alucard, drückt Alex an sich und schiebt den Brocken weit genug weg, um den Geistlichen nicht mehr zu treffen, ehe er ihn los lässt. "Es hätte mich nicht interessiert.", gibt Anderson von sich und merkt, wie das Beben nachlässt. "Aber Ihr braucht Energie, um Euch zu regenerieren. Und bevor ich zwei Nervensägen an mir hängen habe, sollte es lieber so sein.", erwidert der schwarzhaarige und sieht nach oben. Nur noch kleinere Steine, die nicht mehr stören sollten. Sehr gut. Also macht er den Weg wieder frei und lässt den Geistlichen weiterklettern, der sich nur mit einem ganz leise gebrummten: "Danke, Ungläubiger.", bedankt. Na, da wird ja jemand richtig nett!

Die junge Frau hat es sich auf Alucards Armen richtig gemütlich gemacht und könnte so eigentlich die ganze Zeit reisen! Aber das wird ihm nicht gefallen. Dennoch. Jetzt sollte sie es ausnutzen! "Ich kann dich auch klettern lassen, Äffchen." Der Vampir sieht sie leicht genervt an, ehe er langsam hochsteigt. "Ich liefere die kleine Zecke ab und Ihr kommt nach. Wehe, Ihr braucht zu lange!" Mit diesen Worten begibt er sich bis zum Krater und sowohl er als auch Alexandra sehen, dass das nicht mehr lange dauern wird. Die heiße Suppe blubbert gut 20 Meter unterhalb des Kraterrandes vor sich hin. Ist verdammt hell und selbst aus dieser Entfernung ist die Hitze schon fast unerträglich. "Und...", fängt die blauhaarige an und sieht zu dem Vampir. "Du willst mich da wirklich absetzen?" Einen wirklichen Kraterrand, auf dem man stehen oder sitzen kann, gibt es nicht. Es gibt nur ausgefranste Spitzen und diese sind wahrscheinlich verdammt heiß. Da schmelzen die Gummisohlen ihrer Schuhe wahrscheinlich schneller als jedes Eis im Sommer.

"Hm... Vielleicht doch nicht." Er hat ja seine Nahrung gern warm. Aber kochen sollte Blut jetzt nicht unbedingt. Also heißt es die Kleine weiterhin festhalten. Seine Augen suchen nach einem etwas breiteren Ort, an dem er sie vielleicht doch abstellen könnte. Wenigstens für ein paar Minuten. Einen Menschen zu tragen ist nicht so wirklich seins. "Warte. Da hinten." Alucard hat ein kleines Plateau entdeckt, welches stabil genug wirkt um sie drauf zu stellen. Also bringt er sie hin und setzt sie ab. Alex sieht skeptisch auf den Untergrund und geht in die Hocke, um die Temperatur zu prüfen. Angenehm warm, aber nicht heiß. Mit einem: "Danke, Alucard!", setzt sie sich hin und fühlt sich durch die Wärme gleich wohler. Den Vulkan unter sich versucht sie zu ignorieren. Es wird alles gut, Lava wird sie nicht umbringen und sie kommen unbeschadet von der Insel weg. Alles in Ordnung! Während sie sich das einredet, blickt Alucard noch einmal in den Schlot hinein. Es wird nicht mehr lange dauern. Was ihn ein wenig wundert ist der Fakt, dass hier nichts danach aussieht als wäre der Vulkan schon jemals ausgebrochen. Kein Lavagestein. Keine Spuren, nichts. Ihm kommen die Worte des kleinen Menschen in den Kopf. Eine Simulation. Das würde es vielleicht sogar erklären. Aber wie kommen sie hier wieder weg? Er sieht nichts, was nach einem Portal aussehen würde. Verdammt!

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now